Süddeutsche Zeitung

Alpenschutz:Die Liftbetreiber am Riedberger Horn zeigen ihr wahres Gesicht

Was zählt, ist der Profit, nicht der Alpenschutz - das offenbaren die Ausbaupläne der Grasgehrenlifte.

Kommentar von Christian Sebald

Da kann man mal sehen, was von Versprechen von Touristikern und Kommunalpolitikern zu halten ist. Wann immer es in der Vergangenheit um die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn ging, haben die Bürgermeister Peter Stehele (Obermaiselstein) und Konrad Kienle (Balderschwang) beteuert, sie und ihre Gemeinderäte seien die besten Garanten dafür, dass das Projekt naturschonend umgesetzt werde. Schließlich handle es sich um ihre Bergheimat, die sie nicht nur lieben, sondern von der sie alle leben.

Berni Huber, der Chef der Grasgehrenlifte äußerte sich ähnlich, jedenfalls so lange er sich äußerte in dem erbitterten Streit. Was die östliche Seite der Skischaukel in Grasgehren anbelangt, haben der Liftchef und die Lokalpolitiker jetzt die Hosen herunter gelassen, wie in dem Märchen vom Kaiser und seinen neuen Kleidern stehen sie nackt da. Die Beschneiung für die Pisten in Grasgehren und die Hörnlebahn mögen hochmodern und die technisch effizientesten ihrer Art sein. Naturschonend sind sie ganz sicher nicht.

Allein der Vergleich der Beschneiungskapazitäten der bislang modernsten Anlagen am oberbayerischen Sudelfeld mit den Beschneiungsplänen für Grasgehren zeigt, dass es den allermeisten Touristikern und Lokalpolitikern nach wie vor nur darum geht, das Ende des klassischen Wintersports hinauszuzögern, so lange es irgendwie geht, und gleich, welchen Preis dafür die Bergwelt in Zeiten des Klimawandels bezahlen muss.

Das gilt nicht nur im Oberallgäu, sondern auch in Oberbayern, wie der Ausbau des Skigebiets am Jenner zeigt. Und noch etwas machen die Ausbaupläne für das Grasgehren-Skigebiet klar. Klare Regularien wie der Alpenplan mit seinen Vorgaben, was in den Bergen möglich ist und was nicht, sind dringender nötig denn je. Dem Riedberger Horn wird der Alpenplan freilich nicht mehr helfen.

Es ist schon fast zynisch, dass die Liftbetreiber ihre Hosen herunter gelassen haben, noch bevor die Änderung des Alpenplans für die umstrittene Skischaukel auch formal fix ist.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2017/vewo
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