Yamaha XT 660 Z Ténéré:Über Stock und Stein

Mit der neuen XT 660 Z Ténéré will Yamaha die Erfolgsgeschichte des Einzylinders fortschreiben.

Ulf Böhringer

Es gibt nicht sehr viele Motorräder, die sich bei Hunderttausenden Motorradfahrern so richtig im Hinterkopf festgesetzt haben. Zu den wenigen gehören mit Sicherheit die der Yamaha XT-Baureihe, 1976 als XT 500 erstmals präsentiert. Der zuverlässige Eintopf, tausendfach bewährt auch bei Touren über Stock und Stein, wurde zu einem wahren Dauerbrenner, der sich im Laufe der Jahre in immer wieder neuen Varianten zeigte.

Yamaha XT 660 Z Ténéré: Geschmacksfrage: Mit nur 48 PS gehört die mutig gestylte Yamaha XT 660 Z Ténéré leider nicht zu den Stärksten.

Geschmacksfrage: Mit nur 48 PS gehört die mutig gestylte Yamaha XT 660 Z Ténéré leider nicht zu den Stärksten.

(Foto: Foto: Yamaha)

Unsterblich mit 48 PS?

Schon 1983 erschien die erste Ténéré-Version, damals noch mit luftgekühltem, 595 Kubik großem Motor. Später folgten eine 660er-Version sowie die zweizylindrige 750 Super Ténéré. Nachdem die luftgekühlten XT-Einzylindermodelle, fast 50.000 Mal allein in Deutschland verkauft, wegen steigender Abgasanforderungen leistungsmäßig hoffnungslos ins Hintertreffen geraten waren, setzt Yamaha seit 2004 auf eine neue XT-Generation mit wassergekühltem Einzylindermotor und 660 Kubikzentimeter Hubraum. Basierend darauf haben die Yamaha-Händler jetzt die neue XT 660 Z Ténéré in den Schaufenstern - und hoffen, dass auch dieses Bike das Zeug zur Unsterblichkeit hat.

Viel ist es nicht, was die Neuerscheinung noch mit dem Urahn verbindet: Aus dem Doppelschleifen-Stahlrahmen wurde ein stählerner Brückenrahmen, der flüssigkeitsgekühlte Motor erfüllt jetzt eine mittragende Funktion. Statt Vergaser gibt es eine Einspritzung, ein geregelter Kat kümmert sich sorgsam um die Abgase. Natürlich wird auch nicht mehr angekickt, sondern elektrisch gestartet. Die hintere Aluminiumgussschwinge ist weit feiner als das frühere Stahl-Pendant, vorne agieren jetzt zwei kräftig zupackende Scheibenbremsen.

Der Antrieb erfolgt aber nach wie vor per Kette, das Vorderrad misst noch immer 21 Zoll - günstig fürs Gelände. Und auch heute noch dient eines der Rahmenrohre als Öltank für die Trockensumpfschmierung; das Nachfüllen des Öls ist inzwischen allerdings unvergleichlich schwieriger als einst. Stark angezogen hat auch das Gewicht der Ténéré: Wog sie vor 25 Jahren samt vollem 30 Liter-Tank gerade mal 170 Kilogramm, geht es der jüngsten Version mit 22-Liter-Tank wie ihrem Tester - auch der hat im Lauf von zweieinhalb Jahrzehnten gut 20 Prozent zugelegt.

Über Stock und Stein

Gehörte die erste XT-Generation Mitte der siebziger Jahre noch zu den flotten Motorrädern im Lande, lässt sich das von der aktuellen Ténéré nun wirklich nicht mehr behaupten: Mit 35 kW (48 PS) ist angesichts von gut 210 Kilogramm Leergewicht kein Staat mehr zu machen. Klar, man kommt überall hin und abseits des Asphalts auch zumindest so weit durch, wie die stark straßenorientierten Reifen Traktion aufbauen, aber Temperament ist längst was anderes. Schließlich liefern die klassenbesten Einzylinder mittlerweile fast 70 PS.

Immerhin: Die Reichweite passt

Auch das Fahrwerk ist kein wirkliches Glanzstück. Es wird zwar jene vollauf zufriedenstellen, die nichts anderes als ein anspruchsloses Arbeitsbike suchen, doch verwöhnteren Ansprüchen kann es nicht genügen. Dazu fehlt es sowohl der Gabel als auch dem Federbein an feinem Ansprechvermögen; höheren Geländefertigkeiten steht der nur 200 Millimeter betragende Federweg im Wege. Auch muss man die 895 Millimeter Sitzhöhe wegstecken können. Positiv schlägt die sehr wirksame und gut dosierbare Dreischeiben-Bremsanlage zu Buche, leider aber hat Yamaha die optionale Aufrüstung mit ABS nicht vorgesehen.

Eine feine Sache ist der 22-Liter-Tank, der eine Reichweite von rund 400 Kilometer sicherstellen dürfte. Auch das Windschild macht seine Sache ordentlich und die Sitzbank wird als angenehm empfunden; die zahlreichen Plastik-Applikationen aus derbem Material unterstreichen den Auftritt als Fernreise-Abenteuermobil. Ob sich angesichts der Mitbewerber allerdings noch genügend Einzylinder-Freaks finden, die wenigstens 6995 Euro auf den Tisch legen und dann mit schlanken 48 PS Richtung Sahara aufbrechen, muss sich sicherlich erst noch zeigen.

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