Zugstrecke über den Brenner:Sperrung kommt zur Hauptreisezeit

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Ausgerechnet zur Feriensaison ist der Brenner wegen Bauarbeiten fünf Wochen lang für Züge gesperrt. Urlauber müssen auf Ersatzbusse ausweichen, der Güterverkehr verlagert sich auf die Straße. Der Fahrgastverband "Pro Bahn" befürchtet den Verkehrs-Kollaps.

Laura Hertreiter

Eigentlich rollen jeden Tag 240 Züge über den Brenner, seit Montag aber bleiben die Gleise leer. Mitten in der Hauptreisezeit wird die 145 Jahre alte Gebirgsstrecke fünf Wochen lang saniert. Auf etwa 40 Kilometern werden Schienen und Gleisbett erneuert. Bahnfahrer müssen auf Busse umsteigen, der Güterverkehr wird auf Lastwagen verfrachtet. Kritiker befürchten einen Verkehrskollaps.

Schon am ersten Tag der Vollsperrung zwischen Innsbruck und dem Brenner-Bahnhof ist bei Zugreisenden die Urlaubslaune getrübt. Matthias Oomen, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, sagt, dass viele Bahnfahrer ihrem Ärger in wütenden E-Mails Luft machten. Aus Protest würden diese für den Sommerurlaub auf Flugzeug oder Auto ausweichen. Der erste Tag ohne Brennerbahn gab ihnen noch keinen Anlass dazu. Das Chaos blieb aus, teilte der ADAC mit. An den Ferienwochenenden könne sich die Situation aber verschärfen, hieß es bei dem Automobilclub.

"Ein Affront gegen die Passagiere"

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) begründen die Bauphase in der Reisezeit mit dem schwachen Güterverkehr im August. Immerhin überqueren jeden Tag 159 Güter- und nur 81 Personenzüge die Alpen. "Dass die Strecke jetzt gesperrt wird, ist ein Affront gegen die Passagiere aus wirtschaftlichem Kalkül", sagt Pro-Bahn-Sprecher Oomen. Die ÖBB haben indes den größten Schienenersatzverkehr der vergangenen Jahrzehnte organisiert. 40 Busse bringen Fahrgäste über den Berg. Ob damit die täglich erwarteten 4000 bis 5000 Menschen ans Ziel kommen, bleibt abzuwarten. "Wir haben genug Personal und Geld aufgewendet, um die Sperrung so erträglich wie möglich zu machen", sagt ÖBB-Sprecher Christoph Posch. Eine Viertelstunde länger seien Bahnfahrer momentan unterwegs.

Schon im Vorfeld hatte die Totalsperrung massive Kritik geerntet. Die Sorge: Der Güterverkehr könnte sich ausgerechnet im Reiseverkehr von der Schiene auf die Straße verlagern. Um einen Verkehrskollaps zu vermeiden, werden einige Güterzüge über die Tauernbahn oder die Schweiz umgeleitet, sodass nicht alle Gütertransporte die Straßen verstopfen. Zudem soll der Verkehr auf den Autobahnen 12 und 13 für die Zeit der Gleisarbeiten zügiger rollen: Der Betreiber Asfinag ließ fast alle Baustellen räumen.

© SZ vom 07.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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