Zum Ende von Pontiac:K.I.T.T. schweigt für immer

GM muss radikal sparen, will Saab, Hummer und Saturn loswerden. Pontiac, immerhin Erfinder der "Muscle Cars", soll ganz verschwinden.

Günther Fischer / Sebastian Viehmann

Ein trockener Satz besiegelte das Schicksal einer automobilen Legende: Spätestens 2010 werde man die Marke Pontiac auslaufen lassen, verkündete GM am Montag. "Phased out" heißt das im Englischen. Man werde sich nun ganz auf die Kernmarken Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC konzentrieren. Von Saab, Hummer und Saturn will sich GM noch in diesem Jahr trennen. Gleichzeitig soll das Händlernetz um fast die Hälfte schrumpfen - von 6246 Händlern im Jahr 2008 auf voraussichtlich 3605 bis Ende 2010.

Zum Ende von Pontiac: Pontiac Firebird: ohne Zweifel das vom Design her gelungenste amerikanische Cabrio (und Coupé)

Pontiac Firebird: ohne Zweifel das vom Design her gelungenste amerikanische Cabrio (und Coupé)

(Foto: Foto: Pressinform)

Dass sich amerikanische Hersteller von Marken trennen, ist nichts Neues - erst 2001 zum Beispiel erwischte es Plymouth, eine Brot-und-Butter-Marke des Chrysler-Konzerns. Doch während Plymouth - abgesehen von den berühmten Modellen Cuda, GTX und Road Runner - wenig zur amerikanischen Automobilhistorie beigetragen hat, genoss Pontiac über Jahrzehnte einen unvergleichlichen Ruf und war der Begründer einer ganzen Generation von Fahrzeugen, die Amerikas Autokultur bis heute so faszinierend macht: die hubraumstarken Muscle Cars.

Auch einer der bekanntesten amerikanischen Sportwagen hörte auf den Namen Pontiac - der Firebird/Trans Am, ein Schwestermodell des Chevrolet Camaro. Der Trans Am schrieb Film- und Fernsehgeschichte: Ein 1977er Modell lieferte sich mit Burt Reynolds am Lenkrad heiße Verfolgungsjagden mit der Polizei in "Ein ausgekochtes Schlitzohr". Und ein schwarz lackierter 1982er Trans Am machte sich als sprechendes Wunderauto K.I.T.T. unsterblich.

1974 wurde der GTO eingestellt. Erst 2004 ließ man das berühmte Kürzel wieder aufleben - als Schwestermodell des Holden Monaro (Holden ist der australische GM-Ableger). Mit dem Original hatte der neue GTO außer dem Namen allerdings wenig gemein, schon das Design war viel zu zahm und beliebig.

"Eine harte Entscheidung", so GM-Chef Fritz Henderson

Die aktuelle Pontiac-Modellpalette enthält Coupés und Mittelklasselimousinen wie den G6 und G8, die SUV-artigen Fahrzeuge Torrent und Vibe sowie den Sportwagen Solstice, dessen Schwestermodell der Opel GT ist. Den Solstice gibt es auch als Coupé ab 25.000 US-Dollar. Es dürfte Pontiacs letzter Sportwagen gewesen sein.

"Tough decision", sagte GM-Chef Fritz Henderson lapidar im US-Nachrichtensender CNN zum Aus für Pontiac - eine harte Entscheidung sei es gewesen: "Aber wir haben einfach keine zufriedenstellende Strategie gefunden, um mit dieser Marke zu gewinnen."

Dass Pontiac und nicht Buick Opfer des Rotstiftes wurde, könnte aber auch daran liegen, dass Buick einen ausgezeichneten Ruf in China genießt - einem der wenigen Märkte, in dem auch in Zukunft noch mit viel Wachstum zu rechnen ist. Die Buick-Modelle Regal und LaCrosse gehörten zu den wichtigsten Neuheiten auf der Shanghai Motor Show.

Dass GM seine Sorgenkinder Saab, Hummer und Saturn loswerden will, war schon länger im Gespräch. Die Marke Saturn ist hierzulande völlig unbekannt, dabei gibt es in der aktuellen Modellpalette viele Déjà-vu-Erlebnisse: Unter dem Saturn-Label werden in den USA unter anderem Opel Astra (Saturn Astra) und Opel Antara (Saturn Vue) vertrieben und als besonders sparsame Fahrzeuge beworben. Begonnen hatte die Marke in den 90er Jahren mit kompakten Limousinen, die gegen die in den USA extrem erfolgreichen Modelle Honda Civic und Toyota Corolla antreten sollten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: