Zwiespältige Umweltbilanz:E-Autos - dreckiger als gedacht

Der BMW i3 auf einem Autotransporter

Abgasfrei - aber auch umweltfreundlich? Neue BMW i3 werden per Lkw zu ihrem Bestimmungsort gebracht.

(Foto: Christoph Busse/BMW)
  • Seit dem Abgas-Skandal von Volkswagen werden die Stimmen lauter, die eine umfassende Förderung der Elektromobilität fordern.
  • Doch E-Autos sind nicht von vornherein sauberer als konventionell angetriebene Fahrzeuge. Oft ist ihre Produktion sogar umweltschädlich.
  • Wird das Elektroauto nicht mit Ökostrom betrieben, leidet die Umweltbilanz zusätzlich.

Von Marie Tuil

Elektroautos sind die Hoffnungsträger einer grünen Zukunft auf der Straße. Seit der Abgasschwindel bei VW bekannt wurde, wird der Ruf nach mehr sauberer Elektromobilität immer lauter. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks fordert Kaufprämien und eine verpflichtende Quote für E-Fahrzeuge. Doch die staatliche Förderung der zukunftsweisenden Technologie will gut durchdacht sein. Denn um herauszufinden, wie sauber die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge wirklich sind, reicht der Blick auf die Abgase bei Weitem nicht aus.

Bei der Herstellung fängt es an. Im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotoren fallen bei der Produktion von Elektroautos 60 Prozent mehr CO₂-Emissionen an. Das ergibt eine Studie, die das Fraunhofer-Institut für Bauphysik im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums verfasst hat. Dabei stand neben anderen Umweltproblemen vor allem die Klimabilanz im Fokus. Ziel war es, eine möglichst vollständige Ökobilanz vom Abbau der Rohstoffe bis zum Recycling des Autos zu erstellen. Nur so können Elektroauto und Verbrennungsmotor sinnvoll miteinander verglichen werden. Gerade zu Beginn seines Lebens kommt das Elektroauto gar nicht gut weg.

Die Herstellung eines E-Autos ist nicht gerade umweltfreundlich

Denn vor allem die in den Batterien verbauten Hightech-Stoffe werden oft in Ländern abgebaut, die es mit dem Umweltschutz nicht so genau nehmen. Neodym zum Beispiel, ein Seltenerdmetall, das Magneten noch magnetischer macht. Diese Eigenschaft macht den Rohstoff für die Hersteller von Elektroautos unentbehrlich. Gefördert wird Neodym in China, wie etwa 90 Prozent aller Seltenen Erden. Abbau und Aufbereitung gelten als sehr umweltschädlich, weil radioaktive Abfallprodukte entstehen. Zwar hat die Zentralregierung Gesetze erlassen, um die Umwelt zu schützen - nur nutzen die nichts, wenn Korruption und illegaler Abbau allgegenwärtig sind.

Nicht nur das Innenleben der Elektroautos schadet der Umwelt. Auch die Leichtbau-Karosserien sind in der Nutzung umweltfreundlich, in der Herstellung aber ein Problem. Denn meistens bestehen sie aus Aluminium. Die Gewinnung des Leichtmetalls aus dem Erz Bauxit ist extrem energieintensiv. Zurück bleibt mit Schwermetallen und Natronlauge versetzter Rotschlamm. Mit der richtigen Deponierung und Aufbereitung eigentlich kein Problem. Aber ein Großteil der Bauxitreserven befindet sich in tropischen Regenwäldern. Durch den starken Regen werden dort häufig Deponien überschwemmt - was Gewässer und Böden vergiftet. Zudem wird Bauxit über Tage abgebaut. "Deshalb muss oft in großem Maßstab Regenwald abgeholzt werden", sagt Lukas Rüttinger, der bei der Denkfabrik Adelphi derzeit für das Umweltbundesamt an einer Studie über den Bauxitabbau im brasilianischen Regenwald arbeitet. Konventionelle Autos haben die gleichen Umweltprobleme, wenn in ihnen Aluminium verbaut ist.

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