Ärger um Kamps' Neubau:Wo der Großbäcker baut

Ärger um Kamps' Neubau: Großbäcker Heiner Kamps will in Thannhausen bauen - zum Ärger der Bürger.

Großbäcker Heiner Kamps will in Thannhausen bauen - zum Ärger der Bürger.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Promipaar Kamps will in der schwäbischen Kleinstadt Thannhausen sesshaft werden. Doch um den exponierten Bauplatz mit Alpenblick gibt es Ärger. Der Großbäcker redet von Missgunst, die Bürger fürchten dagegen die Naturzerstörung.

Von Franziska Rauch

Was für ein Idyll: Eine Birkenallee führt hin zum Alpenblick. Links grasen Schafe, rechts erstreckt sich eine grüne Wiese. Der Talhang bietet eine Sicht über das Mindeltal und die Stadt Thannhausen. Ausgerechnet hier wollen der "Brötchen-Millionär" Heiner Kamps und seine Frau Michaela ihren Familiensitz bauen. Im Flächennutzungsplan ist das Grundstück als ökologisch besonders wertvoll ausgewiesen. Auf die Idee, dort zu bauen, ist der Unternehmer nicht von selbst gekommen. Im Gegenteil. Bürgermeister Georg Schwarz hat ihm die Grünfläche am Alpenblick vorgeschlagen. Jetzt gibt es großen Ärger: Im Frühjahr werden die Bürger entscheiden, ob das Glamourpaar der Backzunft hier ansässig werden darf.

"Da ist die Rede von einem Gewinn für die Stadt, von potenten Bürgern und Investoren", sagt Kramer. Er kann sich ziemlich über die Pläne aufregen, schließlich ist er Sprecher der Bürgerinitiative gegen eine Bebauung am Alpenblick.

Mit der Hand zeigt Kramer auf das Panorama, das sich hier oben bietet. Er schwärmt: "Das ist ein Ensemble. Der Blick über das Mindeltal, links das Melkbrünnele und da vorne der Wald." Auch andere wollten hier oben schon mal bauen, sie durften aber nicht. Der Grund dafür: Nach der bayerischen Bauordnung handelt es sich um eine Höhenbebauung in exponierter Lage, die auch noch die Landschaft verändert.

Zwergmaus und Elefant vergleichen

Maurmeir und Kramer verstehen deshalb nicht, warum ihr Bürgermeister dennoch den Flächennutzungsplan zugunsten von Kamps ändern lassen will. Der sei zwar in der Vergangenheit schon geändert worden, dabei habe es sich jedoch nur um den Innenbereich und auch nur um kleine Details gehandelt, sagt Kramer. "Das ist, wie wenn man eine Zwergmaus und einen Elefanten vergleicht. Und das kann man vergleichen, beides sind Säugetiere", schildert er die Argumentation des Bürgermeisters.

Jede Menge Prospekte und Briefe liegen auf Kramers Esstisch bereit. "Im ersten Bebauungsplan waren noch zusätzliche Grundstücke für die Bürger eingezeichnet." Kramer tippt auf rote Kästchen. Dann wurde den Kamps aber vorgeworfen, sich am Verkauf der Grundstücke bereichern zu wollen. "Unsinn", erwidert der Großbäcker Kamps. Er habe den Hinweis bekommen, dass ein Bedarf an Baugrundstücken für die Thannhausener Bürger bestünde. "Nur deshalb habe ich mich bereit erklärt, das Baugrundstück zu parzellieren und es nicht für mich alleine zu beanspruchen", erklärt er. "Uns ging es darum, etwas zu schaffen, wo unsere Kinder in der Nähe von Oma und Opa aufwachsen können."

Frau Ella stammt aus Thannhausen

Seine Frau Ella - wie sie mit Spitznamen heißt - stammt aus Thannhausen, einer Kleinstadt mit knapp 6000 Einwohnern zwischen Augsburg und Ulm. Dort haben sich der 58-jährige Unternehmer und die 33-jährige Frau auch kennengelernt - in Ella's Bar. Vergangenes Jahr haben sich die beiden auf Ibiza mit einer Traumhochzeit - so sieht es das Klatschmagazin Bunte - das Ja-Wort gegeben. Die gemeinsamen Zwillinge kamen im Dezember in Kitzbühel zur Welt.

Das nährt bei Kamps den Verdacht, dass es der Bürgerinitiative nicht nur um den Erhalt des Panoramas geht, sondern dass Missgunst ihren Eifer befeuert. Kramer weist das von sich: "Das hat nichts mit den Kamps und nichts mit Neid zu tun", sagt er. "Der Alpenblick ist das meist genutzte Naherholungsgebiet Thannhausens."

Aus Kamps Sicht ist die Rede von der Naturschönheit nur vorgeschoben. Genauso wie die angeblich so hohe Zahl von Wanderern und Spaziergängern. "Jetzt wird es so dargestellt, als sei es das Ausflugsziel aller Thannhausener schlechthin", sagt er. "Ich gehe seit über zwei Jahren da oben joggen. Auf jedem Friedhof ist eine höhere Frequenz als auf dem Alpenblick."

Wann soll die Entscheidung fallen?

Abends im Rathaus moderiert Bürgermeister Schwarz im Stadtrat den vierten Tagesordnungspunkt an: "Herr Kramer und ich hätten jeden Tag in Funk und Fernsehen sein können." Der Stadtrat entscheidet im Anschluss, dass das Bürgerbegehren zulässig sei. Das Quorum von 435 Stimmen ist mit 568 Unterschriften erfüllt. Es kommt nun also zum Bürgerentscheid. Nur noch ein geeigneter Termin dafür fehlt. Der Stadtrat würde den Entscheid gerne mit der Kommunalwahl am 16. März zusammenlegen, das Innenministerium befürchtet aber eine Beeinflussung der Bürgermeisterwahl. Sonst kämen noch der 30. März oder der 6. April in Frage.

Kamps sieht dem Bürgerentscheid zuversichtlich entgegen. "Ich glaube, dass es gut ausgehen wird und die Mehrzahl der Thannhausener nicht dagegen stimmen wird, sondern ganz rational entscheidet. Wir bauen ja kein Kraftwerk." Und er versichert: "Ich nehme jede Entscheidung hin, persönlich nachvollziehen muss ich sie ja nicht." Auch für Kramer ist die Angelegenheit mit dem Bürgerentscheid erledigt. Wenigstens darin ist er sich mit Kamps einig.

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