Aying:Ein Prosit auf die AfD

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Der Brauereigasthof in Aying wird der AfD und anderen rechtspopulistischen Parteien aus Europa nun doch kein Forum bieten. (Foto: Claus Schunk)

In Berlin hat jüngst ein Restaurant der AfD-Fraktionsspitze eine Reservierung verweigert. Der bayerische Hotel- und Gaststättenverband sieht das nicht so eng - und sagt erst nach Protesten eine AfD-Veranstaltung ab.

Kommentar von Franz Kotteder

Berlin ist ganz anders als Bayern. In der Bundeshauptstadt hat gerade das Restaurant Bocca di Bacco der Fraktionsspitze der AfD im Bundestag eine Reservierung verweigert, mit der Begründung: "Politiker, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, politischer Einstellung oder Hautfarbe diskreditieren, möchten wir nicht bedienen."

Der bayerische Hotel- und Gaststättenverband ist da nicht so. Im Brauereigasthof Aying der Präsidentin Angela Inselkammer hätte die AfD kürzlich beinahe eine Veranstaltung mit Vertretern rechtspopulistischer Parteien aus Österreich, Ungarn, den Niederlanden und Italien abgehalten. Erst nach Protesten kündigte Inselkammer den Vertrag - mit der etwas dünnen Begründung, die Partei habe für die Veranstaltung ein Werbevideo gedreht, in dem sie Markeninhalte des Ayinger Unternehmens verwendet hätte.

Angela Inselkammer äußert sich öffentlich zwar gerne mal despektierlich darüber, dass "die Kinder, die freitags die Schule schwänzen", mehr Applaus bekämen als Bayerns Wirte, ist aber offenbar nicht so kleinlich, wenn es um die AfD geht. Schließlich konnte Bayerns Dehoga zur diesjährigen Großveranstaltung "Gastro-Frühling" gleich drei Bundestagsabgeordnete der Rechtspartei begrüßen. Und der frühere oberbayerische Bezirksvorsitzende, Franz Bergmüller, sitzt seit Herbst für die AfD im Landtag. Deren Fraktionsführung nimmt ihm zwar übel, dass er kein Scharfmacher ist und womöglich auch für die Freien Wähler oder die CSU kandidiert hätte, aber bislang stützt er deren strammen Rechtskurs noch. Die Dehoga hatte ihm im Wahlkampf übrigens insofern geholfen, als sie ihn eilfertig zusammen mit Vertretern anderer Parteien auf ihr Podium zur Landtagswahl setzte.

Es stimmt ja, was Inselkammer sagt: Die Partei sitzt im Landtag und im Bundestag und sei schließlich auch demokratisch gewählt worden. Ist der Brauereigasthof zum Dank dafür, anders als das Berliner Edelrestaurant, von einem Shitstorm negativer Einstufungen auf Bewertungsplattformen verschont geblieben? Wie auch immer: Ob es sich der Gastronomenverband angesichts vieler ganz anders denkender Gäste leisten will, in den Ruf der AfD-Nähe zu geraten, sollte er vielleicht noch einmal überdenken.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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