Yamaha FZ6 Fazer S2:Die Unaussprechliche

Mit der weiterentwickelten FZ6 Fazer S2 will Yamaha ihren Rang als Bestseller in Europa festigen.

Ulf Böhringer

Als die Yamaha FZ6 zusammen mit ihrem Schwestermodell FZ6 Fazer im Jahr 2004 in ihrer ersten Version erschienen ist, hatte das auf Europas Märkten für den jahrelangen Topseller Honda Hornet 600 böse Folgen: Die ebenfalls mit einem 600 Kubikzentimeter großen Vierzylindermotor ausgerüstete Fazer sicherte sich auf Anhieb den Titel des in Europa meistverkauften Motorrads.

Auch in Deutschland konnten sich die unverkleidete FZ6 und die mit einer Halbschalenverkleidung ausgerüstete Fazer erfolgreich in Szene setzen und landeten seither in der Zulassungs-Hitparade stets unter den besten fünf. Nun galt es, einen Bestseller zu verbessern, ohne seinen Erfolg zu gefährden.

Wie verbessert man einen Bestseller?

Beim Versuch, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, hat sich Yamaha allerdings in der Nomenklatur vergaloppiert: Wer nunmehr eine FZ6 oder FZ6 Fazer ordert, bekommt von sofort an einen um 20 PS auf 78 PS (57 kW) abgemagerten Reihenvierzylindermotor (und serienmäßig ein ABS) geliefert; damit will man dem Hauptkonkurrenten Honda die Stirn bieten, dessen 78 PS starkes Modell CBF 600 sich glänzend verkauft. Bis Ende Juli galt für dieses Einstiegsmodell ein Aktions-Verkaufspreis von 6932 Euro, jetzt verkaufen die Yamaha-Händler die leistungsreduzierte Fazer um 300 Euro teurer für 7232 Euro.

Die volle Schüttung von 98 Pferdestärken (72 kW) wird jetzt im Modell FZ6 Fazer S2 ABS geboten; die Serie 2 stellt - äußerlich allerdings erst auf den zweiten Blick erkennbar - eine bemerkenswert gut gelungene Weiterentwicklung des bisherigen Modells dar und bleibt mit einem Listenpreis von 7643 Euro ebenfalls unter dem Preis des 2006er Modells von 7850 Euro.

Dabei wurde die S2 deutlich aufgewertet: So wird jetzt eine schön eloxierte Telegabel verbaut, das Hinterrad ist von einer feinen Aluminiumschwinge geführt und die Instrumenteneinheit wurde von dem Spitzenmodell der FZ-Baureihe, der FZ1, übernommen. Damit hat der Fahrer jetzt ebenfalls die seriöse Chance, die anliegende Drehzahl auf einer analogen Skala tatsächlich ablesen zu können. Im bisher (und bei der Einstiegs-Fazer weiterhin) verwendeten runden Zentral-Digitalinstrument war das gar nicht möglich.

Die Unaussprechliche

Die Qualität der Radführungen ist insgesamt hochwertig, was man auf Straßen zweiter und dritter Ordnung auch sofort spürt. Die Fazer liegt stabil und ausgeglichen auf der Straße, federt selbst gröbere Unebenheiten erstaunlich gut weg. Sehr erfreulich ist auch, dass sich die mit Bridgestone-Reifen vom Typ BT 020 ausgerüstete S2 weit in Kurven hineinbremsen lässt, ohne dass sich das Motorrad spürbar aufrichten will. Wer bei der Auslieferung allerdings Pech hat und einen Dunlop D202 erwischt, hat in dieser Disziplin deutlich mehr Mühe.

Wesentlich williger als bisher agiert das vom Supersportler R6 stammende Vierventil-Triebwerk. War ihm bisher eine ziemlich spröde Gasannahme zu eigen, die einen flüssigen Fahrstil arg erschwerte, so darf man sich nunmehr über eine fast vollkommen ruckfreie Gasannahme freuen. Zwar ist der kleine Vierzylinder konzeptionsbedingt auch weiterhin kein Ausbund an Durchzugsstärke, doch kommt im Verein mit der gelungenen Übersetzung und der guten Getriebestufung selbst dann viel Fahrfreude auf, wenn der Fahrer den fünfstelligen Drehzahlbereich nicht aufsucht, sondern sich mit maximal Dreiviertelgas begnügt.

Mehr Gegenwert zu einem reduzierten Preis

Bei 10.000 Touren ist man im Bereich des maximalen Drehmoments, die Höchstleistung liegt bei 12.000 Umdrehungen an, der Drehzahlbegrenzer tritt erst jenseits der 13.000er-Marke in Aktion. Der sehr stabile Aluminium-Druckgussrahmen blieb technisch unverändert. Die nunmehr schwarze Lackierung lässt ihn - zusammen mit dem nun ebenfalls schwarzen Motor - allerdings deutlich wertiger erscheinen.

Die rund 215 Kilogramm schwere und etwa 225 km/h schnelle FZ6 Fazer S2 ABS hat aber nicht nur optisch deutlich zugelegt; vor allem ihre funktionalen Eigenschaften sind gründlich verbessert worden. Das Sitzpolster wurde bequemer, der Sitzbezug ist weniger rutschig als bisher. Und die Frontbremse ist nun mit Monoblock-Bremssätteln zur besseren Dosierbarkeit ausgerüstet. Das im Vorjahr eingeführte ABS zählt allerdings nach wie vor zur eher rustikalen Art; ist der Regelbereich erst mal erreicht, agiert es mit heftigem Rucken. Auch wenn das viele Yamaha-Modelle mit ABS machen: Zeitgemäß ist ein solches Geruckel nicht mehr.

Trotzdem sollte es der modellgepflegten Fazer S2 eigentlich gelingen, ihren Rang als Bestseller zu festigen. Mehr Gegenwert zu einem reduzierten Preis, das hört man doch gern.

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