Bayern nach der Wahl:Der Frauenanteil im bayerischen Landtag ist jämmerlich

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150 der 205 Plätze im neuen bayerischen Landtag werden von Männern besetzt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

26,8 Prozent Frauen sind kein Spiegelbild der Gesellschaft. Denn Volksvertreter sollten alle Bevölkerungsgruppen repräsentieren.

Kommentar von Katja Auer

Ein Abbild der Gesellschaft soll der Landtag sein, Volksvertreter nennen sich die Parlamentarier. Sie kommen im Idealfall aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten, repräsentieren alle Alters- und Berufsgruppen, die Geschlechter gleichermaßen. So ist es aber nicht.

205 Abgeordnete gehören dem neuen bayerischen Landtag an, so viele wie noch nie nach dem Krieg. 55 davon sind Frauen, das entspricht einem Anteil von 26,8 Prozent, nur etwas mehr als ein Viertel. Ein Rückschritt gegenüber der vorherigen Zusammensetzung, als es auch nur knapp 30 Prozent waren, und wieder einmal ein Beleg dafür, dass es noch nicht weit her ist mit der Gleichberechtigung.

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Die Wähler haben so entschieden, freilich, aber daraus folgt nicht, dass diese Aufteilung ebenfalls der Wählerwille ist. Es liegt an den Parteistrukturen, dass Frauen weniger Chancen haben. Die Bezirkslisten von Freien Wählern und FDP wurden komplett von Männern angeführt, die AfD zog nur in Niederbayern mit einer Frau an der Spitze in die Wahl. Entsprechend sehen die Fraktionen aus: Eine Frau unter elf Liberalen, zwei Frauen unter 22 AfD-Abgeordneten. Das ist jämmerlich. Ein Zerrbild, kein Spiegelbild der Gesellschaft.

Bei CSU und Freien Wählern, den mutmaßlich künftigen Regierungsparteien, sieht es nicht viel besser aus. Beide haben nur gut ein Fünftel Frauen in ihren Reihen. Setzt sich das im nächsten Kabinett fort, sind es düstere Aussichten.

Allein Grüne und SPD bekommen einen ausgewogenen Geschlechteranteil hin, beide Parteien haben längst eine Quote. Deswegen sind deren Frauen nicht weniger geeignet als die Männer, das Verfahren der paritätischen Besetzung hat sich etabliert, Mann-Frau-Debatten sind damit in dieser Hinsicht wenigstens überflüssig geworden. Was sie ohnehin schon lange sein sollten, schließlich sind Frauen keine gesellschaftliche Randgruppe, sondern stellen die Hälfte der Bevölkerung. Dass sie trotzdem in der Politik nicht angemessen repräsentiert sind, sollte denen zu denken geben, die Quoten immer noch ablehnen. Bessere Vorschläge dürfen gerne umgesetzt werden.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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