Klausur in Kreuth:AfD tagt im CSU-Schicksalsort

In Wildbad Kreuth beschloss die CSU einst unter Franz Josef Strauß die Trennung von der CDU. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Geschichte der CSU ist eng mit Wildbad Kreuth verbunden - auch wenn sie ihre Klausuren längst woanders hält. Die AfD hofft nun mindestens auf ein schönes Gruppenfoto.

Von Johann Osel, München

Der "Mythos Kreuth" hat ja seinen Ort verloren, auch wenn die CSU mit der Gemeinde beim Tegernsee wohl auf ewig zentrale Momente ihrer Geschichte verbinden wird - vom Trennungsbeschluss 1976 bis Stoibers Sturz 2007. Die Partei geht längst im Kloster Seeon in Klausur, nicht weniger idyllisch, allerdings bislang kaum mythisch. Jetzt will die AfD einspringen, kommende Woche tagt deren Fraktion in Kreuth.

Das passt insofern, als dass sie im Wahlkampf von Plakaten und Bühnen schreien ließ, sie sei "die bessere CSU" und nicht nur ein "regionales Anhängsel" der Kanzlerin. Voll aufgegangen ist der Plan nicht, die zehn Prozent blieben klar unter den Ansprüchen. Nun beerbt sie doch die CSU, zumindest beim Tagungsort: gleichwohl nicht in den heiligen Hallen des Wildbads Kreuth - das gäbe das Budget eh nie her -, sondern in einem Hotel.

In der Klausur soll es um Organisatorisches gehen: die Büros, professionelle Medienarbeit, Sicherheit - nach der Attacke auf einen Bremer AfD-Mann akut nötig, heißt es. Außerdem will die Fraktion fachpolitische Sprecher wählen, Schwerpunkte für 2019 festzurren und über den "Auftritt" beraten. Oder streiten, denn das entzweit die Fraktion:

Soll man mit derben Kampfansagen um Zustimmung in den Wahlkreisen buhlen oder eher mit moderater Politik um Ansehen im Parlamentsbetrieb? Und warum nun Kreuth, ist das ein Symbol? Ein "schönes Gruppenfoto" sei da sicher drin, hört man aus der Fraktion. Und den Scherz: "In der Folgewoche besuchen wir dann alle das Grab von Franz Josef Strauß."

© SZ vom 11.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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