Am Donnerstag ist Filmabend in Würzburg, die AfD-Landtagsfraktion lädt ins Congress Centrum, eine städtische Veranstaltungslokalität. Zu sehen gibt es dort „Nur ein Piks“, eine impfkritische Dokumentation des Filmemachers Mario Nieswandt, der nach Angaben eines AfD-Sprechers ebenso anwesend sein wird wie Vizefraktions-Chef Martin Böhm. Besucher sollen „mehr über die fachpolitische Arbeit unserer Abgeordneten in den Ausschüssen sowie unsere Aufarbeitung der Corona-Politik“ erfahren, wie einer Ankündigung zu entnehmen ist.

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Ohne allzu sehr pauschalisieren zu wollen, kann man sich in etwa vorstellen, welche politischen Positionen die Gäste der Veranstaltung vertreten. Und deshalb kann man sich ebenso gut vorstellen, dass es sie kaum erquicken wird, wenn sie im Foyer des Congress Centrums auf dem Weg zu der Filmvorführung von eher AfD-kritischen Werken empfangen werden. Denn just am Donnerstag beginnt dort im Rahmen der Demokratie-Initiative „pics4peace“ eine Plakatausstellung Design-Studierender der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) gegen Extremismus und Demokratiefeindlichkeit.
Diese hätten, wie es in der Einladung zur Eröffnung heißt, ein Semester lang die Medien verfolgt und aus ausgewählten Nachrichten mehr als 100 Plakate erstellt, die von ihnen „identifizierte Missstände in Gesellschaft und Demokratie“ aufdeckten. Und dazu zählt offenkundig, wie man auf der Einladung beigefügten Beispielplakaten erkennen kann: die AfD.

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„Tesla für AfD!“, heißt etwa in Anspielung auf die Unterstützungsgebahren von Firmenchef Elon Musk das Werk von Nick Eichler. Es zeigt den Elektroautounternehmensschriftzug auf parteiblauem Grund und interpretiert „Tesla“ als Akronym: Täuschung, Extremismus, Spaltung, Lobbyismus, Ausgrenzung. Auf einem anderen Plakat, es heißt „Unsere gefangene Zukunft“ und stammt von Jan Ollesch, sind in großen Lettern das Wort Freiheit und eine Hand zu sehen, die deren zweite Silbe wegwischt. Über dem Wortteil „Frei“ prangt der dem Parteilogo entstammende rot geschwungene AfD-Pfeil. Er zeigt nach unten.
Dass die Ausstellung am Tag des AfD-Auflaufs beginnt und so platziert ist, dass Besucher sie zwangsläufig passieren, nennt Pia Beckmann, frühere Würzburger Oberbürgermeisterin und „pics4peace“-Gründerin, eine „überraschende, aber passende Koinzidenz“. Ob der Termin allerdings wirklich Zufall ist? Zweifel sind erlaubt. Und ob ihn die AfD-Anhänger ebenfalls für passend erachten? Darf man auch bezweifeln.