Walter Mixa: Neue Mission im Netz:Am Anfang war das Web

Genug geschwiegen: Ein Jahr nach der Prügel-Affäre sucht Walter Mixa wieder die Öffentlichkeit. Im Internet will er die Jugend für die Kirche begeistern. Doch es scheint, als hätte der ehemalige Bischof von Augsburg noch eine zweite Mission.

Tobias Dorfer und Stefan Mayr

Der Weg zur Erleuchtung beginnt auf einer Internetseite in strahlendem Weinrot. Viel ist noch nicht darauf zu sehen. Eine E-Mail-Adresse für Presseanfragen, ein Datum - und ein Name: "Bischof Mixa". Und weil die Mission ein Logo braucht, türmt sich über dem letzten Buchstaben des Nachnamens eine große Mitra - die traditionelle Kopfbedeckung der Bischöfe.

Mixa will wieder in die Oeffentlichkeit

Walter Mixa, ehemaliger Bischof von Augsburg, drängt wieder in die Öffentlichkeit. Mit einem Facebook-Profil und einer eigenen Internetseite will der 69-Jährige junge Menschen für die katholische Kirche begeistern.

(Foto: dapd)

Am 25. April, dem 70. Geburtstag des ehemaligen Augsburger Bischofs Walter Mixa, soll diese Internetseite mit Leben gefüllt werden. Von ihr aus geht die neue Mission des umstrittenen Kirchenmanns aus - oder zumindest das, was er darunter versteht: Junge Menschen will der Bischof im Ruhestand für die katholische Kirche begeistern.

Die weinrote Internetseite und ein Profil auf Facebook sollen der Jugend ab Ostermontag den Weg zum Herrn ebnen. Und voran will Mixa schreiten, wie ein "Wanderprediger im Mittelalter", nur eben mit den Mitteln moderner Kommunikation - so sagt er es zumindest in einem eben erschienenen Interview mit dem Donaukurier.

Die Jugend. Ausgerechnet. Es ist erst ein Jahr her, da erschütterte die Prügel- und Finanzaffäre um den damaligen Augsburger Bischof nicht nur das zweitgrößte Bistum im Freistaat - sondern die gesamte katholische Kirche. Mixa soll in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den 70er Jahren Kindern eines kirchlichen Betreuungsheimes Gewalt angetan haben.

"Mir geht es um die Neuevangelisierung"

Mixa hat die Vorwürfe zurückgewiesen, bis heute bestreitet er Prügelstrafen. "Die eine oder andere Watschn" hat er inzwischen zwar eingeräumt - seine Glaubwürdigkeit konnte das nicht mehr retten. Am 22. April 2010 bot Mixa dem Papst seinen Rücktritt an. Papst Benedikt XVI. ernannte den Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa zum neuen Oberhirten von Augsburg - und verordnete Mixa "eine Zeit des Schweigens, der Sammlung und des Gebets".

Geht es nach Walter Mixa, dann wäre diese Zeit der Einkehr bereits Anfang des Jahres zu Ende gewesen. Im Januar gab er bekannt, mit dem Inhaber einer Selbstverteidigungssportschule ein Buch veröffentlichen und auf Vortragsreise gehen zu wollen. Zdarsa distanzierte sich damals von den Plänen, sprach von einem "beklagenswerten Fall" und davon, dass die Zeit des Schweigens für seinen Vorgänger noch nicht zu Ende sei. Mixa und der Bodyguard mussten zurückrudern.

Bis jetzt. Mixa, der seit dem Auszug aus dem bischöflichen Ordinariat in Augsburg ohne Aufgabe in Gunzenheim (Bistum Eichstätt) wohnt, drängt zurück an die Öffentlichkeit. Er wolle noch fünf oder sechs Jahre Dienst in der Kirche tun, verrät er dem Donaukurier. "Mir geht es um die Neuevangelisierung, die Papst Benedikt XVI. als das entscheidende Gegenwarts- und Zukunftsprogramm der Kirche herausgestellt hat", sagt er. "Da möchte ich mich ganz bewusst engagieren, sei es durch persönliche Gespräche oder Gesprächsrunden, sei es durch Vorträge oder durch Einkehrtage."

Wenig Begeisterung bei den Bistümern Augsburg und Eichstätt

Wie der ehemalige Augsburger Bischof diese "Neuevangelisierung" genau angehen möchte, darüber ist recht wenig zu erfahren. Sein Büro verweist auf den Start des Projekts am Ostermontag. Zuvor wolle Mixa die Pläne nicht konkretisieren. "Eine Art Schulterblick im Vorfeld ist aktuell nicht vorgesehen", sagte ein Sprecher zu sueddeutsche.de.

Besondere Aktionen außerhalb der virtuellen Welt seien ohnehin nicht geplant. Mixa werde - wie bisher auch - "im Rahmen von Vorträgen und Seminaren tätig sein", schreibt sein Büro. Exerzitien und Einkehrtage gehören ebenfalls bereits heute zu seiner aktuellen Tätigkeit". Kooperationsparner für seine Pläne habe der ehemalige Bischof von Augsburg "derzeit" nicht. Das Team arbeite ehrenamtlich - "dennoch anfallende Kosten bezahlt Bischof Mixa privat".

Wortkarg gibt sich auch die katholische Kirche. "Herr Mixa ist frei, zu tun und lassen, was er für richtig hält", sagt ein Sprecher des Bistums Eichstätts zu sueddeutsche.de. "Es steht uns nicht zu, diese Pläne zu kommentieren." Nur so viel: Das Bistum sei in die Pläne nicht involviert. Auch das Bistum Augsburg will sich nicht in Verbindung mit dem Vorhaben seines ehemaligen Oberhirten in Verbindung bringen lassen. "Dazu sagen wir nichts", so ein Sprecher.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) reagiert auf Mixas Aussagen wenig begeistert: Sie stellt sofort klar, dass Mixa keinerlei Auftrag für seine neuerliche Offensive habe. "Das ist eine Privatsache des Bischofs Mixa", sagt Sprecher Matthias Kopp auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. "Für bischöfliche Beauftragungen ist die DBK zuständig. Einen solchen Auftrag gibt es hier nicht." Das ist für DBK-Verhältnisse eine überdeutliche Distanzierung von Mixa.

Wenig begeistert dürfte die katholische Kirche auch von der Tatsache sein, wie offensiv der 69-Jährige mit seinem Bischofstitel wirbt. Den darf er zwar auch nach seinem Abschied aus Augsburg weiterhin tragen - ein offizielles Kirchenamt bekleidet er jedoch nicht. Mixa ist in eigener Mission unterwegs.

"Der sogenannte Hardliner bin ich ja nie gewesen."

Man wird bei all dem den Gedanken nicht los, dass diese Mission auch der eigenen Rehabilitation dient. Die Menschen sollten das "angebliche Monster Mixa" kennenlernen, so formulierte es der 69-Jährige in dem Donaukurier-Interview. "Der sogenannte Hardliner bin ich ja nie gewesen."

Wie erfolgreich Mixas Menschenfischerei im Internet sein wird, wird sich ab Ostermontag zeigen. Bislang hält sich der Zuspruch auf jeden Fall in Grenzen. Wer auf Facebook nach Walter Mixa sucht, der stößt derzeit auf eine Seite mit dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag. Gerade einmal 35 User haben "Gefällt mir" angeklickt. Bislang.

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