Aktueller Bayerntrend:Söder kämpft vergeblich an der rechten Flanke

Bayerisches Kabinett besucht Brüssel

Gut aufgelegt: Markus Söder zu Besuch bei Jean-Claude Juncker in Brüssel

(Foto: dpa)

Mit Entscheidungen wie dem Kreuz-Erlass will Bayerns Ministerpräsident die Sympathisanten der AfD zurück zur CSU holen. Doch die Strategie geht nicht auf.

Kommentar von Johann Osel

Die Bayern-AfD im Wahlkampfmodus agiert zum Beispiel so: Österreich will Mädchen das Kopftuch verbieten, auch hierzulande kam die Debatte neulich auf. Die AfD Passau postete auf Facebook einen Text, in dem eine Kultusministerin Verbote ablehnt, Lehrern aber zum offenen Dialog mit muslimischen Familien rät. "Islamisierung" und "Grundschulkinder sollen Kopftuch tragen" schrieb die Passauer AfD - und wollte wohl nicht nur missverstanden werden, sondern wurde es auch.

Ihre Kinder werden garantiert kein Kopftuch tragen, echauffierten sich etwa eine Ruth und ein Frank. Das mündete rasch in Tiraden auf das "System", inklusive CSU. Und der Ministerin solle man "die Fresse polieren", war zu lesen. Stimmungsmache in einer Welt aus Angst und Wut. Im echten Leben hört man von AfD-Leuten oft Ähnliches.

Markus Söder müsste eigentlich jetzt in dem Milieu punkten: Grenzpolizei gegen "Invasoren" (wie es auf AfD-Deutsch heißt), Kreuze in Behörden für die abendländische Identität. Den rechten Rand wieder zu binden, ist klares Ziel der CSU. Doch im "Bayerntrend", der BR-Umfrage zur Landtagswahl, profitiert die CSU praktisch nicht von Söders Offensive. Die AfD legt zu. Denn den Anhängern der Rechtspopulisten geht es beim Thema Identität meist gar nicht um ihre eigene oder um das Christentum. Sondern es geht ihnen nur um die Identität von Muslimen - die man nicht gestattet. Etwa so: Was nütze ein Kreuz in der Amtsstube, wenn daneben eine Moschee stehe!

Söders Kampf an der rechten Flanke fruchtet nicht. Seit der Flüchtlingskrise gilt die CSU vielen AfD-Anhängern quasi als "linke Systempartei" - auch wenn das so gar nicht der Realität entspricht. Ein deutlicher Stamm dieser Wähler verharrt derart in Furcht und Zorn, dass sie wohl erst mal nicht zurückzuholen sind, auch nicht mit Kreuzen und Grenzen. Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass Söder durch seinen Kurs offenbar keine Wähler im liberalen CSU-Lager verloren gehen. Erst recht nicht an die SPD - die auf der Flanke links der Mitte vor sich hin schrumpft.

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