Fürther Firma MyOma:Hundert Omas stricken auf Bestellung

Fürther Firma MyOma: Die Kommunikationswissenschaftlerin Verena Pröschel, 38, ist Gründerin und Geschäftsführerin der Lieblingsoma GmbH. Vor der Firmengründung hat sie fünf Jahre in der Kommunikationsagentur ihres Bruders in München gearbeitet.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Verena Pröschel, 38, ist Gründerin und Geschäftsführerin der Lieblingsoma GmbH. Vor der Firmengründung hat sie fünf Jahre in der Kommunikationsagentur ihres Bruders in München gearbeitet.

(Foto: oh)

Dazu kochen die Damen und geben ihr Wissen weiter. Im Interview spricht Verena Pröschel über ihr Netzwerk und wie die Idee dazu entstanden ist.

Interview von Olaf Przybilla, Fürth

Vor acht Jahren hatte Verena Pröschel, 38, die Idee, ein Netzwerk von Großmüttern aufzubauen, die selbstgemachte Stricksachen nach Auftrag anfertigen. Inzwischen beschäftigt das Fürther Unternehmen MyOma hundert Damen.

Frau Pröschel, können Sie eigentlich selbst stricken?

Verena Pröschel: Ich habe mir das schon angeeignet, aber so gut wie unsere Omas bin ich natürlich nicht. Ganz am Anfang, als ich die Idee hatte, konnte ich's ehrlich gesagt überhaupt nicht. Die Omas haben mir das nach und nach beigebracht. Sagen wir so: Ich habe eher theoretisches Wissen.

Theoretisches Wissen, das ist gut. Machen Sie eine Endabnahme und müssen Omas auch mal nacharbeiten?

Gibt's immer mal, klar. In der Regel lassen sich unsere Omas das aber auch sagen, die sind da nicht so empfindlich, das passt schon. Mittlerweile sind sie aber so professionell, das passiert nur noch ganz selten.

Wie kommt man auf die Idee, ein Netzwerk an Omas auf die Beine zu stellen?

Ich war immer ein Oma-Kind. Meine Oma hat bei uns im Haus gewohnt, ich war da wahnsinnig gerne. Zu älteren Menschen hatte ich immer einen guten Draht. Als ich im Urlaub einen Beitrag gesehen habe, in dem Omas gemeinsam strickten, hatte ich die Idee, das Traditionelle mit dem Digitalen zu verbinden und eine Gruppe an Omas aufzubauen, die ihr Know-How an die jüngere Generation weitergibt. Mir war sofort klar, dass wir unsere Omas im Internet mit Steckbrief vorstellen. Ich hatte einfach Lust, was Cooles mit Omas zu machen.

Und jetzt haben sie hundert Omas.

Das Ganze ist einfach immer größer geworden. Angefangen haben wir mit Strickwaren von den Omas, Mützen, Schals, gemeinsamen Kollektionen. Daraus ist dann immer mehr geworden. Pakete zum Selberstricken, eigene Wolle, inzwischen Kochen wir auch mit unseren Omas. Gewissermaßen ist also aus MyOma strickt auch noch MyOma kocht geworden. Gemeinsam mit unseren Omas entwickeln wir Produkte für den Lebensmitteleinzelhandel. Vor allem natürlich solche, die man von Omas kennt: Kompott, Soßen, solche Sachen.

Sie versuchen offenbar, das Wissen der Omas bestmöglich zu nutzen.

Das war immer unser Ziel. Die Omas einbinden, ihnen eine Aufgabe geben und sie wertschätzen, damit am Ende alle davon profitieren. Mit Stricken haben wir begonnen, das war einfach das Naheliegendste.

Werden die Omas denn davon einigermaßen wohlhabend?

Das kommt immer auf die Oma an. Manche Omas haben Luft und sind permanent einsatzbereit, andere haben weniger Zeit und wollen das ehrenamtlich machen. Die haben dann auch keinen Gewerbeschein und machen zum Beispiel Strickprojekte für die Caritas oder für Obdachlose. Gerade wenn über die Omas bestellt wird, bleibt schon was übrig. Wir als Unternehmen gekommen dann nur 20 Prozent Provision.

Ihr Kundenstamm dürfte gut situiert sein oder? Mit den Dauertiefpreisen der Textilketten können Sie kaum mithalten.

Klar muss man dafür ein Bewusstsein entwickeln. Es geht bei uns um stundenlange Handarbeit, so was geht nicht zum Discountpreis. Aber es gibt eben Menschen, die das zu schätzen wissen. Außerdem kann man sich bei uns nach individuellen Wünschen bestricken lassen. Wer will, kann sich auch Bushaltestellen einstricken lassen oder Litfaßsäulen. Alles ist möglich, ist halt nur eine Frage des Aufwands.

Was ist denn die Definition einer "Oma" in Ihrem Unternehmen?

Bei uns muss man entweder tatsächlich Großmutter sein, das kann man ja schon mit Mitte Vierzig sein. Ist allerdings die Ausnahme. Oder dann ab Mitte Fünfzig. Das ist für uns so die Grundvoraussetzung.

Und Opas nehmen Sie nicht?

Oh, doch. Wir hatten auch schon einen Strickopa. Traurigerweise ist er nicht mehr unter uns. Wir freuen uns über jeden Opa.

Woher kommen Ihre Omas?

Unser fester Kern kommt aus dem Großraum Nürnberg-Fürth, das ist schon deshalb gut, weil wir uns regelmäßig treffen, um neue Pläne zu schmieden. Aber es gibt genauso viele Omas, die für uns arbeiten und über ganz Deutschland verstreut sind.

Wenn ich jetzt im Internet eine bestimmte Oma im Blick habe, von der ich gerne einen leichten Schal hätte. Kann ich mir diese Oma dann als Produzentin aussuchen?

Das ist grundsätzlich kein Problem, Kunden-Oma-Bindungen gibt's immer wieder. Und natürlich gibt es Kunden, die so schöne Sachen bekommen haben, dass sie immer nur dieselbe Oma wollen. Es gibt aber auch schwierigere Muster, die vor allem bestimmte Omas stricken können. Da muss man dann sehen, wie das zusammengeht.

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