AfD-Wahlergebnisse:Aufruhr in Niederbayern

Kirche von Schildthurn, 2017

Bayern ist nicht Sachsen, deswegen findet man im Idyll keine leichten Erklärungen.

(Foto: Sebastian Beck)

Nirgendwo hatte die AfD bei der Bundestagswahl außerhalb der neuen Bundesländer so viel Erfolg wie in der bayerischen Provinz. Eine Zukunft hat sie dort trotzdem nicht.

Von Sebastian Beck und Hans Kratzer

Wer Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre als Journalist in Bayern eine Versammlung im Wirtshaus besuchte, der bekam zur Begrüßung schon mal das Wort "Drecksau" zugeraunt. Es war die große Zeit der rechtsradikalen Republikaner und ihres Parteivizes Franz Glasauer, ein zaundürres Manderl, wie man auf Bairisch sagt, aber zugleich ein Typ, der wusste, womit man 300 zumeist männliche Zuhörer in Fahrt bringt: Asylantenflut, polnische Aussiedlerbetrüger, Arbeitslager für Gesindel und Abschaum, Negermusik im Radio. All das gehörte zum Vokabular Glasauers, der wegen Volksverhetzung 5000 Mark Strafe zahlen musste und sich dafür von seinen Anhängern im Hinterland zwischen Landshut und Rosenheim feiern ließ: "Genau, endlich sagt's denen mal einer wieder!" Im oberbayerischen Kolbermoor erzielten die Republikaner bei der Europawahl 1989 knapp 30 Prozent. In Bayern, so schien es, waren die Braunen wieder auf dem Weg zur Macht und der Untergang der Demokratie nahe.

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