"Boot" in Düsseldorf:Hauptsache Luxus

Nicht kleckern, lieber klotzen: Die weltgrößte Wassersportmesse "Boot" feiert in Düsseldorf ihr 50. Jubiläum - mit so vielen Superyachten und Luxusbooten wie nie zuvor. Ein Überblick.

Von Jana Stegemann, Düsseldorf

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Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Wer an schicke Yachthäfen denkt, hat nicht als Erstes Düsseldorf im Kopf. Ehrlich gesagt, nicht mal als Zweites - oder Zehntes. Sondern Porto Cervo auf Sardinien, Monte Carlo in Monaco oder Portofino in Italien. Und doch ist es Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt, auf die bis zum 27. Januar eine ganze Branche schaut. So lange geht nämlich noch die "Boot", die wichtigste und größte Wassersportmesse der Welt, in diesem Jahr findet sie zum 50. Mal statt. Knapp 2000 Aussteller präsentieren in 16 Messehallen 1500 Segel- und Motorboote - und fast alles, was mit Wassersport zu tun hat.

Einer der Publikumsmagnete ist seit Jahren die Halle 6 - hier stehen die millionenteuren Superyachten der Messe. Der Trend ist klar: "Das Luxussegment ist in diesem Jahr größer als je zuvor", heißt es vom Veranstalter. Schon die Namen der Hersteller und Werften zeigen, wo die Reise hingeht: Sunseeker, Préstige, Monte Carlo ... also in die Sonne und auf jeden Fall tief ins Portemonnaie. Die teuersten ausgestellten Yachten kosten einen siebenstelligen Betrag.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf Constanze Tillmann

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Zwischen 20 und 30 Meter lang sind die größten Yachten in Düsseldorf. Bis zu dreimal so große Schiffe werden zwar auf der Monaco Yacht Show gezeigt, allerdings steht den Veranstaltern im Fürstentum auch ein Yachthafen von Weltrang zur Verfügung - keine Messehallen von NRW-Ausmaß. Und da müssen die Mega-Yachten nun mal irgendwie hinein. Der Transport ist mit einigem Aufwand verbunden: Die großen Boote werden mittels eines 160 Meter langen und 15,50 Meter breiten Ponton geliefert, der von je einem Zug- und Schubschiff gezogen wird. Dank ergiebiger Regenfälle führte der Rhein genug Wasser, damit die Millionen Euro teure Fracht von Rotterdam problemlos nach Düsseldorf geschleppt werden konnte. Übrigens der größte und längste Ponton-Transport, der die Messe in ihrer Geschichte jemals ansteuerte. Die Jubiläumsboot geizt nicht mit Superlativen.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf Constanze Tillmann

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"Big Willi" hob die Kolosse dann aus dem Rhein. Der 84 Tonnen schwere Kran wurde 1980 nur zu diesem Zweck angeschafft und kann bis zu 100 Tonnen schwere Boote "auskranen", wie es in der Fachsprache heißt. Und so ist die Sunseeker 86 Y - mit 76 Tonnen und 26,30 Metern Länge eine der größten Yachten der "Boot" - kein Problem für "Big Willi". Vorsichtig hievt der farbenfrohe Kran die Sunseeker ...

Sunseeker Anlieferung

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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... auf den Schwertransporter, der sie dann in die Halle 6 fährt. Die Yacht bietet acht Sonnenanbetern und vier Crewmitgliedern (oder geschätzt 50 Studenten) ausreichend Platz. Auf 120 Quadratmetern lässt es sich komfortabel leben ...

Sunseeker 86

Quelle: Messe Düsseldorf Constanze Tillmann

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... und schlafen. Etwa sieben Millionen Euro kostet die Yacht aus der britischen Sunseeker-Werft - offenbar kein unüberwindliches finanzielles Problem für die illustre Kundschaft, die nach Angaben einer Unternehmenssprecherin vor allem aus Deutschland und Großbritannien kommt. Die diskret vor vielen Booten platzierten Finanzierungsbeispiele werden kaum in Anspruch genommen. Der Branche geht es so gut wie lange nicht mehr, im vergangenen Jahr ist der Umsatz nach Angaben des Bundesverbandes um 2,9 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gestiegen. Diese Klientel sei nicht darauf angewiesen, die neue Yacht abzustottern - anders als zum Beispiel Käufer von Autos, bestätigt Jürgen Tracht vom Bundesverband Wassersportwirtschaft. Die im Durchschnitt etwa 61 Jahre alten Eigner und Eignerinnen legten vor allem Wert auf Komfort an Bord. Große Kojen, modernste Unterhaltungselektronik und hochwertige Sanitäranlagen sind daher längst Standard an Bord. Damit aber auch wirklich alles wie zu Hause auf der Couch ist, zahlen anspruchsvolle Besitzer zudem 50 000 Euro extra für Stabilisatoren, die allzu heftige Bewegungen ihres Schiffes ausgleichen sollen. Nur die Wellen, die lassen sich bislang nicht mit Geld besänftigen.

Wassersport-Messe 'boot Düsseldorf 2019'

Quelle: Marcel Kusch/dpa

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Der italienische Luxusyachtbauer San Lorenzo präsentiert in diesem Jahr die größte Yacht der Messe: Die SX88 ist 27 Meter lang und etwa fünf Millionen Euro teuer. Der Hersteller bezeichnet die Yacht als "social boat", es wird viel Platz für geselliges Beisammensein verwendet. Der Clou des Bootes: Auf dem hinteren Achterdeck befindet sich eine Bodenplatte, die sich bis zu einem Meter unter die Wasserfläche absenken lässt - so lässt sich mitten im Ozean in einem eigenen 30 Quadratmeter großen Meerwasserpool planschen.

Princess Y85

Quelle: Princess

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Im englischen Plymouth wird diese Yacht gebaut: die Princess Y85. Mit 26,20 Metern Länge ist sie nur zehn Zentimeter kürzer als die Sunseeker und zählt damit ebenfalls zu den Stars der "Boot". An Bord dieser Yacht ist alles auf das Leben und Urlauben im Freien ausgerichtet.

Princess Y85

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Großzügige Sitzgruppen gibt es genug - und eine riesige Sonnenliegefläche. Ebenso eine Bar und einen Grill. Die Sonnenbänke verfügen über verstellbare Teakholz-Kopfstützen und können zu Sofas umgebaut werden, während die Yacht dank der zwei V12 Motoren mit je 1900 PS mit einer Spitzengeschwindigkeit von 33 Knoten, also etwas mehr als 60 km/h, übers Meer braust.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Unter Deck finden bis zu acht Gäste in vier luxuriös eingerichteten Kabinen mit eigenen Bädern Platz. Die Eigner-Kabine verfügt über einen begehbaren Kleiderschrank. Nach Herstellerangaben wurden bauliche Vorkehrungen getroffen, damit sich die Crew "diskret und unauffällig" auf der Yacht bewegen kann.

Nach Angaben der Veranstalter ist in diesem Jahr übrigens auch Yacht-Sharing im Trend, klar: Sharing is caring und wieso sollte das nur bei Autos, Traktoren oder Rollern klappen? Der kollektive Besitz einer Yacht nennt sich: "Fractional Ownership". Die Boote können von den Werften oder Agenturen zu einem Drittel, Sechstel oder Neuntel erworben werden. Für bis zu 250 000 Euro pro Woche können Yachten in der Größe und Ausstattung der Sunseeker 86 oder der Princess 85 gechartert werden. Oder man kauft sie eben für sich ganz alleine.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Neben den großen Superyachten finden sich in den Hallen 5 und 6 in diesem Jahr auch auffallend luxuriöse Beiboote, die für Ausflüge an Land und Strand sowie für Fahrten zu anderen Yachten genutzt werden. Wobei "Beiboote" ein zu schnödes Wort für die Tender ist. Feinste Materialien, edle Ausstattung, modernes Design: Ein simples Boot kommt den Yacht-Besitzern nicht in die Garage des Hauptboots.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Neben den Luxustendern werden "Chase-Boats" immer stärker nachgefragt; so werden die Begleitboote der Mega-Yachten genannt. Diese sind häufig so groß, dass sie gleich mit eigener Crew kommen - und bis zu 500 000 Euro kosten. Auf hoher und nicht ganz so hoher See reist man in 2019 mit Gefolge und lässt sich das einiges kosten.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Und für den heimischen See dann vielleicht einen Wasser-Porsche? Das griechische Familienunternehmen Seven Seas Yachts fertigt mit dem Hermes Speedster einen Retro-Klassiker, der an einen Sportwagen aus Zuffenhausen erinnert. Inspiriert vom Design des Porsche 356 Speedster ist ein Boot mit einem sehr steilen Anstellwinkel und kaum Tiefgang entstanden, das schon bei geringen Geschwindigkeiten in Gleitfahrt übergeht. Wie sein Vorbild soll es bei allen Geschwindigkeiten äußerst stabil auf dem Wasser liegen und eine hohe Kippstabilität haben, verspricht der Hersteller. Es wird - auf Wunsch - mit Elektroantrieb geliefert, kein Einzelfall in den Messehallen. Doch wie in anderen Branchen auch: Elektromobilität ist eher Nischenthema in Düsseldorf. Klar, es gibt ein paar Hersteller, die auch prominent beworben und hergezeigt werden, aber die allermeisten setzen doch auf klassische Antriebe. Dass alles an diesem Boot übrigens in Handarbeit gefertigt wird, schlägt sich natürlich im Preis nieder: Mehr als 100 000 Euro kostet der Wasser-Porsche.

Oyster

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Segelyachten gibt es auf der "Boot" übrigens auch, gleich zwei Hallen sind dafür reserviert. Schließlich sind die Segelboote das eigentliche Herzstück der Messe. Die größte ist in diesem Jahr die Oyster 675 (im Bild), die aus Southhampton gebracht wurde. Der Clou an dieser sehr edlen 21 Meter langen und etwa drei Millionen Euro teuren Segelyacht: Sie kann von nur zwei Personen gesegelt werden. An Bord ist Platz für einen bis zu 3,40 Meter langen Tender, auf Wunsch wird auch eine Waschmaschine samt Trockner eingebaut. Innen unterscheidet sich die Segelyacht kaum von einer sehr modernen, großzügig geschnittenen Eigentumswohnung.

Boot Düsseldorf

Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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Bei so viel Luxus möchten wir Ihnen aber auch dieses Segelboot nicht vorenthalten. Transportiert werden kann es in zwei Taschen, die zusammen nur 40 Kilo wiegen. Der Aufbau des 2,80 Meter langen und aufblasbaren Tiwal 3.2 dauert nach Aussage des Herstellers nur 15 Minuten. Die französische Seglerin Marion Excoffon hat das Segelboot aus der Tasche entworfen, das zwei Kinder oder einen Erwachsenen und ein Kind trägt. Es kostet 4790 Euro - und man spart sich die Liegegebühr am Yachthafen.

© SZ.de/cku/dd/sks
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