Bezirkskliniken Mittelfranken:Chefärzte fordern Neuanfang in Ansbach

Von Uwe Ritzer

In Zusammenhang mit der Vorstandsaffäre bei den Bezirkskliniken Mittelfranken haben sich nun erstmals deren Chefärzte zu Wort gemeldet. In einem Brief an Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU) sowie die Mitglieder des Klinik-Verwaltungsrates und die 3000 Mitarbeiter fordern die Mediziner "einen grundlegenden Neuanfang in Stil, Kultur und Struktur der Unternehmensführung". Die medizinische Versorgung der Patienten müsse aufgewertet werden, heißt es in dem von neun Chefärzten unterzeichneten Schreiben. Darin fordern die Mediziner auch mehr Mitsprache. Denn viel zu sagen, hatten sie bislang nicht.

Das Unternehmen war ganz auf Vorstand Helmut Nawratil zugeschnitten, dem nun seine umstrittene Personalführung, Chaos bei großen Bauvorhaben und fragwürdige Auftragsvergaben zum Verhängnis zu werden drohen. Nachdem sich bei einer Sonderprüfung viele schon lange kursierende Vorwürfe als zutreffend erwiesen hatten, stellte ihn der Verwaltungsrat frei. Die Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen eingeleitet. Die Affäre um Helmut Nawratil eskaliert seit anderthalb Jahren, doch eine wichtige Berufsgruppe der Bezirkskliniken hielt sich bislang zurück: die Chefärzte.

Wie zerrüttet ihr Verhältnis zu Nawratil ist, ließ sich jedoch bereits im vergangenen Jahr erahnen, als die Mediziner sich weigerten, dem in Bedrängnis geratenen Vorstand mit einer Solidaritätsadresse zur Seite zu springen. Nun fordern sie nicht nur einen Neuanfang, sondern auch eine gravierende Umstrukturierung. Der Vorstand der Bezirkskliniken solle künftig aus einer gleichberechtigten Doppelspitze aus einem Kaufmann und einem Mediziner bestehen, heißt es in dem Schreiben, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Ebenso wollen die Chefärzte künftig "in alle unternehmensrelevanten Entscheidungen einbezogen werden", vor allem wenn es um die Medizinstrategie und zentrale Unternehmensprojekte geht. Auch bei der Besetzung "zentraler Leitungspositionen, insbesondere des Vorstands" wollen sie mitbestimmen.

Intern streben die Chefärzte eine Aufwertung an; sie wollen Teil der Geschäftsführung werden, in der sie bislang nicht vertreten sind. Zudem fordern sie mehr Eigenverantwortung der Standorte und Fachbereiche.

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