Affäre um CSU-Landrat:Kreidl rechnet nach

Jakob Kreidl

Hat nachgerechnet und fühlt sich unfair behandelt: Jakob Kreidl.

(Foto: picture alliance / dpa)

Von einer "Luxusfeier" könne keine Rede sein: In einer E-Mail rechnet der Miesbacher Landrat Jakob Kreidl den CSU-Mitgliedern in seiner Heimat vor, was seine Geburtstagsparty gekostet hat - aus seiner Sicht.

Von Christian Sebald

Am frühen Freitagnachmittag ist der wegen seines teuren Geburtstagsfestes heftig kritisierte Miesbacher Landrat Jakob Kreidl (CSU) von seinem Amt als Präsident des Landkreistags zurückgetreten. Wenige Stunden später hat der 61-Jährige eine E-Mail an die CSU-Mitglieder in seiner Heimat verschickt, in der er betont, dass er "persönlich zwar der Anlass der Feierlichkeiten war, aber nicht der Verursacher der immensen Kosten".

Zugleich rechnet der CSU-Politiker die Ausgaben für das Fest, das die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee mit 77 000 Euro und der Landkreis Miesbach mit 33 000 Euro gesponsort haben, auf 26 491 Euro herunter. Gegen Ende der E-Mail äußert er Bedauern, dass er nicht mit der "notwendigen Sensibilität" gehandelt habe, und erklärt, er müsse die Verantwortung übernehmen, "wenn die CSU dadurch Schaden erleidet".

An seiner Landratskandidatur hält Kreidl dennoch fest: "Nach reiflicher Überlegung (...) bin ich zu dem Schluss gekommen, dass für die Partei ein Rückzug so kurz vor der Kommunalwahl ein größerer Schaden wäre." In der CSU herrschte Fassungslosigkeit. "Wir wissen nicht, was ihn dazu angetrieben hat", sagte ein Parteimitglied. "Er macht doch nur alles immer schlimmer."

Seine Frau und er hätten von Anfang an auf eine Feier in angemessenem Rahmen gedrängt, schreibt Kreidl. "Aber die Veranstalter wollten uns eine besondere Freude machen und haben sehr viele Gäste eingeladen." Dadurch seien die hohen Kosten entstanden, von denen er erst im Nachhinein erfahren habe. Das Geburtstagsfest kostete 118 000 Euro, allein die Steuer, welche Sparkasse und Kreis abführen mussten, betrug 45 000 Euro. Was diese Steuern anbelangt, erklärt Kreidl: "Ich muss gestehen, dass ich diese Regelung bisher nicht kannte."

Zu den Netto-Kosten von 73 000 Euro schreibt er: "Für Speisen und Getränke waren 26 491 Euro zu entrichten." Von einer "Luxusfeier" könne also keine Rede sein, heißt es, "trotzdem werden mir die Gesamtkosten von 118 123 Euro angelastet". Er bitte daher "um Verständnis, wenn ich mich hier nicht fair behandelt fühle". Kreidl ignoriert dabei, dass bei dem Fest außer Bewirtungskosten weitere Ausgaben angefallen sind - etwa für Personal (12 000 Euro), die Miete des Bauernhofmuseums in Schliersee (10 000 Euro) und mobile Sanitäranlagen (3800 Euro).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: