Yamaha Majesty:Vorstufe zur Seligkeit

Der Roller, der auf der Autobahn einen guten Eindruck macht

(SZ vom 26.06.1996) Da kommen weder der Helix von Honda noch der Hexagon von Piaggio heran: Mit einer Leistung von 15 kW (20 PS) des 250 Kubikzentimeter großen Einzylinder-Viertaktmotors markiert der von Yamaha jetzt vorgestellte Roller YP 250 die Spitzenposition im Rollermarkt. Seine Hoheit, der Majesty - so der Beiname des Gefährts - wartet aber nicht nur mit technischen auf: Wer im massig erscheinenden Gestühl Platz nimmt, erfährt die Vorstufe der Gold-Wing-Seligkeit: Der Majesty - eine Art 'Gold Wing light'...

Das Design des YP 250 erinnert von vorne an eine 'zurechtgerollerte ZZ-R'; dieser Kawasaki-Tourensportler besitzt eine starke Ausstrahlung, die auch dem Majesty eigen ist. Kein Wunder, daß bei Begegnungen viele Motorradfahrer erst einmal die Hand zum Gruß erheben und sie dann oft verschämt wieder einziehen, wenn sie nämlich erkennen, daß es sich 'nur' um einen Roller handelt.

Die Majesty-Besatzung kann solche Überheblichkeit ertragen, denn dieser Roller macht Spaß: Die Bedienung ist so einfach wie bei jedem modernen Roller, der akustisch unaufdringliche, 20 PS starke Motor zieht prächtig an und ermöglicht sehr entspanntes Fahren, das Fahrwerk ist ausgeglichen. Es werden selbst bei flotter Kurvenfahrt keine nennenswerten Unruhen im Fahrwerk registriert. Außerdem findet man am Majesty durchdachte Bedienungsdetails wie eine intelligente Handbremsen-Feststellung; die Sitzbank erhebt sich mit Unterstützung einer Gasdruckfeder und gibt einen teppichausgekleideten Stauraum frei, wobei die Entriegelung per Fernbedienung am Zündschloß funktioniert. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Ablagen, eine Zeituhr, eine Temperaturanzeige für den flüssigkeitsgekühlten Motor und eine auch für den Sozius zwar hohe, aber nicht unangenehme Sitzposition. Der Elf-Liter-Tank ermöglicht eine Reichweite von mehr als 250 Kilometern, da der Durchschnittsverbrauch mit rund 3,5 Liter Benzin erfreulich gering ausfällt.

Das Windschild und die breite Verkleidung tragen erheblich dazu bei, daß das Einsatzgebiet des 120 km/h schnellen Majesty nicht auf den Stadt- und Vorortverkehr beschränkt bleibt: Mit ihm lassen sich auch Autobahn-Etappen bewältigen. Daß das Fahren auf Land- und Bergstraßen Spaß macht, versteht sich angesichts von nur 20 PS zwar nicht von selbst, ist aber so. Je kleiner und winkeliger die Straßen sind, desto mehr kann der YP 250 seine auf geringem Gewicht und tiefliegendem Schwerpunkt beruhenden Vorteile ausspielen.

Angesichts des Gewichts von 158 Kilogramm und des Preises von 9950 Mark haben auch Besitzer des Führerscheins 1a die Möglichkeit, ein wenig Gold-Wing-Feeling zu genießen. Doch auch angesichts des Preises von knapp 10 000 Mark zeigt es sich, daß der Majesty eigentlich kein Motorroller mehr ist, sondern etwas Neuartiges: Vielleicht müßte man ihn Motor-Glider nennen.

Von Ulf Böhringer

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