Tierschutz:"Brandstifter" und "Panikmacher"

Heftige Kritik an Jäger-Chef Vocke nach Äußerungen zu Raubtieren

Von Christian Sebald

Nach negativen Äußerungen über die Ausbreitung von Luchsen, Wölfen und womöglich sogar Bären in Bayern steht der Jägerpräsident und frühere CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Vocke massiv in der Kritik. "So etwas geht gar nicht", sagt der Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag, Christian Magerl (Grüne). "Vocke sollte sich schnell von seinen Äußerungen distanzieren, sonst kann man als Naturschützer nicht länger mit ihm zusammenarbeiten." Der Raubtier-Experte Ulrich Wotschikowsky, der in der Jagdszene hohe Anerkennung genießt, nennt Vocke einen "Brandstifter" und "Panikmacher".

Vocke, der den bayerischen Jagdverband mit seinen 47 000 Mitgliedern seit 21 Jahren führt, hatte unlängst auf einer Veranstaltung in Kulmbach erklärt, in Bayern sei kein Platz für Luchse, Wölfe und Bären. "Sie passen einfach nicht in eine derart übernutzte Landschaft mit beispielsweise 144 000 Straßenkilometern", wird der Jägerpräsident in einer Lokalzeitung zitiert. Schon jetzt sei die Zahl der Wildunfälle enorm. Mit Luchsen, Wölfen und Bären werde es so richtig gefährlich, nicht nur für Schafherden, auch für den Menschen.

Für Magerl und Wotschikowsky sind die Äußerungen unsäglich. "Luchs, Wolf und Bär sind streng geschützt", sagt Magerl. "Es steht Vocke nicht zu, zu befinden, ob sie sich in Bayern wieder etablieren sollen oder nicht." Wotschikowsky stellt sogar die Frage, ob der Jagdverband "zu Recht ein anerkannter Naturschutzverband ist, wenn sein Präsident sich Urteile erlaubt, die klar gegen die Naturschutzgesetze verstoßen?" Zudem leiste der Jägerpräsident illegalen Tötungen streng geschützter Tiere Vorschub. "Wenn wie im Bayerischen Wald einer oder mehrere Leute etwas gegen die Ausbreitung von Luchsen haben, dürfen sich jetzt von Vocke ermuntert fühlen, die Tiere abzuschießen", sagt Magerl. Und Wotschikowsky wirft Vocke vor, "in diametralem Gegensatz zu der Resolution seines Verbandes gegen illegale Luchstötungen zu stehen".

In Ostbayern lassen Wilderer seit Jahren immer wieder Luchse verschwinden. Zuletzt machte der Fund von vier Luchs-Vorderpfoten Schlagzeilen. Sie stammten von einem Luchspärchen, das sein Revier im Lamer Winkel hatte. Tierschützer werteten den Fund als makabres Zeichen der Jagdszene gegen weitere Ausbreitung der streng geschützten Luchse. Der Jagdverband verabschiedete erst nach harten internen Debatten eine Resolution, in der er die Tötungen verurteilt. Auf Nachfrage sagte Vocke: "Illegale Verfolgungen werden vom Jagdverband strikt abgelehnt. Allerdings geben wir zu bedenken, dass das dicht besiedelte Bayern mit seiner vom Menschen geprägten Kulturlandschaft kaum den richtigen Lebensraum für Luchs, Wolf und Bär bieten kann."

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