SEK-Einsatz auf A 9:Versuchter Mord, keine Geiselnahme

SEK-Einsatz bei Greding: A9 voll gesperrt

Polizisten stehen mit ihren Fahrzeugen auf der A 9.

(Foto: Ralph Goppelt/dpa)

Ein 30-Jähriger soll in einem Reisebus zwei Passagiere attackiert haben. Was mit einem Streit zwischen Fahrgästen begann, endet in einem Großeinsatz der Polizei - und Ermittlungen wegen versuchten Mordes.

Nach mehr als fünf Stunden Einsatz an der Autobahn A 9 bei Hilpoltstein griff ein Spezialeinsatzkommando (SEK) in der Nacht zum Mittwoch zu. Ein 30-Jähriger in einem Reisebus wurde offenkundig mit speziellen Einsatzmitteln geblendet, mehrere Donnerschläge werden geschildert, es ging alles ganz schnell. Dann war der Einsatz an der Autobahn beendet.

Verletzt wurde bei dem Eingriff der Spezialkräfte niemand, fünfeinhalb Stunden zuvor jedoch soll der Mann in dem Reisebus während der Fahrt - offenbar unvermittelt - einen vor ihm sitzenden und schlafenden 20-Jährigen attackiert und eine 24-Jährige geschlagen haben. Reisende aus dem Bus alarmierten die Polizei, die konnte eine schwere Bedrohungslage, auch eine Geiselnahme, nicht ausschließen. Das SEK rückte an, die Autobahn zwischen München und Nürnberg war für Stunden gesperrt, auch der Zugverkehr musste umgeleitet werden.

Am Tag danach scheint festzustehen, dass der 30-Jährige keine Geiseln genommen hatte. Eine Waffe, die den Einsatzkräften aus dem Bus zunächst gemeldet worden war, wurde nicht aufgefunden. Und die insgesamt drei Busfahrer auf der Reise in den Süden, nach Belgrad, sagten allesamt aus, sie seien in dem Bus geblieben, ohne von dem 30-Jährigen dazu gezwungen worden zu sein.

Warum sie im Bus geblieben sind, während zehn Reisegäste - allesamt aus Serbien stammend - längst den Bus verlassen hatten? Am Mittwoch ist das auch den Ermittlern ein Rätsel. "Womöglich haben sie die Lage falsch eingeschätzt", sagt einer. Auch könnte es sein, dass sie sich gesorgt haben um den 30-Jährigen - oder auch um den Reisebus. Immerhin, sagt Polizeisprecher Michael Konrad, habe der Mann "wirres Zeug" geredet. Auch hatte er den schlafenden Mitreisenden zuvor offenbar ohne jeden Anlass attackiert - und das so heftig, dass die Staatsanwaltschaft nun wegen eines versuchten Mordes gegen den Mann ermittelt.

Laut Zeugenaussagen soll der Mann den 20-Jährigen auf den Boden geschleudert und mehrmals auf den Kopf getreten haben. Einer 24-jährigen Frau soll er danach ins Gesicht geschlagen haben. Sie erlitt leichte Verletzungen, der Mann musste in einer Klinik versorgt werden, konnte diese aber noch in der Nacht verlassen. Während der 30-Jährige beide attackierte, soll er Todesdrohungen ausgestoßen haben.

Mutmaßlich bewaffneter Fahrgast in Reisebus: A 9 voll gesperrt

Als einziges Fahrzeug steht der weiße Reisebus am Dienstagabend auf der A 9. Wegen der mutmaßlichen Geiselnahme wurde die Autobahn komplett gesperrt.

(Foto: Ralph Goppelt/dpa)

War der Einsatz mit einem über Stunden behinderten Fernverkehr womöglich überdimensioniert? Die Ermittler sind überzeugt, in der Situation genau richtig gehandelt zu haben. Die Alarmierung aus dem Bus sei in serbischer Sprache erfolgt, Missverständnisse seien da nie auszuschließen.

Und auch wenn zehn Reisende den auf dem Standstreifen zwischen Hilpoltstein und Greding abgestellten Bus kurze Zeit nach dem Hilferuf verlassen hatten - es waren eben immer noch drei Busfahrer und ein möglicherweise bewaffneter Gefährder im Fahrzeug. In so eine Situation habe man von einem "Worst-Case-Szenario" ausgehen müssen, sagt ein Polizeisprecher; und habe dabei stets von einer "unklaren Bedrohungslage" gesprochen.

Der 30-Jährige hat bislang keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht. Laut eines Sachverständigen sei ein "psychischer Ausnahmezustand" bei ihm nicht auszuschließen, sagt die Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Am Mittwoch wurde er in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.

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