Yamaha-Quad Wolverine 450FX:Schneller als der Förster

Das Vierrad macht im Gelände Spaß, fordert aber im echten Leben viel Selbstbewusstsein.

Tobias Opitz

Es gibt bekannterweise immer wieder Situationen im Leben, in denen muss man besonders stark sein. Mit einem Quad zu fahren, ist eine davon.

yamaha-quad wolverine 450fx; hersteller

Geht nicht, gibt's nicht: Im Gelände wühlt sich das Yamaha-Quad Wolverine 450FX überall durch.

(Foto: Foto: Hersteller)

Denn irgendwie ist dieses Gerät von allem etwas und nichts richtig - ein bisschen Motorrad, ein bisschen Geländewagen und ganz wenig Personenwagen.

Vier bullige Ballonreifen, unter der Sitzbank ein reichlich lauter Einzylinder; dazu eine, na ja, Karosserie, die allenfalls ganz Harte als cool empfinden mögen.

Und so fordern bereits die ersten Kilometer mit dem Yamaha-Quad Wolverine 450FX in Richtung Wildnis und Abenteuer, die unausweichlich durch die Stadt führen, schon ein gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein.

Grobe Stollenreifen

Denn die große Skala der Reaktionen am Wegesrand reicht von ungläubig-lächelnder Verblüffung bis hin zur erkennbar ablehnend gerunzelter Stirn. Da aber Quad-Piloten jenseits der fünzig eher die Ausnahme sind, dürften Image-Fragen ohnehin keine große Rolle spielen.

Für den jugendlichen Quad-Reiter zählt die Konzentration auf das Vierrad. Und das tut dringend Not; Asphalt, Spurrillen, die Schienen der Straßenbahn oder an sich Schlichtes wie ein Kreisverkehr sind natürliche Feinde des Quad und seiner groben Stollenreifen.

Schneller Antritt

Zwar beißt der 412 Kubik große Einzylinder kraftvoll zu, lässt den entschlossenen Piloten zumindest auf den ersten Metern manchen Ampelspurt gewinnen und ist gut für knapp 100 km/h.

Aber so rechte Freude will, gehört man nicht zur Kaste der Schauläufer, auf normalem Geläuf nicht aufkommen. Allein schon der Arbeit in den Kurven wegen, in denen Gewichtsverlagerung à la Motorrad überhaupt nichts bringt - das Quad will um jedes Eck gezwungen werden.

Und wer bei beherztem Bremsen nicht hellwach ist, läuft Gefahr, im 90-Grad-Winkel abzubiegen. So dauert es nicht lange, bis einem leicht genervt eine alte Regel einfällt: "Wäre es ein Pferd, müsste man es erschießen."

Zuschaltbarer Allradantrieb

Aber kaum ist man runter vom Asphalt und eingetaucht in enge Feldwege und Wald, ändert sich alles. Plötzlich macht das Gerät wahrhaften Spaß.

Der zuschaltbare Allradantrieb reißt die Stollen durch wirklich jeden Untergrund - und auf Anhieb wird auch klar, warum per Daumendruck Gas gegeben wird: Beim notwendigen Festhalten am Lenker würde man dauernd den Hahn komplett aufreißen und so manche Rolle rückwärts machen.

Ob tiefe Pfützen, Morast, Sandlöcher oder glitschige Steigungen - vor nichts schreckt das Yamaha-Quad zurück. Einziges Regulativ ist der Mut des Piloten; ein Großteil davon allerdings konzentriert sich außerhalb von freigegebenen Kiesgruben auf die stille Hoffnung, immer schneller zu sein als der Förster und sein Hund.

Schneller als der Förster

Vor gut zwei Jahren schwappte die Quad-Welle, wen wundert es, aus den USA über den großen Teich; ursprünglich erfunden, um unerschütterlich bei Forst- oder Rancharbeit zu dienen.

Diese Arbeitsgeräte heißen dann All Terrain Vehicle (ATV) und machen längst auch in unseren Breiten auf Bauernhöfen und anderswo einen guten Job.

Leicht abgespeckt und mit teils verwegenen Karosserien versehen, wurden daraus dann die Quads; selbst Baumärkte hofften mit Billig-Angeboten aus Korea auf das schnelle Geld.

"Hochwertige Sportgeräte"

Weil daraus aber nicht so recht etwas werden wollte, setzt man jetzt bei den großen Quad-Anbietern auf das Sportsegment - so auch bei Yamaha, wo man das Modell Wolverine 450FX und seine größeren und kleineren Brüder dezidiert als "hochwertige Sportgeräte" klassifiziert und so auch verstanden wissen will.

Legitimiertes Freizeitvergnügen in der Kiesgrube also, Trailfahren im Rahmen offizieller Wettbewerbe, zwischendurch mal schnell zum Einkaufen ohne Parkproblem. Und fairerweise muss gesagt werden, dass aus diesem Blickwinkel die Donnerkeile für Interessierte einen Sinn haben.

Einzelabnahme beim TÜV

Aber nur dann, wenn die behördliche Hürde des "Merkblattes für die Begutachtung kraftradähnlicher Vierradkraftfahrzeuge" genommen ist, denn: Jedes Quad muss, soll es auch im Straßenverkehr unterwegs sein, die Einzelabnahme beim TÜV meistern und darf dann mit der Autolizenz bewegt werden.

Fazit: Nach munteren Kilometer in Wald und Wiese überzeugt das Wolverine-Quad als lustiger Zeitvertreib, im täglichen Leben eher weniger.

Yamaha YFM450FX Wolverine; 421-cm3-Einzylinder; Automatikgetriebe mit Rückwärtsgang; zuschaltbarer Allradantrieb; 7690 Euro.

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