Allgäuer Alpen:Der rätselhafte Metallbär

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Auf Bären sind Landrätinnen und Landräte alpennaher Landkreise nicht gut zu sprechen. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Im Allgäu ist eine Skulptur aufgetaucht, die wohl auf die problematische Beziehung zwischen Mensch und Bär hinweisen soll – und ganz schnell wieder verschwunden.

Glosse von Florian Fuchs

Vermutlich ist es ein Jungtier, drei oder vier Jahre alt, aber keineswegs aus dem Trentino eingewandert. Dieser Bär auf dem Himmelseck zwischen Oberstdorf und Hinterstein ist aus Metall und damit quasi von Natur aus menschenscheu. Es gibt also keinen Grund ihn abzuschießen, wie es die Landrätinnen und Landräte alpennaher Landkreise erst Anfang des Sommers bei einem Treffen im Oberallgäu für auffällige Bären im Bundesgebiet gefordert hatten. Zumal die Skulptur im Hintersteiner Tal offenbar ganz ohne Gewalt rasch und rechtssicher entnommen wurde.

Die Allgäuer Zeitung hatte die Bärenskulptur zuerst entdeckt, die Recherche dazu endete jedoch schnell in einer Sackgasse: Niemand weiß, wie der Bär da hinaufkam, wo er herkam, was er soll, von wem er stammt und warum ihn überhaupt jemand dort aufgestellt hat. Genauso wenig wie jemand weiß, warum die Skulptur jetzt über Nacht wieder verschwunden ist, und wer wie was dahintersteckt. Genau genommen also weiß man gar nichts, der Verdacht liegt aber nahe, dass da jemand auf die auch im Allgäu problematische Beziehung zwischen Mensch und Bär hinweisen wollte.

Die Sichtung eines echten sogenannten großen Beutegreifers im Mai 2023 im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang, fotografiert von einem Radfahrer, hat massiv schlechte Laune ausgelöst bei Alphirten und auch bei der Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller. Sie forderte Handlungssicherheit im Umgang mit Bären, die gemäß Gesetz besonders streng geschützt sind, es gelten sogenannte Zugriffs-, Stör-, Besitz- und Vermarktungsverbote. Baier-Müller und ihren Kolleginnen und Kollegen aus anderen Landkreisen schwebt kurz zusammengefasst Folgendes vor: Lässt sich noch einmal ein Braunbär auf bayerischem Boden blicken, soll er es bereuen, solange er sich nicht von selbst wieder schleicht und keinen Schaden anrichtet.

Das gilt nicht für Metallbären, die Skulptur auf dem Himmelseck ist trotzdem ebenso schnell wie mysteriös verschwunden wie vor ein paar Jahren der zunächst allgäuweit bekannte Holzpenis auf dem Grünten. Der wurde plötzlich weltweit bekannt, nachdem er zwar rasch, aber den Sägespänen auf Fotos vom Tatort nach zu urteilen brutal entnommen wurde. Vielleicht ist es für die Bärenskulptur sicherer, so menschenscheu zu bleiben wie bisher: Nicht, dass Landräte noch zur Säge greifen.

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