Rosenheim:Uni-Erweiterung - oder doch lieber bezahlbarer Wohnraum?

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  • Ursprünglich sollte die Fachhochschule in Rosenheim nach Süden expandieren - das Grundstück ist ihr allerdings zu klein.
  • Deswegen soll nun getauscht werden.
  • Kritiker sind der Meinung, dass auf dem größeren Grund eher neuer Wohnraum entstehen sollte.

Von Matthias Köpf, Rosenheim

Wer in der Bogensiedlung wohnte, der brauchte sich über fehlenden Komfort nicht zu beklagen, denn die Not der Nachkriegszeit war auch in Rosenheim groß, und hier hatten immerhin manche Wohnungen ein Bad. Doch abgesehen von nachgerüsteten Bädern und Duschen ist in der Bogensiedlung bis heute vieles wie zu Beginn der Fünfzigerjahre, als die dreistöckigen Wohnblocks eilig hochgezogen worden waren. Geheizt wird mit Holz oder Kohle, das Wasser erwärmt der Boiler.

Die Verhältnisse sind einfach, die Bewohner international. Inzwischen steht etwa ein Drittel der 217 kleinen Wohnungen leer, und auch für die anderen Bewohner gibt es auf Dauer kein Bleiben. Denn die Stadt und ihre Wohnbaugesellschaft wollen die Siedlung seit Längerem schleifen, um Platz für eine Erweiterung der benachbarten Hochschule zu gewinnen. Obwohl für den nötigen Grundstückstausch nur noch die Zustimmung des Freistaats aussteht, ist in der Rosenheimer Lokalpolitik darüber nun eine heftige Debatte entbrannt.

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Vor allem die SPD sieht für die Stadt nun Zeit und Gelegenheit gekommen, den auch in Rosenheim immer selteneren und deshalb umso häufiger beschworenen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Am Gelände der Bogensiedlung könnten demnach 290 zeitgemäße, aber günstige Wohnungen entstehen - eine Zahl, die sich nach Überzeugung der SPD sogar noch weiter erhöhen ließe.

Hier stattdessen Labors und ein Parkdeck für die Hochschule zu bauen, ist in ihren Augen das falsche Signal. Die Hochschule hätte ursprünglich nicht nach Norden expandieren sollen, sondern nach Süden. Doch dieses staatseigene Grundstück ist ihr dafür zu klein. Deshalb soll es der Freistaat gegen die Bogensiedlung eintauschen. Nach Berechnung der SPD haben dort aber höchstens halb so viele Wohnungen Platz wie auf dem Gelände der Bogensiedlung.

Leere Wohnungen für deren jetzige Bewohner gibt es zu vergleichbaren Mieten in Rosenheim ohnehin kaum mehr. Die CSU geißelt diese Argumentation als populistisch, obwohl auch Mitglieder ihrer eigenen Stadtratsfraktion ein gewisses Unbehagen an dem Tausch hatten erkennen lassen. Wer die weitere Expansion der Hochschule behindere, gefährde den Bildungsstandort und damit den ganzen Wirtschaftsraum, lautet die Linie der CSU, die sich darin mit ihrer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und dem Hochschulpräsidenten einig weiß.

Die rund 6000 Studenten machen etwa ein Zehntel der Rosenheimer Einwohner aus. Studenten wie Einwohner werden stetig mehr, was nach allen Prognosen so weitergehen wird. Die Stadt will daher ein Stück nördlich der Bogensiedlung Baugebiete ausweisen, auf denen ein Nahversorgungszentrum und mehrere Hundert Wohnungen entstehen sollen. Für wen diese bezahlbar sein werden, wird aber zum größten Teil dem Markt überlassen bleiben.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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