Affäre um Haderthauer:Tanz mit dem "Untersuchungsgegenstand"

Affäre um Haderthauer: Florian Herrmann amüsierte sich beim Parteifasching mit Christine Haderthauer - obwohl Herrmann im Untersuchungsausschuss gegen Haderthauer sitzt.

Florian Herrmann amüsierte sich beim Parteifasching mit Christine Haderthauer - obwohl Herrmann im Untersuchungsausschuss gegen Haderthauer sitzt.

(Foto: espresso Mediengruppe)
  • Der CSU-Politiker Florian Herrmann ist im Untersuchungsausschuss zur Modellbau-Affäre der stellvertretende Vorsitzende.
  • Nun zeigte er sich am Wochenende bei der "Schanzer Nacht" fröhlich und tanzend mit seiner Parteikollegin Haderthauer.
  • Das Verhalten sorgt auch bei einigen Parteikollegen der CSU für Irritationen.

Von Dietrich Mittler und Wolfgang Wittl

Die "Schanzer Nacht" der CSU gilt als einer der gesellschaftlichen Höhepunkte während der Ingolstädter Faschingssaison. So auch vergangenes Wochenende, als gut und gern 2500 Gäste gezählt wurden. Dieses Mal aber erregt der CSU-Ball sogar überregionales Interesse, denn auf einem der Veranstaltungsfotos ist die CSU-Landtagsabgeordnete Christine Haderthauer zu sehen, wie sie mit ihrem Parteifreund Florian Herrmann um die Wette strahlt. Auch beim gemeinsamen Tänzchen der Tischnachbarn drückte ein Fotograf auf den Auflöser.

Dass sich Haderthauer und Herrmann auf dem Ball sichtlich amüsierten, kommt nicht überall gut an: Herrmann ist der stellvertretende Vorsitzende des Untersuchungsausschusses (UA) "Modellbau" im Landtag, der unter anderem herausfinden soll, ob Haderthauer als frühere Staatskanzleichefin das Parlament wahrheitsgemäß über ihre Rolle in der Firma "Sapor Modelltechnik" informiert hat.

Brisante Tischordnung

Auf Haderthauer warten unangenehme Fragen über die Geschäfte mit exklusiven, von psychisch kranken Straftätern hergestellten Oldtimer-Modellen. Zudem laufen in dieser Sache gegen sie staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Steuerhinterziehung. Und so etwas sorgt für Aufmerksamkeit. Kaum waren die Ballfotos im Internet zu sehen, da twitterte die Grünen-Abgeordnete Ulrike Gote schon eines davon herum - begleitet vom bissigen Kommentar: der stellvertretende UA-Vorsitzende "mit Untersuchungsgegenstand".

Bei einigen örtlichen CSU-Größen rief das unbekümmerte Miteinander ebenfalls Stirnrunzeln hervor - zu groß war deren Sorge, dass das für öffentliches Gerede sorgen könnte. Die CSU-Fraktion im Landtag hielt indes den Ball flach: Als Landtagsabgeordnete seien Haderthauer und Herrmann natürlich in Kontakt. Herrmann selbst fragt sich, was an seinem Handeln falsch sein sollte. "Frau Haderthauer hat mich halt eingeladen", sagte er. In Deutschland gelte immer noch die Unschuldsvermutung. "Und das heißt, keine Vorverurteilung zu machen." Genau das aber geschehe derzeit bei Christine Haderthauer "in sehr umfangreichem Maße". Durch die politische Arbeit sei er mit Haderthauer freundschaftlich verbunden: "Ich schätze sie als Politikerin und als Mensch sehr." Auf die anstehenden Untersuchungen im Ausschuss habe das "überhaupt keine Auswirkungen". Der SPD-Rechtsexperte Horst Arnold, der dem UA Modellbau vorsteht, sieht das eher unaufgeregt: Er habe Haderthauer und Herrmann auch schon gemeinsam in einer Box der Landtagsgaststätte erblickt. "Mit Sicherheit haben die sich auch den Fragenkatalog des Untersuchungsausschusses zusammen angesehen", vermutet Arnold. Als früherer Staatsanwalt ist er erfahren in Ermittlungssachen der Justiz. Aber ein Untersuchungsausschuss im Landtag folge eben anderen Regeln. "Da gibt es keine Vorschriften, die solche Kontakte verbieten." Er selbst vermeide Begegnungen mit Menschen, die im Ausschuss befragt werden sollen.

Dass Haderthauer und Herrmann "kein Hehl" daraus machten, dass sie sich austauschen, sieht Arnold im gewissen Sinne sogar positiv: "Das hat zwar ein Geschmäckle, andererseits setzen sie ein Zeichen, wie in diesem Fall die Interessen platziert sind." Auf die ordnungsgemäße Arbeit des Untersuchungsausschusses habe das keinen Einfluss. Wenn sich zwischen CSU und Opposition am Ende keine gemeinsame Sicht herausarbeiten lasse, könnten SPD, Grüne und Freie Wähler ihre Sicht ja in einem Minderheitenbericht darstellen.

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