Modellbau-Affäre:Haderthauer will sich gegen Betrugsvorwürfe "wehren"

Beginn Haderthauer-Prozess

Hubert Haderthauer beim Prozessauftakt zur sogeannnten Modellbau-Affäre.

(Foto: dpa)

Von Ingrid Fuchs und Dietrich Mittler

Der Angeklagte betritt den Gerichtssaal erst kurz vor Verhandlungsbeginn und bemüht sich um eine aufrechte Haltung, nur seine Augen verraten, wie es ihm wohl geht. Sie glänzen wässrig. Hubert Haderthauer kommt zusammen mit seinen Anwälten, ein Pulk von Kameraleuten und Fotografen folgt ihnen. Der Ehemann von Ex-Staatskanzleichefin Christine Haderthauer muss sich vor dem Landgericht München II wegen des Vorwurfs des Betrugs und der Steuerhinterziehung verantworten - und hat eine umfassende Aussage zu den Vorwürfen angekündigt.

Auf Anraten seiner Anwälte äußert er sich allerdings nicht gleich am ersten Prozesstag, sondern wohl erst am 7. Januar. Zu viele Unterlagen seien bei der Verteidigung jüngst noch eingegangen, die man noch gar nicht habe sichten können. Danach aber werde der 58 Jahre alte Mediziner "seine Person, sein Handeln, Denken" offenlegen, sagt sein Verteidiger vor Richter Rupert Heindl.

Doch bevor der Prozess überhaupt richtig beginnen kann, kommt es zu einer kurzen Unterbrechung. Haderthauers Mitangeklagter, sein ehemaliger Anwalt, ist nach Angaben seines Verteidigers wegen einer Erkrankung verhandlungsunfähig. Das Verfahren gegen den Mann wird abgespalten. Der Jurist soll einen umstrittenen Vertrag für Haderthauers früheren Geschäftspartner ausgearbeitet und der unterschrieben haben - jenen Vertrag, von dem sich der Franzose Roger Ponton heute bitter getäuscht fühlt und die Affäre überhaupt erst ins Rollen gebracht hat.

Im Zuge der Ermittlungen kam die Modellbau-Affäre ans Licht, über die Christine Haderthauer im Herbst vergangenen Jahres stürzte: Die CSU-Politikerin aus Ingolstadt und ihr Ehemann waren bis 2008 nacheinander Miteigentümer des Unternehmens Sapor Modelltechnik, das teure Modellautos verkaufte, die von Straftätern in der Psychiatrie gebaut wurden. Wichtigster Konstrukteur war ein verurteilter Dreifachmörder.

Auf sechs Seiten führt die Staatsanwaltschaft ihre Anklage gegen den inzwischen suspendierten Landgerichtsarzt aus. Sie wirft Hubert Haderthauer vor, als geschäftsführender Gesellschafter der Firma Sapor Modelltechnik seinem früheren Mitgesellschafter - eben jenem Herrn Ponton - einen niedrigeren Unternehmenswert vorgetäuscht und ihn so um gut 84 000 Euro geschädigt zu haben. Außerdem soll er Zehntausende Euro an Steuern hinterzogen haben. Zum Betrugsvorwurf sagt Haderthauers Anwalt mit Blick auf das weitere Verfahren: "Dagegen hat er sich immer gewehrt - und wird sich auch hier wehren."

Seit Bekanntwerden der Affäre wurden umfangreiche Ermittlungen durchgeführt, im Bayerischen Landtag beschäftigt sich ein eigens eingerichteter Untersuchungsausschuss mit dem Fall (die wichtigsten Fragen und Antworten dazu lesen Sie hier).

Vor Gericht muss sich nun aber nur Hubert Haderthauer verantworten, seine Ehefrau kommt wohl relativ glimpflich mit einem Strafbefehl davon. Welche Strafe ihr Mann erhält, wird Richter Heindl nach sieben Verhandlungstagen, voraussichtlich am 25. Januar, entscheiden. Zuvor werden einige Zeugen gehört, darunter der Konstrukteur der Modellautos, Roland S., und der ehemalige Geschäftspartner Roger Ponton, der gegen Haderthauer zudem eine Zivilklage eingereicht hat. Christine Haderthauer steht offenbar nicht auf der Zeugenliste, sie hat erst am Mittwoch ihre Immunität als Abgeordnete verloren. Wirklich erholsam dürften die Feiertage für das Ehepaar Haderthauer nicht werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: