Allgäu:Experten jubeln über sensationelles Wolfs-Foto

Allgäu: Dieses Foto, das bei Oberstdorf entstand, ist der dritte Beleg dafür, dass in Südbayern Wölfe unterwegs sind.

Dieses Foto, das bei Oberstdorf entstand, ist der dritte Beleg dafür, dass in Südbayern Wölfe unterwegs sind.

(Foto: Landesamt für Umwelt)

Das Foto ist für Experten eine Sensation - aus mehreren Gründen. Schon wieder ist ein Wolf in Bayern gesichtet worden, diesmal im Allgäu. Jetzt stellen sich für die Experten mehrere Fragen.

Von Christian Sebald

Es ist ein irrer Schnappschuss: Aufrecht steht der junge Wolf im hohen Gras, irgendwo in einem der Täler im Süden von Oberstdorf, fast wie eine Statue. Womöglich konzentriert er sich auf ein Geräusch, das er eben gehört hat, ein leises Knacken etwa. Zwar ist das Foto etwas verwaschen. Aber die Fellzeichnung und die Körperhaltung sind so eindeutig, dass die Spezialisten am Landesamt für Umwelt (LfU) ungewöhnlich fix reagierten: Schon einen Tag, nachdem sie den Schnappschuss erhalten hatten, ging die Behörde damit an die Öffentlichkeit. Zugleich erklärte sie: Ja, das ist sehr wahrscheinlich ein Wolf, der da zu sehen ist. Nun hat also auch das Allgäu seinen Wolf.

Das Foto ist aber auch deshalb eine Sensation, weil es binnen weniger Wochen der dritte Beleg dafür ist, dass in Südbayern Wölfe unterwegs sind, und zwar mehrere. Mitte März war am oberbayerischen Wendelstein der Kadaver einer Hirschkuh entdeckt worden, die ein junger Wolf gerissen hatte. Wenige Wochen später fuhren zwei junge Frauen frühmorgens mit dem Auto eine kleine Landstraße nahe Dorfen im Kreis Erding entlang. Auf einem Feld entdeckten sie ein Tier, das irgendwie an einen Hund erinnerte. Das Ganze kam den Frauen so seltsam vor, dass sie es mit ihrem Handy fotografierten. Raubtierexperten wie Ulrich Wotschikowsky sagten gleich: Das ist ein Wolf.

Der Wolf kann aus mehreren Richtungen kommen

Nun also ist auch im Oberallgäu ein Wolf aufgetaucht. Für die Jäger dort ist die Überraschung nicht so groß. "Wir haben schon seit gut sechs Wochen das Gefühl, dass in unseren Bergen einer herumstreift", sagt einer. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis es gelingt, den Beweis dafür zu liefern." Auch Experte Wotschikowsky ist wenig erstaunt. "Zum einen gibt es schon länger Wolf-Sichtungen im Vorarlberger Lechtal", sagt er. "Das ist keine 15 Kilometer von Oberstdorf entfernt." Erst vor wenigen Tagen beobachtete dort ein Jäger, wie sich ein Wolf in aller Seelenruhe an zwei Rothirschen zu schaffen machte, die der Mann eben geschossen hatte. "Gut möglich, dass dieser Wolf nun ins Oberallgäu gewechselt ist", sagt Wotschikowsky. Andererseits könnte das Tier aus dem schweizerischen Chur zugewandert sein. Dort ist das sogenannte Calanda-Rudel daheim, aus dem jedes Jahr etliche Jungwölfe abwandern. Zwischen Chur und Oberstdorf sind es keine 90 Kilometer Luftlinie - "ein Klacks für einen jungen Wolf", wie Wotschikowsky sagt.

Bleibt die Frage, ob es sich auch um den Oberaudorfer respektive den Dorfener Wolf handeln könnte? "Natürlich ist alles möglich, Wölfe sind heute hier und morgen dort", sagt Wotschikowsky. "Aber das glaube ich eher nicht." Die Erfahrung zeige, dass Wölfe auf ihren Wanderungen immer eine grobe Richtung einhalten. "Also zum Beispiel nach Norden oder nach Westen", sagt Wotschikowsky. "Und wenn sie mal umdrehen, marschieren sie in etwa den gleichen Weg zurück." Der Oberaudorfer Wolf hätte aber einen Zickzack-Kurs zurückgelegt, wenn er über Dorfen ins Allgäu gelaufen wäre.

Für die Allgäuer Bauern sind das Spitzfindigkeiten. Wie ihre oberbayerischen Kollegen halten sie nichts davon, dass ein Wolf auf ihren Alpen herumstreift. "Der Wolf ist übrig wie ein Kropf", sagte Franz Hage vom Alpwirtschaftlichen Verein im Bayerischen Rundfunk. Er müsse wieder weg. Wölfe sind jedoch eine streng geschützte Art.

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