Yacht-Sharing:Geteilte Freude

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Finanzierungsmodelle sollen den Traum von der eigenen Super-Yacht wenigstens für einige Wochen im Jahr wahr werden lassen.

Dirk Engelhardt

Millionäre haben auch so ihre Sorgen. Zum Beispiel ist es gar nicht so einfach, Besitzer einer luxuriösen Yacht zu werden. Zum einen verlangt die Entscheidung für ein eigenes Schiff viel Geld, organisatorische Probleme wie Liegeplatz und Betreuung der Yacht irgendwo in der Welt müssen gelöst werden. Und weil solche Schiffe vielfach nur wenige Wochen im Jahr genutzt werden, führt die Kosten-Nutzen-Rechnung schnell ins Minus.

Schwimmender Kongresssaal: In zwei Jahren soll diese 55 Meter lange und 17 Millionen Euro teure Business Yacht vom Stapel laufen. Drei Teilhaber, so der Plan, sollen sich das Schiff für Incentives teilen. (Foto: N/A)

Warum sich nicht eine Luxus-Yacht teilen?

Klagen auf hohem Niveau, für die es in den USA seit langem eine Lösung gibt. Denn dort ist es an der Tagesordnung, sich eine Luxusyacht mit mehreren Eigentümern zu teilen - auch deshalb, weil andere Vorstellungen über Eigentum und Nutzung herrschen. So kommt bei einem Umzug zum Beispiel kaum ein Amerikaner auf die Idee, Kühlschrank oder Waschmaschine mitzunehmen; viele Häuser werden möbliert vermietet. Jetzt kommt man auch bei uns auf den Geschmack, den Traum von der eigenen Yacht mit anderen zu teilen. "Während in den USA große Yachten meist zehn Eigner haben, beschränken wir uns in Europa aus saisonalen Gründen auf vier", erklärt Thomas Knott, der die Agentur Millennium International vor vier Jahren gegründet hat.

Derzeit verfügt die Agentur über 27 Luxusyachten, von denen die meisten in Nordamerika stationiert sind. Und der Kunde kann wählen - zum Beispiel zwischen der plüschigen Custom Tri-Deck, der 100-Meter-Superyacht Crystal mit eigenen Hubschrauberlandeplatz oder deutlich kleineren Schiffen, deren Anteile nur etwa ein Zehntel der Crystal kosten. Thomas Knott: "Nachteile eines eigenen Schiffes wie Kosteneffizienz oder das Handling übers Jahr fallen weg." Teileigentum verlangt aber auch nach Kommunikation innerhalb der Eignergemeinschaft. So ist der Liegeplatz nicht frei wählbar, sondern ist meist der Hafen, in dem die Yacht zum Zeitpunkt des anteiligen Kaufes liegt; soll dieser Liegeplatz verändert werden, muss Einigkeit herrschen.

Die Preise für die Anteile an den Millennium-Yachten liegen, je nach Schiffsgröße, zwischen 400.000 Euro und 800.000 US-Dollar. "Im letzten Jahr haben wir zusammen mit den amerikanischen Partnern immerhin 46 Yachtanteile verkauft", sagt Thomas Knott. Der Vorteil für Kurzentschlossene läge auch darin, in kürzester Zeit zum stolzen Eigner zu werden - während bei einem Werftneubau von der Bestellung bis zur Auslieferung wenigstens zwei Jahre vergehen, kann auf jene Yachten, die für das Teileigentum zur Verfügung stehen, sofort zugegriffen werden.

In einen völlig neuen Markt will man sich mit einer projektierten Business Yacht wagen. 17 Millionen Euro soll der 55 Meter lange Neubau kosten, der von dem niederländischen Designer Cor D. Rover gezeichnet wurde und von Ocean Classic, einer schwedisch-ägyptischen Werft, in zwei Jahren ausgeliefert werden soll. Die künftigen Nutzer - geplant sind drei Teilhaber - sollen an Bord die Möglichkeit haben, Geschäftsseminare, Konferenzen und Verkaufstagungen abzuhalten. Knott: "Im Hafen kann die Yacht 25 Leute beherbergen."

Auf einer Zwillingsyacht, einer sogenannten Shadow Yacht, sollen Helikopter, Wachmannschaften, medizinisches Personal und Servicekräfte Platz finden. Anlocken will man die Teileigner mit steuerlichen Vorteilen, die Unternehmensbesitz und geschäftliche Nutzung der Yacht mit sich bringen. Doch auch der Spaßfaktor zählt: Neben der Ausstattung mit modernster Medien- und Konferenztechnik stehen den Konferenzgästen Jetskis, Whirlpool oder Surf- und Wasserskiausrüstungen zur Verfügung.

Aber nicht nur für teure Motoryachten werden Finanzierungsmodelle angeboten. So bietet Master Yachting im bayerischen Eibelstadt unter dem Label Sunsail die Möglichkeit, zwar alleiniger Eigner einer Segelyacht zu werden, das Risiko einer Vercharterung aber nicht selbst zu tragen und gleichzeitig die Finanzierung überschaubar zu machen. Ein Preisbeispiel: Wer bei Sunsail eine Segelyacht zum Neupreis von 160.000 Euro kauft und in den Charterpool einstellt, bekommt über fünfeinhalb Jahre eine monatlich garantierte Beteiligung an den Chartereinnahmen von rund 1000 Euro - über die Laufzeit des Vertrages fließen also gut 66.000 Euro des eingesetzten Kapitals an den Käufer zurück. Außerdem fallen keine Liegeplatzgebühren und Versicherungskosten an. Zudem steht das Schiff dem Eigner pro Jahr für zehn Wochen zur Eigennutzung zur Verfügung.

Auch die Schweizer Agentur Yachtsharing ist eine der Firmen, die Finanzierungsmodelle anbieten. In deren Portfolio finden sich sechs luxuriöse Motoryachten, für die man ein Nutzungsrecht über vier, sechs oder acht Jahre erwerben kann - die Kosten sind von der Nutzungsdauer und der Jahreszeit abhängig.

Infos: www.yachtsharing.com; www.millennium-international.de; www.master-yachting.de

© SZ vom 29.11.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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