Aktionsplan:Regierung reagiert auf Kritik an Queer-Politik

Nach der Kritik von Experten und Opposition sieht auch die bayerische Staatsregierung beim Schutz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Interpersonen (LGBTIQ) Handlungsbedarf. "Die oberste Prämisse ist, dass jeder hier so leben kann, wie er oder sie das möchte", sagte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. Niemand dürfe im Freistaat wegen seiner Gesinnung oder seiner sexuellen Orientierung ausgegrenzt oder benachteiligt werden. "Das ist selbstverständlich." Weil Bayern als einziges Bundesland bisher keinen "Aktionsplan" für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt hat, hatten Grüne, SPD und FDP ein Antragspaket im Landtag eingebracht. "Die Gesellschaft ist in Bayern schon deutlich weiter als die Regierung", sagte Sebastian Körber (FDP).

Ministerin Trautner betonte jetzt, dass ihr Haus seit der Anhörung von Experten im Landtag im November bereits an dem Thema dran sei. Gleichwohl sei ihre Priorität - passend zu ihrem generellen Motto als Ministerin "hinschauen, zuhören, kümmern" - nicht die Erstellung eines Aktionsplans für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. "Ich bin eher die Pragmatikerin. Bevor ich mich monatelang hinsetze und einen Aktionsplan entwickle, der noch keinem Menschen geholfen hat, würde ich jetzt prioritär versuchen, Unterstützungsangebote zu schaffen, die gleich wirken."

Als Beispiele nannte Trautner Beratungsangebote auch außerhalb der Ballungszentren. Mit einem Online-Angebot und einer Telefonberatung gerade für queere Männer könne schnell geholfen werden. "Das gilt für Stadt und Land ganz genauso." Auch bei speziellen Beratungsangeboten für Jugendliche gebe es Handlungsbedarf. "Natürlich ist es wichtig, gerade bei jungen Menschen, dass es Angebote gibt, dass sich niemand alleingelassen fühlt." Gleiches gelte für die Bereiche mit Berührungspunkten zu anderen Ministerien - etwa für mehr Sensibilität für das Thema an den Schulen.

Wie lange es dauern werde, bis die Angebote in der Praxis verfügbar seien, konnte Trautner noch nicht sagen. "Mir ist wichtig, dass es gescheit aufgesetzt wird, dass es Hand und Fuß hat und dass ich dann wirklich alle Aspekte genau beleuchtet habe", sagte sie. Das Thema werde jetzt umgesetzt, "das nehmen wir ernst".

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