Allersberg:Wenig Hinweise zu Anschlag auf ICE

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LKA weist Spekulationen um rechtsextreme Motive zurück

Von Uwe Ritzer

NürnbergDie Passagiere des ICE 821, der Anfang Oktober auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Nürnberg und München Ziel eines Anschlagsversuchs wurde, waren zu keiner Zeit in akuter Gefahr für Leib und Leben. "Nach aktuellem Stand der Ermittlungen gehen wir nicht davon aus, dass Menschen hätten verletzt oder gar zu Tode kommen können", sagte Ludwig Waldinger, Sprecher des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA). Weder das über die Schienen gespannte Drahtseil, noch die mutmaßlich ins Gleisbett geworfenen Gegenstände hätten den Zug zum Entgleisen bringen können.

Der LKA-Sprecher trat zugleich Spekulationen entgegen, wonach die Ermittler zwischenzeitlich nicht mehr von einem islamistischen, sondern von einem rechtsextremen Hintergrund ausgingen. "Es ist wie es vom ersten Tag an war: Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte Waldinger. Auch die Möglichkeit, dass der oder die Täter ungeachtet des in Tatortnähe gefundenen Drohbriefes in arabischer Schrift zum rechtsextremen Spektrum gehören könnten, habe man von Anfang an in Betracht gezogen. Das Schreiben war etwa dreieinhalb Kilometer vom Tatort unweit des Bahnhofes von Allersberg an einem Brückenpfeiler gefunden worden, der zudem mit einem arabisches Graffito beschmiert war. Die Tat selbst ereignete sich am Sonntag, 7. Oktober, also eine Woche vor der Landtagswahl. Ein Zusammenhang könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es.

Die Sicherheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung, haben aber noch keine heiße Spur. 50 Ermittler sind ausschließlich mit dem Fall befasst, wobei Spezialisten beim Bundeskriminalamt, der Bundespolizei und den Polizeipräsidien in Nürnberg und München noch nicht eingerechnet sind. Aufrufe an die Bevölkerung mit der Bitte um sachdienliche Hinweise stießen bislang auf wenig Resonanz. Neue Erkenntnisse erhoffen sich die Fahnder von weiteren Holz- und Eisenteilen, die vergangene Woche bei einer Suchaktion am betreffenden Streckenabschnitt gefunden wurden. "Sie waren in Art und Beschaffenheit den bereits vorher sichergestellten Gegenständen ähnlich", heißt es in einer Mitteilung des LKA. Die Fundstücke werden derzeit im kriminaltechnischen Institut des LKA untersucht.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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