Abriss von Isar 1:Kritik an Eon wächst

Erörterungstermin Abbau Atomkraftwerk Isar 1

Der Bund Naturschutz und die Grünen kritisieren, dass Eon noch immer keine exakten Unterlagen für den Abbruch vorgelegt hat.

(Foto: dpa)

Etwa 1700 hochstrahlende Brennelemente lagern noch im Abklingbecken. Trotzdem soll das Atomkraftwerk Isar 1 2016 abgerissen werden. Der Bund Naturschutz und die Grünen glauben nicht, dass Eon alles im Griff hat.

Von Christian Sebald

Im Streit um den Abbruch des Atomkraftwerks Isar 1 schlagen der Bund Naturschutz (BN) und die Grünen scharfe Töne an. "Die Anhörung hat gezeigt, dass für die Staatsregierung die schnelle Abwicklung des Abrisses und die wirtschaftlichen Interessen des Energiekonzerns Eon im Vordergrund stehen", sagt der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. "Unsere Forderung, die Strahlenbelastung für die Bevölkerung möglichst gering zu halten, stört dabei nur."

Für die Landshuter Grünen-Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger ist es ein Skandal, dass Eon mit dem Abbruch der Atomanlage beginnen will, während in dem Komplex im sogenannten Abklingbecken noch ungefähr 1700 hochstrahlende Brennelemente lagern. "Das ist und bleibt ein immenses Risiko", sagt sie. "Auch wenn Eon noch so oft sagt, sie hätten das im Griff."

Außerdem üben der BN und die Grünen massive Kritik daran, dass Eon noch immer keine exakten Unterlagen für den Abbruch vorgelegt hat. "Es ist eine Frechheit, uns darauf zu vertrösten, wir würden die Details im Fortgang des Verfahrens schon noch erfahren", sagt Steinberger. "Was sollen wir denn dann noch tun?"

Die Anhörung im niederbayerischen Essenbach war ein zentraler Schritt im Genehmigungsverfahren für den Abbruch der Atomanlage. In ihr mussten Eon und das Umweltministerium Stellung beziehen zur Kritik von Umweltverbänden und den Grünen, aber auch von Kommunen wie den Städten Landshut und Vilsbiburg und natürlich von Bürgern. Insgesamt waren an die 400 sogenannte Einwendungen eingegangen.

Trotz dieser hohen Zahl hielt sich der Andrang in Essenbach sehr in Grenzen. Nur eine Handvoll Kritiker saß in der riesigen Mehrzweckhalle den Vertretern von Eon und Umweltministerium gegenüber. Ursprünglich hatte das Umweltministerium drei Tage für die Anhörung angesetzt. Doch von Dienstagnachmittag an drückten alle Teilnehmer so aufs Tempo, dass man gegen 19 Uhr alle Punkte abgearbeitet hatte - wenn auch überhaupt nicht zur Zufriedenheit der Atomkraft-Gegner.

Isar 1 sechs Tage nach Fukushima abgeschaltet

"Man hat den Eon-Leuten und den Ministerialen deutlich angemerkt, dass sie nicht an einer fachlichen Auseinandersetzung interessiert sind", sagt Steinberger. "Die wollten die Anhörung halt durchziehen, weil sie im Verfahren vorgesehen ist, und das möglichst rasch."

Das Umweltministerium als Genehmigungsbehörde des Abbruchs widersprach heftig. "Der Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität", sagte ein Sprecher. "Der Rückbau wird von den Aufsichtsbehörden genauso intensiv und sorgfältig beaufsichtigt wie der laufende Betrieb eines Atomkraftwerks. Dabei werden die Erfahrungen aus früheren Rückbauprojekten einfließen."

Eon will mit dem Abriss von Isar 1 möglichst 2016 beginnen. Das Projekt wird sich nach jetzigem Stand zehn Jahre hinziehen. Eon hatte Isar 1 am 17. März 2011, Punkt 16 Uhr, auf Anweisung der Staatsregierung abgeschaltet, als die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima gerade sechs Tage her war.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: