Kommunalpolitik:Ein erstes Ende der Ära Brandl

Kommunalpolitik: Uwe Brandl (CSU), die Aufnahme entstand bei einer Pressekonferenz 2017 in München, übernimmt zum Jahreswechsel den Präsidentenposten des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Für das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde Abensberg wird er hingegen nicht mehr kandidieren.

Uwe Brandl (CSU), die Aufnahme entstand bei einer Pressekonferenz 2017 in München, übernimmt zum Jahreswechsel den Präsidentenposten des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Für das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde Abensberg wird er hingegen nicht mehr kandidieren.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Abensberger Bürgermeister wird Anfang Januar ein weiteres Mal Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. Doch daheim wird er 2023 nach 30 Jahren nicht mehr kandidieren.

Von Matthias Köpf

Erst vor ein paar Wochen hat Uwe Brandl mal wieder eine Wahl gewonnen: Am 1. Januar wird er nach zwei Jahren als Vizepräsident zum zweiten Mal ganz an die Spitze des Deutschen Städte- und Gemeindebunds rücken, die Amtszeit läuft dann bis Mitte 2025. Präsident des Bayerischen Gemeindetags ist Brandl schon seit 2002, gewählt ist er hier bis 2026. Danach aber wird er auch diese beiden Posten in den kommunalen Spitzenverbänden abgeben müssen, denn sie hängen indirekt an einem Amt, um das er sich im kommenden Jahr nicht mehr bewerben will. Er werde bei der anstehenden Bürgermeisterwahl in Abensberg nicht mehr kandidieren, sagt Brandl. Dass ihn seine Abensberger CSU nach bald 30 Jahren im Amt überhaupt noch einmal aufgestellt hätte, ist allerdings auch alles andere als gewiss.

Erst vor zwei Wochen hat der CSU-Ortsvorsitzende Daniel Ritz einen Brief an alle Parteimitglieder in dem seit 1993 von Brandl regierten 14 000-Enwohner-Städtchen im niederbayerischen Landkreis Kelheim geschickt. Brandl habe erklärt, dass er 2023 nicht noch einmal antreten werde, hieß es in dem Schreiben. Sein Wirken werde man "an entsprechender Stelle und zu gegebener Zeit würdigen". Ein Anruf bei Ritz wäre da eine gute Gelegenheit. "Uwe Brandl hat in den letzten drei Jahrzehnten wahnsinnig viel für Abensberg getan", sagt der Ortsvorsitzende also und betont: "Der CSU-Ortsverband Abensberg hat kein Problem mit Uwe Brandl." Nur gebe es nun erstmals seit langer Zeit auch andere Mitglieder, die sich für das Amt interessierten. Daher der parteiöffentliche Aufruf, sich um die Kandidatur zu bewerben. Wenn Brandl noch einmal für die CSU antreten wolle, dann könne er seinen Hut in den Ring werfen, "so wie alle anderen auch".

Brandl wird das nach eigenen Worten aber nicht tun. Genau wie Ritz betont auch er, dass es kein Zerwürfnis gebe zwischen ihm und der CSU. Mit einigen Mitgliedern der christsozialen Stadtratsfraktion aber wird sich der Bürgermeister offenbar nicht mehr einig - schon gar nicht in Fragen des politischen Stils, wie Brandl selbst bekräftigt. Da wollten manche offenbar gerne selber Bürgermeister werden, verfolgten Eigen- und Einzelinteressen und stellten plötzlich Ratsbeschlüsse in Frage, an denen sie selbst beteiligt gewesen seien. Wenn eine Arbeitsgemeinschaft wie ein Stadtrat in Teilen einfach nicht mehr funktioniere, dann gebe es nur zwei Möglichkeiten, sagt Brandl: Man passe sich an oder man ziehe die Konsequenzen.

Das Anpassen war aber nie die Sache des streitbaren und mit einem beachtlichen Selbstbewusstsein ausgestatteten Brandl. Der hat es damit als Lautsprecher der Kommunen weit gebracht, aber in der CSU nicht die ganz große Karriere gemacht. Er sei eben "nie so ein eingefleischter Parteipolitiker" gewesen, sagt der 62-Jährige selbst. Denn wer sich traue, eine eigene Meinung zu artikulieren, werde dafür oft "relativ schnell abgestraft" und bekomme "seine Position im Rudel" klargemacht. Was seine Position in der Kelheimer Kreis-CSU betrifft, so zählt Brandl jedenfalls schon länger nicht mehr zu den Leitwölfen. Seine enge politische Männerfreundschaft mit dem ebenfalls aus Abensberg kommenden Kreisvorsitzenden Martin Neumeyer ist bald zerbrochen, nachdem dieser 2016 aus dem Landtag ins Amt des Landrats gewechselt war. Wo sich der Streit in der Stadt etwa um eine Schulsanierung und das Feuerwehrhaus dreht, geht es im Kreis um die Finanzen und die Kliniken.

2020 wurde Brandl zwar wieder in den Kreistag gewählt, aber schon da nicht mehr für die CSU, sondern für eine Gruppierung namens "Stadt-Land-Union". Was seine Nachfolge als Bürgermeister betrifft, würde Brandl erklärtermaßen eine Kandidatur seines jetzigen Stellvertreters Bernhard Resch unterstützen. Der ist laut Ritz zwar ebenfalls CSU-Mitglied. Im Stadtrat sitzt er aber für die Ortsteilliste "Landwähler Offenstetten".

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