Allgäu:Zweiköpfige Klapperschlange in Reptilienzoo geboren

Klapperschlange mit zwei Köpfen

Eine Laune der Natur: Die mexikanische Schwarzschwanzklapperschlange mit zwei Köpfen.

(Foto: dpa)

Beide Köpfe können fressen. Allerdings muss der Chef des Reptilienzoos in Scheidegg bei Lindau aufpassen, dass jeder etwas abbekommt.

Von Stefan Mayr, Scheidegg

Udo Hagen war ohnehin schon stolz wie Oskar auf seine mexikanischen Schwarzschwanzklapperschlangen. Doch jetzt kann der Chef des Reptilienzoos in Scheidegg (Landkreis Lindau) ohne Übertreibung mit einer wahrlich seltenen Attraktion werben: In einem seiner Terrarien lebt eine zweiköpfige Schlange. "Beide Köpfe können fressen", sagt Hagen, "sie sind gehirnmäßig voll ausgebildet und haben eine eigene Luft- und Speiseröhre."

Der 43-Jährige ließ sein noch namenloses Reptil von einem Tierarzt untersuchen und röntgen. "Wenn was nicht gestimmt hätte, hätten wir sie erlösen müssen", sagt Hagen, "Aber sie ist top gesund." Nur beim Füttern müsse er "aufpassen, dass sie sich nicht in die Haare kriegen", erzählt er schmunzelnd. "Aber der rechte Kopf ist ein bisschen dominanter, wenn er gefressen hat, dann kriegt auch der linke was." Das Tier habe "nur" einen Magen. Hagen spricht von einem "siamesischen Zwilling", er selbst sei nach der Geburt "komplett überrascht" gewesen, da die Elterntiere vollkommen normal seien.

Der Artenschutz-Referent des Bund Naturschutz, Kai Frobel, hat mit der Zurschaustellung der Schlange kein Problem: "Das ist eine Laune der Natur, und die sollten wir Menschen respektieren." Frobel weiß von "vier, fünf Fällen" zweiköpfiger Schlangen, die in den vergangenen Jahren aufgetreten sind. "Das ist schon extrem selten, das kommt im Faktor Eins zu zig Millionen vor." In der Natur wären solche Missbildungen wohl nicht lange lebensfähig. "Aber in menschlicher Obhut können Sie auch länger überleben", sagt Frobel. Derzeit gibt es auch im Rostocker Zoo eine Höhlenschönnatter mit zwei Köpfen zu bestaunen.

Rostock ist von Scheidegg weit genug entfernt, dass sich Udo Hagen auf einen mächtigen Besucheransturm freuen kann. Bislang hatte er 80 bis 100 Besucher am Tag. Nach der Veröffentlichung des ersten Doppelkopf-Fotos in der Allgäuer Zeitung am Freitag riefen bei ihm mehr als 20 Journalisten an, Kamerateams gaben sich die Türklinke in die Hand. Kai Frobel vom Bund Naturschutz wird den Weg ins Allgäu nicht antreten: "Wir haben ganz andere Sorgen." Die heimische Kreuzotter sei in vielen Gebieten Bayerns vom Aussterben bedroht. Um diese werde er sich bevorzugt kümmern.

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