Allgäu Airport:Hoffnung im Anflug

Allgäu Airport

Wirtschaftlich gesehen braucht der Memminger Flughafen dringend Schub, damit es aufwärts geht.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Markus Söder stellt dem angeschlagenen Allgäu Airport eine Beteiligung des Freistaats in Aussicht. Die Flughafen-Befürworter sehen bereits die Rettung gekommen, die Gegner wittern einen politischen Trick

Von Stefan Mayr, Memmingen

Mit diesem Auftritt hat Markus Söder wieder einmal alle überrascht. "Wir können uns auch eine staatliche Beteiligung am Flughafen Memmingen vorstellen", sagte der Finanzminister vergangene Woche in Ottobeuren - und setzte damit seine Parteikollegen im gesamten Allgäu in Verzückung. Der Freistaat könnte sich also demnächst beim drittgrößten Flughafen Bayerns einkaufen. Der Finanzminister spricht im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung von einem "bayerischen Flughafenkonzept", er kündigt eine engere Kooperation der drei größten Airports Bayerns an: "Mein Ziel ist es, die Flughäfen in München, Nürnberg und Memmingen besser zu verzahnen", sagt er, "wir versuchen, Synergie-Effekte zu heben."

Der Freistaat ist am Flughafen München mit 51 und am Airport Nürnberg mit 50 Prozent beteiligt. Der Allgäu Airport wird dagegen bislang von etwa 70 Privatunternehmen und der kommunalen Allgäu GmbH getragen. Bislang schrieb er stets rote Zahlen, Ende 2014 stand er kurz vor der Insolvenz. Dennoch planen die Gesellschafter einen großen Umbau, um den ehemaligen Bundeswehr-Fliegerhorst wettbewerbsfähig zu machen. Für diese Sanierung hat der Freistaat bereits einen 12,2-Millionen-Euro-Zuschuss zugesagt.

Und nun stellt Söder eine weitere Unterstützung in Aussicht . Dabei macht er allerdings klar, dass sich der Freistaat im Allgäu nicht in jenem Maße einbringen werde wie in München oder Nürnberg. Söder spricht von einer "zeitlich befristeten Beteiligung": "Das ist kein Engagement auf Ewigkeit, in fünf bis sechs Jahren muss der Airport das Durchstarten dann schaffen." Zudem wird die Beteiligung wohl eher niedriger ausfallen: "Wie hoch der Anteil sein wird, werden wir sehen." Söder kündigt "eine intelligente Form der Stabilisierung" an. Man müsse da "sehr überlegt vorgehen, um nicht gegen EU-Beihilferecht zu verstoßen". Konkreter wird er nicht.

Söders Ankündigungen werden im Allgäu kontrovers diskutiert: Die Befürworter des Flugplatzes freuen sich über die vermeintliche Rettung des angeschlagenen Unternehmens. "Wir sind sehr positiv überrascht", sagt Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid. Er spricht von einem "klaren Bekenntnis, das frischen Wind bringt". Ihm zufolge arbeiten die Flughäfen München und Memmingen bereits an einer Kooperationsvereinbarung, auch mit Nürnberg sei er im Dialog. Thomas Kreuzer, der Kemptener Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, befürwortet ebenfalls Söders Initiative: "Ich halte das für vernünftig. Wenn der Freistaat an drei Flughäfen beteiligt ist, ist er ja geradezu verpflichtet, nach Synergie-Effekten zu suchen."

Für die Kritiker hingegen ist Söders Aussage ein billiger Trick, mit dem er mit einem Schlag gleich zwei Fliegen erlegen könne: Erstens sichere er sich damit das Wohlwollen vieler schwäbischer CSU-Parteikollegen, was ihm irgendwann zu Gute kommen könnte im parteiinternen Kampf um die Nachfolge von Ministerpräsident Horst Seehofer. Zweitens beeinflusse er damit die Bürgerbegehren am 22. November, bei denen die Einwohner Memmingens und des Landkreises Unterallgäu darüber abstimmen, ob sich die Stadt und der Kreis bei einer Grundstücksgesellschaft des Flughafens einkaufen sollen oder nicht. Tatsächlich betont Markus Söder vielsagend, dass jetzt "zunächst die Bürger zu Wort kommen": "Sie entscheiden über die Zukunft ihrer Region", sagt Söder. Erst danach werde die Staatsregierung entscheiden, ob sie einer Beteiligung am Flughafen zustimme.

Was ist dran an Söders Aussage? Unter dem Strich bleibt alles eine vage Absichtserklärung. Denn ob und wann die Beteiligung tatsächlich kommt, steht in den Sternen. "Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr Weichen stellen können", sagt Söder. Das klingt tatkräftig. Es ist aber wohl nicht auszuschließen, dass diese Weiche auf ein Abstellgleis führt. "Herr Söder kann sich immer sehr viel vorstellen", sagt Dieter Buchberger, Vorsitzender der Initiative "Bürger gegen Fluglärm". "Er winkt jetzt mit dem Fähnchen, und ob er das morgen auch noch macht, wissen wir nicht. Und ob er das Ganze mit Herrn Seehofer abgesprochen hat, wissen wir auch nicht."

"Das ist Aktionismus nach dem Motto ,wir retten eine Firma'", sagt Buchberger. "Offenbar reicht dem Airport der 12-Millionen-Zuschuss nicht", mutmaßt er, "vielleicht ist jetzt sogar schon der Einstieg des Freistaats nötig, damit der Flughafen wieder kreditwürdig wird."

Zuletzt musste der Allgäu Airport einen Rückschlag hinnehmen: Weil die Fluglinie Intersky Insolvenz anmeldete, steht Memmingen wieder einmal ohne innerdeutsche Flugverbindungen da. Und das wird auch erst einmal so bleiben, wie selbst Ralf Schmid einräumt: "Ich bin wenig optimistisch, dass es kurzfristig eine neue Lösung geben wird."

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