Youngtimer 8er BMW:Früher belächelt, heute angesagt

Lesezeit: 2 min

25 Jahre nach seinem Erscheinen nimmt die Karriere des 8er BMW Fahrt auf. (Foto: dpa-tmn)

In den 80er Jahren als Hochleistungscoupé für die High Society geplant, war der 8er BMW ein kommerzieller Flop: Von der Konkurrenz verlacht, von den Kunden ignoriert. Doch 25 Jahre nach seiner Premiere nimmt die Karriere des Youngtimers Fahrt auf.

Von Thomas Geiger

Die Ansage war deutlich: "Wenn Sportdress, dann Haute Couture." Mit solchen Botschaften versuchte BMW 1989 den Spagat zwischen Leistung und Luxus. Der alte 6er war in der Mittelschicht verhaftet, die Bayern strebten beim Nachfolger nach Höherem. Mehr als 2000 Ingenieure arbeiteten bereits seit 1984 an dessen Entwicklung. Fünf Jahre später gab das Hochleistungscoupé für die High Society seinen Einstand: der 8er.

Bei seiner Premiere wurde das Modell mit dem internen Code E31 noch begeistert gefeiert. So coole Kanten hatte man bei einem BMW bis dato nicht gesehen. Der sonst so stolze Nieren-Grill schrumpfte zu einer spitzen Sportwagen-Nase, die traditionellen Doppelscheinwerfer wichen spektakulären Schlafaugen. Außerdem überraschte der 8er während seiner Laufzeit mit technischen Leckerbissen wie der mitlenkenden Hinterachse und damals noch lange nicht selbstverständlichen Extras wie Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, automatisch abblendendem Innenspiegel oder Traktionskontrolle. "Doch so ganz glücklich war die Geschichte des Autos trotzdem nicht", schränkt Ralf Pusch aus Ludwigshafen ein.

Den BMW 8er zeichnen vor allem seine Klappscheinwerfer aus. (Foto: dpa-tmn)

Zu futuristisch, zu wenig Glanz

Schon der damalige Designchef Claus Luthe habe nicht so recht Lust auf das Auto gehabt, weil es für ihn weder in die Zeit noch ins Modellprogramm passen wollte, so der Vorstand der "ClubE31 Worldwide Owners Group". Und den Berichten der Fachpresse zufolge kam der 8er auch bei den Kunden nie so richtig an: Den 6er-Fahrern war er zu futuristisch, im Wettbewerb mit dem Coupé der S-Klasse fehlte ihm der Glanz.

Trotz seines soliden Zwölfzylinder-Motors nahmen Fahrer etablierter Sportwagen ihn nie so richtig ernst. Das V12-Triebwerk der frühen Exemplare holt aus seinen fünf Litern Hubraum 300 PS und geht mit 450 Newtonmetern zu Werke. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden und ein Spitzentempo von 250 km/h - aber leider auch für einen Verbrauch, der mit 13,1 Litern schon damals jenseits des guten Geschmacks war.

Die teuersten Oldtimer 2013
:Blech für Millionen

Auf umgerechnet fast 90 Millionen Euro brachten es im vergangenen Jahr die zehn teuersten versteigerten Oldtimer. Der wertvollste unter ihnen: ein Mercedes W196 Silberpfeil aus dem Jahr 1954 für 22 Millionen Euro. Er ist damit der am höchsten gehandelte Oldtimer 2013. Und das offiziell teuerste Auto der Welt.

BMW ließ nichts unversucht

Weitere Mankos des BMW 8er waren sein für einen echten Gran Turismo recht eng geschnittener Fond und sein mit 1,8 Tonnen sehr hohes Gewicht, das ihn Kurven eher behäbig umrunden ließ. Dass das Coupé bei der Markteinführung stolze 135.000 D-Mark kostete und über die gesamte Laufzeit der teuerste BMW in der Gesamtpreisliste blieb, beflügelte den Erfolg auch nicht.

Zwar liebäugelte BMW später sogar mit einem besonders sportlichen M8 und versuchte, den Absatz mit einem 280 kW/380 PS starken 850 CSi zu beflügeln, aber zugleich legten die Bayern auch von unten nach. 1993 startete der 840i: "Luxus light" war die Devise für das V8-Modell. Dieses kam mit vier Litern Hubraum und 210 kW/286 PS aus, kostete mit 129 000 Mark allerdings kaum weniger. Der erhoffte Aufschwung blieb aus.

Ein Spätzünder

Als das Coupé nach zehn Jahren im Mai 1999 eingestellt wurde, standen nur etwas mehr als 30.000 Exemplare auf dem Produktionsblatt. Da verwundert es kaum, dass sich BMW mit der Arbeit am Nachfolger reichlich Zeit ließ. Erst 2003 kehrten die Münchner zum 6er zurück. Doch der 8er ist ein Spätzünder: "Seit ein paar Jahren nimmt die Classic-Sparte in München den Wagen so richtig ernst, hat ihn lieb gewonnen und kümmert sich um seine Zukunft", sagt E31-Experte Pusch. Die Versorgung mit elektronischen Ersatzteilen zum Beispiel sei für die nächsten 15 Jahre gesichert. "Das gibt es so bei keinem anderen BMW-Youngtimer."

Dabei ist der 8er fast zu Schnäppchenpreisen zu ergattern - noch. Obwohl sein Wert die Talsohle langsam durchschritten hat, ist ein ordentliches, voll fahrfähiges Exemplar des 850i für rund 15.000 Euro zu haben. Wer diesen Betrag ausgibt, bekommt ein Auto, das sich sportlicher als jeder andere BMW seiner Zeit fährt. Er kauft ein verkanntes Genie, dessen Karriere mit einem Vierteljahrhundert Verspätung startet.

© dpa/Thomas Geiger - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: