Süddeutsche Zeitung

Zahlen der vergangenen zehn Jahre:CSU verliert 24.000 Mitglieder

Exodus bei den Christsozialen: Mehr als jedes zehnte Mitglied ist seit 2001 aus der Partei ausgetreten. Der Grund dafür ist nicht nur die demographische Entwicklung. Vor allem der politische Kurs enttäuscht die Anhänger. Piraten, Grüne und Freie Wähler verzeichnen dagegen üppige Zuwächse.

Wie viele Mitglieder hat die CSU? Eine simple Frage, auf die es derzeit keine Antwort gibt. Angebliche organisatorische Schwierigkeiten bei der Mitgliedererhebung hindern die Landesleitung nach eigenen Angaben an der Herausgabe exakter Zahlen. Immerhin räumte ein Sprecher Mitte Februar ein: Auch 2011 habe die CSU Mitglieder verloren. Mit Ausnahme der Grünen sind im vergangenen Jahr alle etablierten Parteien geschrumpft. Keine andere Partei aber trifft die Entwicklung so hart wie die CSU.

Der Aderlass in nackten Zahlen: Innerhalb von zehn Jahren hat die Partei fast 24 000 Mitglieder verloren. Das geht aus den Rechenschaftsberichten hervor, die jede Partei bei der Bundestagsverwaltung abliefert und die dort mit einem Jahr Abstand veröffentlicht werden. Spätestens hier muss auch die CSU exakte Zahlen liefern. Demnach besaßen Ende 2001 noch 177 852 Menschen in Bayern das CSU-Parteibuch. Ende 2010 waren es nur noch 153 974.

Das entspricht einem Rückgang von mehr als 13 Prozent. Nicht nur die Demografie, auch die Frustration über den politischen Kurs der Partei dürfte verantwortlich sein für den Mitgliederschwund. Denn der Aderlass bei der CSU kam in mehreren großen Wellen. So gingen der CSU zwischen 2003 und 2004 mehr als 4000 Mitglieder verloren. Parteichef Edmund Stoiber hatte die CSU zunächst zu einem fulminanten Landtagswahlsieg mit Zweidrittelmehrheit geführt. Anschließend verkündete er ein rigoroses Sparprogramm und löste damit landesweite Proteste aus.

Ende 2008 wurden erneut 4000 CSU-Mitglieder weniger registriert als zum Vorjahreszeitpunkt. In diesem Jahr verlor die CSU bei der Landtagswahl ihre absolute Mehrheit. Während der Ära von Horst Seehofer setzte sich der Aderlass ungebremst fort. Nach Seehofers Machtübernahme als Parteichef und Ministerpräsident wies der Rechenschaftsbericht zum Jahresende 2008 noch 162 232 CSU-Mitglieder aus. Bis Ende 2010 waren es nur noch rund 153 974. Ein Minus von mehr als 8000.

Hier die Mitgliederzahlen der anderen Landesverbände der Parteien in Bayern zum Jahreswechsel 2011/2012 (mit Veränderung zum Vorjahr) jeweils nach eigenen Angaben: SPD: 65 400 (minus 1800), Freie Wähler: 40 900 (plus 800), Grüne: 8000 (plus 800), FDP: 5700 (minus 400), Piraten: 4300 (plus 1700).

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SZ vom 21.02.2012/rng
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