Mitten in Bayern:Weltrekord mit Kuhglocken

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Das Allgäu, ohnehin schon eine Gegend vieler Superlativen, könnte bald Kuhglocken-Weltmeister werden. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

In Bad Hindelang sollen mindestens 800 Menschen gleichzeitig mit Schellen bimmeln - als Zeichen für die Alpwirtschaft. Ein Dirigent wird den Takt vorgeben.

Von Florian Fuchs, Bad Hindelang

Eigentlich sind es ja immer die Zugezogenen, die ein Eigenheim auf dem Land erstehen und dann nicht einsehen wollen, dass sie nun eben auf dem Land wohnen. Und dann prozessieren sie, gegen Kuhfladen auf der Straße, gegen Glocken an den Hälsen der Kühe, überhaupt am liebsten gegen die Existenz von Landwirten. Bis ins ferne Nordrhein-Westfalen etwa haben sie sich lustig gemacht über das Ehepaar, das sich in Oberbayern jahrelang durch die Instanzen klagte, weil die Kühe auf der Weide zu laut bimmelten und ihm den Schlaf raubten. Die Angelegenheit endete mit einem Vergleich.

In Bad Hindelang und ganz allgemein im Allgäu brauchen sich solche Leute nicht blicken lassen. Da wäre kein Vergleich in Sicht, im Gegenteil: Wer das Schellenläuten nicht erträgt, dem hilft höchstens noch ein Besuch des Telemark-Weltcup-Finals in Oberjoch im März, sozusagen als Schocktherapie. Da haben sich der Ort, der Skiverband, die Allgäuer Tourismuszentrale sowie die Lokalzeitung zusammen getan, um den Weltrekord im Kuhschellenläuten aufzustellen.

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Notariell überwacht sollen mindestens 800 Leute mit Glocken auf einmal bimmeln, als Zeichen für die Alpwirtschaft und das Kulturgut Kuhschelle. Ein Dirigent gibt den Takt vor, Alphornbläser begleiten das Geläut musikalisch. Bislang liegt der Rekord im Boswil, Schweiz: 640 Personen, 700 Kuhglocken. Das geht natürlich gar nicht für die Allgäuer, die ja auch schon die Weltrekorde für die saftigsten Wiesen und die sanftesten Hügel halten. Im niederbayerischen Rinchnach waren schon einmal 1370 Glocken gleichzeitig zu hören, offiziell beglaubigt ist das aber nicht.

46 Alpen mit rund 8000 Hektar Alprechtsfläche machen 56 Prozent der Gemeindefläche aus. Insofern ist Bad Hindelang prädestiniert für solch einen Rekord. Wobei im Allgäu kleine Schellen, nicht große Kuhglocken Tradition haben, damit die Alphirten ihr Vieh besser finden. Und wenn sie nun den angestrebten Weltrekord verwirklichen, zündet im nächsten Winter vielleicht auch die Allgäuer Silvester-Aktion "Bimmeln statt böllern" groß: Da sind die Einheimischen aufgerufen, das neue Jahr mit Schellen einzuläuten, statt Raketen und damit Feinstaub in die Luft zu blasen. Die Corona-Jahre und das einhergehende Böllerverbot haben der Aktion bereits Auftrieb gegeben - da können nicht mal Zugezogene etwas dagegen haben.

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