Augsburg:Die Tauben trotzen dem Regulierungskonzept

Tauben Augsburg

Die Tauben in Augsburg wollen sich nicht so recht an die Vorschriften halten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

In Augsburg will man Mensch und Tier gerecht werden - doch die Vögel machen einfach nicht, was sie sollen.

Kolumne von Johann Osel

Die österreichischen Satiremusiker der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, EAV, sind derzeit auf Abschiedstour und aus dem Grund sollte man mal erwähnen, dass sich in ihrem Repertoire keineswegs nur alberne Schlager befinden, sondern auch alltagspraktische Expertise. Zum Beispiel über Tauben - was ja die Verantwortlichen in Bayerns Städten aufhorchen lässt, da die Omnipräsenz dieser Tiere samt ihrer Hinterlassenschaften häufig Unmut auslöst.

Im EAV-Lied "Drei weiße Tauben" wird das Problem rabiat, allerdings effizient gelöst. Die lästige Ausgangslage ("Drei weiße Tauben, auf unserem Dach, drei weiße Tauben, die halten mich wach") benötigt lediglich die Zuhilfenahme eines Gewehrs. Ergebnis: "Und über allen Dächern ist Ruh'". Darauf ein heiteres "Guru Guru Guru", wie im eingängigen Refrain!

So drastisch handelt freilich in der Realität keiner, schon gar nicht in Augsburg, wo man ein spezielles "Stadttaubenkonzept" verfolgt. Es dient der "Regulierung der Stadttauben zum Wohle von Mensch und Tier", andere Kommunen haben sich schon an dem Vorbild orientiert, die Causa überlegt anzugehen. So gibt es in Augsburg kein pauschales Fütterungsverbot wie andernorts, dafür von Tierschützern betreute Taubenschläge und Taubentürme. Dort werden Gelege durch Eierattrappen ersetzt, um die unkontrollierte Vermehrung zu bremsen; und da wird gefüttert und "örtlich gebündelt gekotet", was Bürger und die Stadtreinigung entlastet.

Was aber, wenn die trotzige Taube nicht so will, wie das Konzept befiehlt? Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, scheint das so beim neuen Turm im Stadtteil Herrenbach zu sein: Trotz der Holzkonstruktion besuchen Vögel da bevorzugt Balkone. Anwohner haben Spuren davon - "böse Überraschungen" - fotografiert. Andere fühlen sich belästigt, eine Frau erspähte ein "ganz freches Exemplar" und zwar im Wohnzimmer. Mit dem Turm wurde eigentlich ein Ende von "Belästigungen, Verschmutzungen oder gar möglichen Gesundheitsgefahren" versprochen.

Hoffnung bleibt aber. Laut den Betreuern des Turms müssten Tauben mindestens einmal dort gebrütet haben, um ihn auf Dauer anzunehmen. Dass die Viecher so ticken, bestätigt "Brehms Tierleben": Tauben seien "vorsichtig" und "nehmen stets das Gewisse für das Ungewisse".

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