Schwangau:Im Märchenschloss herrscht Unruhe

Neuschwanstein im Winter

Neuschwanstein hat pro Jahr 1,5 Millionen Besucher.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
  • Der Präsident der Schlösserverwaltung soll hochgestuft werden und somit eine kräftige Gehaltserhöhung bekommen.
  • Er war zuletzt wegen Problemen im Zusammenhang mit Schloss Neuschwanstein unter Druck geraten.
  • Unter den Angestellten von Schloss Neuschwanstein regt sich Unmut.

Von Stefan Mayr, Schwangau

Auf Schloss Neuschwanstein steht der Winter und damit die Nebensaison vor der Tür. Mitte Oktober werden die Öffnungszeiten von neun auf sechs Stunden täglich reduziert. Dennoch herrscht unter den Mitarbeitern des Prachtbaus und auch beim Personal in der Münchner Zentrale der Bayerischen Schlösserverwaltung (BSV) große Unruhe.

Dies hat zwei Gründe: Zunächst wartet alles auf die Benennung des neuen Amtsleiters von Neuschwanstein - er oder sie soll nach Jahren der Querelen endlich Ruhe in die weltbekannte Märchen-Immobilie bringen. Obendrein regt sich unter den Angestellten Unmut, weil im bayerischen Doppelhaushalt 2017/18 eine kräftige Gehaltserhöhung für den Präsidenten der Schlösserverwaltung eingeplant ist.

Der schwäbische SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller kritisiert diese Pläne scharf. "Das Gefüge fällt auseinander", sagt er, "an der Basis ist die Belegschaft angesichts des wachsenden Andrangs an der Belastungsgrenze und geht leer aus, aber an der Verwaltungsspitze soll das Gehalt erhöht werden." Nach Angaben des Finanzministeriums soll BSV-Präsident Bernd Schreiber von Besoldungsstufe B 4 auf B 6 hochgestuft werden. Das entspricht einer Gehaltserhöhung um knapp 1000 Euro auf 8900 pro Monat.

Diesen Sprung begründet das Ministerium mit dem großen Aufgabengebiet: Der Präsident sei "verantwortlich für einen der größten Museumsträger" Deutschlands mit etwa 1000 Mitarbeitern und 45 Schlössern, Burgen und Residenzen, 27 Gartenanlagen und 21 Seen. Harald Güller spricht dennoch von einer "Unwucht" und fordert auch mehr Geld für die Bediensteten, "deren Schultern die ganze Arbeit tragen". Der Landtag wird den Entwurf des Doppelhaushaltes Ende des Jahres beraten und beschließen.

"Der nächste Chef muss passen"

Schreibers Verwaltung war zuletzt unter Druck geraten, da auf Neuschwanstein zum zweiten Mal in Folge der Schlossherr respektive die Schlossherrin vorzeitig gehen musste. Zudem gab es etliche Gerichtsverfahren wegen Betrugs, Untreue und Mobbings, die Deutschlands berühmtestes Bauwerk in einem schlechten Licht erscheinen ließen. "Der nächste Chef muss passen", heißt es deshalb aus der Belegschaft. Viele Mitarbeiter befürchten, dass wieder jemand aufs Märchenschloss versetzt wird, der den hohen Anforderungen nicht gewachsen ist.

Mit 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr ist Neuschwanstein Bayerns Tourismusmagnet schlechthin. Die Belastung für alle Mitarbeiter von der angelernten Saisonkraft bis zum Amtsleiter ist groß; bis zu 6000 Besucher pro Tag in einem Haus, das voller musealer Kostbarkeiten steckt - die neue Führungskraft sollte sich gut auskennen, was Personal-Management und Kunstgeschichte angeht.

Zudem stehen Millionen-Renovierungsprojekte an, der Torbogen und die Prunksäle werden erneuert. Erfahrungen in Baufragen wären also auch nützlich. Der neue Chef soll laut Ministerium Mitte November anfangen. Eine öffentliche Ausschreibung gibt es nicht. Vielmehr wird Bernd Schreiber einen Mann oder eine Frau aus der BSV vorschlagen. Das letzte Wort hat das Finanzministerium.

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