Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sieht den Einzug seiner Partei in den Bundestag als notwendig an, „um das Land vor einer Verfassungskrise zu schützen“. Eine künftige schwarz-rote oder schwarz-grüne Regierung würde „sich im Kreis drehen, sich gegenseitig blockieren“, sagte er bei einem Pressetermin am Freitag in Landshut. Damit werde sich weder die Problemlage in der Wirtschaft noch „das Mega-Thema Zuwanderung“ lösen lassen. „Noch sind die Würfel nicht gefallen“– aber es „steht uns eine Unregierbarkeit ins Land“. Mit seinen FW hätten die Wähler dagegen die Chance „auf eine bürgerlich-liberal-konservative Regierung“, man wolle helfen, „den Karren aus dem Dreck zu ziehen“; und zwar mit „gesundem Menschenverstand, den wir mitbringen, weil wir aus der Kommune wissen, wie die Dinge laufen“.
Aiwangers Ziel ist es, bei der Wahl in gut zwei Wochen über den Gewinn von mindestens drei Direktmandaten den Einzug in den Bundestag zu schaffen. Die sogenannte Grundmandatsklausel hat auch nach der Reform des Wahlrechts durch die Ampel Bestand. Wenn die FW drei Wahlkreise mit der Erststimme gewinnen sollten, zögen sie in Fraktionsstärke entsprechend ihrer bundesweiten Zweitstimmen in den Bundestag ein. Das könnten „im Gefolge rund 20 Freie Wähler aus ganz Deutschland“ sein, so Aiwanger. Schaffen will er das in Bayern mit einer Kommunalpolitiker-Offensive: Neben seiner Person setzt er auf die Landräte Peter Dreier (Landshut) und Indra Baier-Müller (Oberallgäu). Auch dem Bürgermeister von Gersthofen, Michael Wörle, rechnet er Chancen zu. Aiwanger selbst tritt wegen Dreiers Kandidatur nicht in seiner Heimat in der Region um Landshut an, sondern im benachbarten Wahlkreis Rottal-Inn.
Das Manöver mit den Direktmandaten hatte Aiwanger ersonnen, weil ein Erreichen der Fünf-Prozent-Hürde utopisch wirkt. In Umfragen werden die FW oft nur unter den „Sonstigen“ erfasst; und wenn doch einzeln aufgeführt, dann meist mit Werten um die zwei Prozent. Das würde dem Ergebnis bei der Bundestagswahl 2021 entsprechen, 2,4 Prozent. Auch direkt im Freistaat sind die Aussichten mau, trotz erkennbarem Zulauf bei Wahlkundgebungen in jüngster Zeit. Im BR-„Bayerntrend“ kamen die FW zuletzt auf nur fünf Prozent. Weit hinter dem Landtagswahlergebnis (fast 16 Prozent).
Seine Vision, so Aiwanger, sei eine Koalition ohne Rot-Grün: aus Union, FW und auch FDP. „In der größten Not“ könne er sich ein Bündnis mit der SPD vorstellen, „bevor wir zuschauen, wie die Grünen dabei sind“. Die AfD komme nicht infrage. Seine Mitstreiter berichteten von einer positiven Stimmung in ihren Wahlkreisen. Peter Dreier sagte, der im Bundestag durchgefallene Antrag zur Migration rufe „Kopfschütteln“ hervor. Die Zuwanderung bewege die Menschen, gefährde den inneren Frieden und belaste die Sozialkassen. Der Plan mit den drei Direktmandaten werde indes lokal immer bekannter, da „schnackelts“ bei den Wählern. Streitig machen würden die FW die Mandate wohl der CSU.
Die Partei hatte 2021 alle Wahlkreise außer einen direkt gewonnen; die Ausnahme ging an die Grünen, in München-Süd. CSU-Chef Markus Söder macht immer wieder klar, seine Partei habe nichts zu verschenken habe. Für die FW gelte das Motto: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Also Präsenz in Kommunen und auf Landesebene.