Süddeutsche Zeitung

Affären in Miesbach:Kreidls Stellvertreter in Bedrängnis

Er hat die Geburtstagsparty für Jakob Kreidl mitorganisiert und sich selbst eine ordentliche Feier von der Sparkasse spendieren lassen: Miesbachs Vize-Landrat Arnfried Färber. Selbst seine eigene Partei, die Freien Wähler, fordert Konsequenzen. Doch Färber zeigt sich ähnlich einsichtig wie zuvor Kreidl.

Von Heiner Effern und Christian Sebald

Nach dem Rückzug des Miesbacher Affären-Landrats Jakob Kreidl (CSU) gerät auch der Vize-Landrat und amtierende Landkreischef Arnfried Färber (Freie Wähler) unter Druck. Färber war nicht nur einer der Organisatoren der 118 000 Euro teuren Geburtstagsfeier für Kreidl, über die der CSU-Politiker letztlich gestolpert ist. Färber ließ sich das Fest zu seinem 70. Geburtstag komplett von der Sparkasse bezahlen. 55 400 Euro kostete die Feier für 150 Gäste.

Die Freien Wähler im Landtag üben scharfe Kritik. "So was geht gar nicht", sagt Landeschef Hubert Aiwanger, "Für Färber gilt das Gleiche wie für Kreidl, er sollte die Konsequenzen ziehen." Auch die Miesbacher Freien Wähler sprechen sich "für einen Neuanfang" aus. Die SPD fordert den Lokalpolitiker auf, die 55 000 Euro an die Sparkasse zurückzubezahlen.

Dazu sieht Färber zumindest derzeit keinen Anlass. Als amtierender Landrat nimmt er dieser Tage zahlreiche repräsentative Termine wahr, so als würde der Landkreis derzeit nicht von einer schlimmen politischen Krise erschüttert. Am Dienstagabend, als siein der CSU fieberhaft auf Kreidls Verzicht auf alle Ämter warteten, empfing Färber mit zahlreichen Lokalpolitikern die Olympioniken aus der Region, die eben aus Sotschi zurückgekehrt waren. Mit der Rodlerin Natalie Geisenberger, der Eishockey-Spielerin Sara Seiler und den Snowboardern Amelie Kober und Konstantin Schad stand der Freie-Wähler-Mann vor Hunderten Gästen auf der Bühne auf dem Miesbacher Marktplatz.

Auch mit seiner Geburtstagsfeier hat Färber kein Problem. Er sieht sie "als Anerkennung für mein drei Jahrzehnte währendes Engagement um die Gemeinde Hausham, um den Landkreis Miesbach und die Kreissparkasse", wie er erklärt. "Zudem war die Feier verbunden mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch die Gemeinde Hausham, die damit auf eine separate Feier verzichtet hat." Seine persönlichen Freunde und Bekannten hätten nur "einen Bruchteil der geladenen Gäste ausgemacht".

Die Entscheidung, ob er die 55 000 Euro zurückbezahlt, wird er "nach Abschluss der sparkassenaufsichtlichen Prüfungen" treffen, sagt der Vize-Landrat, der auch Vizechef des Sparkassen-Verwaltungsrats ist. Und natürlich hält er an seiner erneuten Kandidatur für den Kreistag fest. Lediglich das Amt des Vize-Landrats strebe er nach der Wahl nicht mehr an.

Bei seinen Freien Wählern stößt dies auf Unverständnis. "Die Situation fordert von uns, dass wir handeln", sagt Landratskandidat Norbert Kerkel. Eine direkte Forderung an Färber, sich sofort aus seinem politischen Amt zurückzuziehen, vermeidet er aber. Der Kreisvorstand werde aber demnächst einen Beschluss zur Causa Färber fassen, sagt er.

Deutlicher wird die Waakirchner Gemeinderätin Gisela Hölscher, die Kerkel politisch nahe steht. Sie fordert "von allen Beteiligten ein öffentliches Bekenntnis und eine Entschuldigung". Die Verquickung von einigen Kreispolitikern und der Sparkasse sei "ein Fass ohne Boden". Nach der Einsicht eines Fehlers müsse Wiedergutmachung folgen. "Das erfordert der Anstand."

Kerkel selbst hat schon reagiert. Er hat die 8513 Euro, die sein verstorbener Vater damals als Landrat für ein Geburtstagsfest von der Sparkasse erhalten hat, zurückgezahlt. "Es wäre angebracht, wenn auch andere darüber nachdenken würden", sagt er in Richtung Kreidl und Färber.

Doch auch Kerkel junior muss sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Als sein Vater Landrat war, erhielt er für sein IT-Unternehmen Aufträge vom Abfallwirtschaftsunternehmen des Kreises. Die Geschäftsbeziehung besteht noch immer. Kritiker warfen Kerkel senior "illegitime Begünstigung" seiner Familie vor. Der Landrat ging dagegen gerichtlich vor und verlor. Im Urteil beanstandete der Richter zwar die Auftragsvergabe nicht, der Landrat hatte bei der Abstimmung den Saal verlassen. Aber in der Begründung wurde die Frage nach "vorauseilendem Gehorsam" aufgeworfen. Kerkel junior betont, alles sei sauber gelaufen. Aber er sagt auch: "Ich denke, ich würde es heute nicht mehr machen."

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SZ vom 28.02.2014/infu
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