Alpenplan:Ein Hoch auf die Berge

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So wichtig der Tourismus für die Kommunen in der Alpenregion ist, allein von Urlaubern und schönen Aussichten lässt es sich dort nicht leben. (Foto: Imago)
  • Auch im Alpenraum gibt es Leerstände, Abwanderung und Verfall. Die CSU will nun mit einer Zukunftsstrategie gegensteuern.
  • Laut Ex-Parteichef Erwin Huber darf der Alpenraum nicht nur als Urlaubsregion begriffen werden, sondern auch als Wirtschaftsstandort.

Von Christian Sebald, München

Das Hotel Guggemos ist ein gutes Beispiel. Jahrzehntelang zählte das Traditionshaus zu den ersten Adressen am Tegernsee. Mit seinem Veranstaltungssaal und der Terrasse am See war es beliebt bei Urlaubern und Einheimischen gleichermaßen. Nun steht das Guggemos schon länger leer und bröckelt vor sich hin. So wie dem Guggemos geht es Gasthäusern und Hotels überall in Bayerns Bergen. Ganze Gemeinden leiden unter Leerständen, Abwanderung und Auszehrung.

"Wir dürfen uns nichts vormachen", sagt der Rosenheimer CSU-Abgeordnete Klaus Stöttner. "Im Alpenraum haben wir vielerorts ähnlich schlimme Probleme wie in anderen strukturschwachen Gegenden Bayerns." Nun will die Landtags-CSU dem Verfall gegensteuern. Unter Führung von Ex-Parteichef Erwin Huber und Stöttner plant sie eine "Zukunftsstrategie für den bayerischen Alpenraum".

Die Region ist Lebenswelt für 1,5 Millionen Menschen

Wer denkt, die CSU wolle nur wieder mal das Füllhorn über Wirten, Hoteliers und Touristikern ausschütten, täuscht sich. Der Ansatz der Landtagsfraktion reicht weit über ein kurzfristiges Zuschussprogramm hinaus. Zumindest legt dies ein 16-seitiges Grundsatzpapier von Huber und Stöttner nahe. Zwar sei der Tourismus zentral für die Kommunen in den Alpen, heißt es darin. "Aber wir dürfen den bayerischen Alpenraum nicht nur als Urlaubsregion begreifen", sagt Erwin Huber. "Wir müssen ihn als Wirtschaft-, Arbeits- und Lebensstandort insgesamt zukunftsfähig machen."

Die bayerischen Alpen seien Lebens- und Arbeitswelt für 1,5 Millionen Menschen. Außer um den Tourismus gehe es deshalb um ein leistungsfähiges Verkehrsnetz, den Erhalt von Kindergärten, Schulen, Kliniken und anderer Infrastruktur, den Aufbau eines starken Internets, die Förderung von Handwerk und Landwirtschaft und vieles andere mehr.

Der Naturschutz soll mehr Gewicht bekommen

In ihrer Strategie will die CSU auch dem Naturschutz einen hohen Stellenwert einräumen. "Der Alpenraum ist von einmaliger Schönheit", heißt es in dem Papier. "Schutzgebiete und extensiv land- und forstwirtschaftlich genutzte Gebiete beherbergen eine großartige Fülle von seltenen schützenswerten Tier- und Pflanzenarten." Diesen einmaligen Reichtum gelte es "zu pflegen und zu erhalten". Huber und Stöttner machen dabei klar, dass sie nicht am Alpenplan rütteln wollen.

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Der 44 Jahre alte Alpenplan ist Basis und Garant des bisherigen Schutzes der Bergwelt. Er unterteilt die bayerischen Alpen in drei Zonen. In Zone A (35 Prozent der bayerischen Bergwelt) sind Seilbahnen, Lifte und andere touristische Projekte grundsätzlich möglich. In Zone B (23 Prozent) gelten dafür starke Einschränkungen. Zone C (42 Prozent) ist tabu für alle Projekte.

"Wir müssen sehen, was am Ende als Strategie herauskommt."

Der Alpenplan ist deshalb unter Touristikern umstritten. So wollen derzeit die Oberallgäuer Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein unbedingt eine Ausnahmegenehmigung für eine Skischaukel am Riedberger Horn durchsetzen. Die Piste und die neue Gondelbahn würden direkt durch die Zone C des Alpenplans führen. Um das Projekt hat sich längst ein Grundsatzstreit entsponnen, wie es die Staatsregierung mit dem Alpenplan hält. In ihrem Alpen-Papier erklärt die CSU-Fraktion nun, dass der Alpenplan für sie nach wie vor die richtige Grundlage für die Entwicklung der Alpenregion sei.

Das ist auch der Grund, warum der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Verein zum Schutz der Bergwelt, aber auch der Bund Naturschutz (BN) das Papier begrüßen - wenn auch vorsichtig. "Huber und Stöttner beschreiben die Probleme der Alpenregion im Großen und Ganzen zutreffend", sagt BN-Chef Hubert Weiger. "Wir müssen sehen, was am Ende als Strategie herauskommt." Zentral für die drei Organisationen ist, dass Projekte wie am Riedberger Horn tabu bleiben.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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