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Zelectric Motors:Mit gutem Gewissen Käfer fahren

Dieser VW-Oldtimer steht unter Strom: Zelectric Motors aus Kalifornien lässt die Öko-Revolution endlich sexy aussehen.

Von Felix Reek

Auf den ersten Blick ist nichts zu bemerken. Der VW Käfer sieht aus wie, nun ja, ein VW Käfer eben aussieht. Gebogene Kotflügel, freundliche Front, alles irgendwie rund und knuffig. Aber etwas ist anders. Der Motor startet und danach ist nichts mehr zu hören. Dieser Käfer fährt elektrisch.

Die Idee zu dem "grünen" Oldtimer kam David Bernardo bereits vor acht oder neun Jahren. Im kalifornischen Palo Alto entdeckte der Designer, der für große Firmen aus dem Silicon Valley arbeitet, ein Pilotprojekt, bei dem ein VW Camper zu einem Elektroauto umgebaut wurde. Genau das Richtige für mich, dachte sich Bernardino. Er ist seit seiner Jugend VW-Fan, wuchs neben einer Werkstatt für Buggys auf und fuhr selbst diverse klassische Modelle aus Wolfsburg, darunter Bullis und einen Karmann-Ghia. Doch was ihn immer störte, war die Zuverlässigkeit der Oldtimer: "Ich liebte es, diese Autos zu fahren", sagt er. "Aber ich liebte es nicht sonderlich, jeden Tag am Motor herumschrauben zu müssen."

Stil und Benutzerfreundlichkeit

Der Elektromotor schien die Lösung dafür zu sein. Wenige mechanische Teile, kaum Verschleiß. Doch es dauerte eine Weile, bis Bernardino einen Partner fand, der ihm die gewünschten Komponenten liefern konnte. Das US-Unternehmen EV-Motors, das in der Vergangenheit einen BMW M3 so stark elektrifizierte, dass er beim renommierte Pikes Peak Hill Climb einen Rekord aufstellte.

Mit dem passenden Partner im Rücken gründeten Bernardino und seine Frau Bonnie Rogers 2012 die Firma Zelectric Motors. Zunächst konzentrierten sie sich nur auf VWs aus den Jahren 1958 bis 1968, da sie "die perfekte Balance aus Stil und Benutzerfreundlichkeit besitzen". Mittlerweile stehen zumindest auch ein Fiat 500 und diverse klassische Porsche zur Auswahl.

Erst restaurieren, dann elektrifizieren

Mit dem ersten Prototypen besuchten sie Oldtimer-Messen, um Interesse für ihr Projekt zu wecken. Nach einer Crowdfunding-Runde waren Sie in der Lage, in Serienproduktion zu gehen. Wobei der Begriff natürlich nicht ganz passt. Zehn Autos pro Jahr baut Zelectric Motors um.

Dabei versucht das Ehepaar so viel vom Original-Auto zu erhalten, wie möglich, ohne bei den Oldtimers die Flex ansetzen zu müssen. Zunächst restauriert das Team des Ehepaares die klassischen Automobile, dann werden Batterien und Elektromotor eingesetzt. In Zuge dessen modernisiert das Team von Zelectric Motors Licht, Bremsen, Federn und Viergangschaltung. Etwa 350 Kilogramm schwerer ist der Käfer nach dieser Behandlung, was vor allem an den Akkus im Motorraum und hinter der Rückbank liegt. Damit sind die elektrischen Käfer aber immer noch etwa 500 Kilogramm leichter als ein aktuelles Elektroauto wie der Nissan Leaf.

Richtig teuer wird es beim Bulli

80 PS leistet der "ZelectricBug" danach, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Die Batterien reichen beim Käfer für eine Strecke von 130 bis 160 Kilometern, beim Bulli sind es bis zu 100 Kilometer. Die Hälfte der Akkukapazität lässt sich innerhalb von drei bis vier Stunden aufladen. Billig ist der Retro-Spaß allerdings nicht. 68 000 US-Dollar, umgerechnet 62 000 Euro kostet der Standard-Käfer, das Cabrio 88 000 US-Dollar (80 000 Euro). Darin enthalten sind aber bereits die Originalautos. Richtig teuer wird es beim Bulli: Der startet bei 130 000 US-Dollar, also 120 000 Euro.

Ein Alltagsauto erwirbt man für diesen Betrag allerdings nicht. So ehrlich sind Bonnie Rogers und David Bernardino. Das sind keine Autos, die man jeden Tag fahren kann, erklären sie. "Sie sind zu wertvoll und Ersatzteile selten und schwer zu finden." Und allzu ökologisch sind ihre Absichten auch nicht. "Ich habe dieses Auto nicht gebaut, um den Planeten zu retten", erklärte er Bernardo freimütig. "Ich habe es gebaut, weil es Spaß macht, es zu fahren." Und das ist zumindest etwas, was man heute nur noch über wenige Autos sagen kann.

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