Es klingt paradox: Das größte Energiepotential, das wir haben, ist das Energiesparen. Das sagt zumindest Hubert Weiger, der Chef des Bundes Naturschutz. "Wenn wir endlich all die Einspar-Techniken einsetzen würden, über die wir schon jetzt verfügen, könnten wir unseren Energieverbrauch um zwei Drittel verringern", lautet Weigers Credo, "und zwar ohne dass wir uns eine völlig asketische Lebensweise angewöhnen müssen." Zum Beispiel durch die rasche energetische Sanierung von Altbauten: Damit ließe sich der Verbrauch von Wärmeenergie um 90 Prozent verringern.
Oder mit der Kraftwärmekopplung in Kraftwerken: Sie würde deren Energieausbeute von 35 Prozent auf bis zu 80 Prozent steigern. Oder durch passgenaue Nahverkehrssysteme, damit mehr Pendler ihr Auto stehen lassen. "Auch beim Strom sind Einsparpotentiale von 20 Prozent möglich", sagt Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern. "Das sieht man am besten an den Fernsehgeräten: Da ist durch eine kleine Gesetzesänderung der Stand-bye-Verbrauch auf unter ein Watt gedrückt worden."
Energiesparen hat aber zwei Probleme. "Es ist nicht so sexy wie die Solaranlage auf dem Dach", sagt Ruckdeschel. "Und wer will schon den elektrischen Dosenöffner hergeben, wenn er ihn einmal hat." Auch wenn der manuelle ebenso gute Dienste leistet.