90 Jahre nach der Tat von Hinterkaifeck:"Neid, Blutschande, Gottes Strafe"

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Dass der oder die Täter nie ermittelt wurden, liegt auch daran, dass die kriminaltechnischen Möglichkeiten 1922 begrenzt waren. Die Ermittlungsarbeiten am Tatort waren überdies begleitet von haarsträubenden Versäumnissen. Namen wurden zum Teil falsch aufgeschrieben, und Fingerabdrücke wurden nicht gesichert.

Selbst heute kommen noch mysteriöse Funde ans Tageslicht. 2006 tauchte in einem Gebetbuch ein altes Sterbebild der getöteten Familie Gruber auf. Darauf sind handschriftlich in Sütterlin-Schrift die Worte "Neid, Blutschande, Gottes Strafe" zu lesen.

Zweifellos verhielt sich die Familie Gruber zu Lebzeiten seltsam, das bestätigen die vorliegenden Quellen. Karl Gabriel, der Ehemann der Gruber-Tochter Victoria, war im Dezember 1914 in Frankreich gefallen. Kurz darauf wurden Victoria Gabriel und ihr Vater Andreas Gruber zu Zuchthausstrafen wegen Blutschande verurteilt. Cäcilia Gruber hatte das Verhältnis ihres Mannes und ihrer Tochter wohl geduldet.

1918 begann Victoria ein Verhältnis mit dem Ortsführer Lorenz Schlittenbauer. Ob er der Vater von Victorias Sohn war, ist offen, seine Vaterschaft erkannte er nach langen Hin und Her an. Er litt sein Leben lang darunter, dass er als Tatverdächtiger galt.

Merkwürdig auch, dass eine Magd im Jahr 1921 den Hof fluchtartig verließ, weil sie sich beobachtet fühlte. Auch Victoria und ihr Vater registrierten nach eigenen Aussagen am Waldrand eine Person, die den Hof beobachtete. Die Polizei wollten sie aber nicht einschalten. Der oder die Täter müssen sich nach der Bluttat noch tagelang auf dem Hof aufgehalten haben, denn das Vieh wurde weiter versorgt. Rätselhaft auch, warum Victoria kurz vor ihrem Tod ihre Ersparnisse auflöste und sich einen Batzen Geld lieh.

Zum 90. Jahrestag der Bluttat zeigt das Armeemuseum am Samstag im Fahnensaal des Neuen Schlosses in Ingolstadt die 1981 von Hans Fegert gedrehte Filmrarität "Hinterkaifeck - Symbol des Unheimlichen". Darin hat Fegert noch einen Zeitzeugen interviewt, der beim Fund der Leichen dabei war. Im Anschluss wird Kriminalhauptkommissar a.D. Konrad Müller über die Aufklärungsversuche der Polizei berichten (15, 17 und 19 Uhr; Karten an der Kasse des Neuen Schlosses).

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