Süddeutsche Zeitung

Verkehrssicherheit:Diese Regeln für Winterreifen sollten Sie kennen

Welche Strafen drohen, wie man Reifen wechselt, was im Ausland gilt - ein Überblick.

Überfrierende Nässe, der erste Schneefall: Wer jetzt noch keine Winterreifen hat, sollte sich schleunigst welche besorgen und aufziehen lassen. Doch was ist beim Montieren der Räder zu beachten? Was hat es seit 1.1.2018 mit dem Alpine-Symbol auf sich? Und wer kann sich das mit einem Griff zu Ganzjahresreifen künftig sparen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was droht mir, wenn ich noch keine Winterreifen aufgezogen habe?

Aufgrund der situativen Winterreifenpflicht müssen Autofahrer immer geeignete Pneus aufgezogen haben, wenn es die Straßenbedingungen erfordern. Wer also bei überfrierender Nässe und Schnee ohne geeignete Winterreifen unterwegs ist, muss mit mindestens 60 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen. Behindern Autofahrer dabei andere, bekommen sie ebenfalls einen Punkt, zahlen aber schon 80 Euro und nach einem Unfall 120 Euro, informiert der Tüv Süd. Ein Punkt bekommt immer auch der Halter und muss 75 Euro zahlen, wenn er die Verwendung des Autos zugelassen oder sogar angeordnet hat.

Wie wechsle ich die Winterreifen selbst?

Für einen Reifenwechsel in Eigenregie suchen Autobesitzer einen festen, ebenen Grund. Auf Kopfsteinpflaster oder einer abschüssigen Straße könnten Wagenheber einklappen, warnt der Tüv Thüringen. Dann drohen schwere Verletzungen und Beschädigungen an Radaufhängungen oder Schwellern. Der Wagenheber darf nicht verkanten und sollte nur an den dafür vorgesehenen Stellen angesetzt werden, die für die auftretenden Kräfte ausgelegt sind. Wo sich die Aufnahmepunkte befinden, ist je nach Fahrzeug verschieden. Im Zweifel müssen Fahrer in der Betriebsanleitung nachsehen.

Wofür brauche ich den Drehmomentschlüssel?

Auch mit einem einfachen Radkreuz lassen sich die Reifen montieren. Empfehlenswert ist aus Sicht des ADAC aber ein Drehmomentschlüssel. Dieser lässt sich präzise einstellen, sodass die Schrauben nicht überdreht aber zugleich nicht zu leicht angezogen werden. Ein Blick ins Betriebsheft verrät, mit viel Kraft Radmuttern festgedreht werden dürfen. Nach 50 Kilometern sollte man prüfen, ob sie weiterhin festsitzen, raten die Experten.

Was gilt für M+S und was bedeutet das Alpine-Symbol?

Sind die alten Pneus heruntergefahren, wird es Zeit für neue Winterreifen. Anhaltspunkt kann hier etwa die Profiltiefe sein: Liegt sie unter vier Millimeter, rät der ADAC zum Tausch. Neue Reifen sollte unbedingt das sogenannte Alpine-Symbol - eine Schneeflocke in einem Bergpiktogramm - auf den Flanken tragen. Das erklärt der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS). Reifen mit M+S-Kennzeichnung gelten laut ADAC nur noch als wintertauglich, wenn sie vor 2018 produziert worden. Sie dürfen noch bis September 2024 bei winterlichen Verhältnissen genutzt werden. Ab dem Januar 2018 hergestellte Winterreifen brauchen das Alpine-Symbol. Bei winterlichen Straßenverhältnissen gilt in Deutschland eine Winterreifenpflicht. Im Ausland können andere Regeln gelten und beispielsweise Schneeketten vorgeschrieben werden. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz bietet online eine Übersicht. Auch der ADAC stellt im Internet ausführliche Informatonen bereit.

Die alten Winterreifen sind doch noch gut - aber wie lange?

Älter als drei Jahre sollten gekaufte Reifen nach Angaben des ADAC nicht sein. Frischer Reifengummi hatte bei Tests des Autoclubs die beste Haftung. Wann der Reifen hergestellt wurde, lässt sich an einem vierstelligen Zahlencode, meist in einem Oval, am Ende der DOT-Nummer an der Reifenflanke erkennen. Die ersten zwei Ziffern nennen die Woche, die letzten zwei Ziffern das Herstellungsjahr. Im Fachhandel lässt sich das gut selbst prüfen. Wer online kauft, der sollte bei der Auftragserteilung darauf hinweisen, dass er Reifen möchte, die maximal ein gewisses Alter aufweisen.

Sind Ganzjahresreifen die bessere Alternative?

Der Reifenwechsel zweimal im Jahr kann nerven. Warum also nicht zu Ganzjahresreifen greifen? Wer in einer stadtnahen Flachlandregion ohne harten Winter lebt, kann laut Tüv Süd darüber nachdenken. Eine Option sind die Reifen außerdem für Fahrer, die wenig unterwegs sind. Gebiete mit vielen Steigungen jedoch, auch städtische wie Stuttgart, verlangen im Winter nach Winterreifen. Denn bei Matsch und Schnee spielen die ihre Vorteile aus. Auf Eis dagegen schlagen sich die Ganzjahresreifen generell nicht schlechter.

Welche Regeln gelten im Ausland für Winterreifen?

Dass die Autofahrt in die Skiferien mit Winterreifen absolviert wird, dürfte für die meisten Urlauber selbstverständlich sein. Allerdings sollten sich Reisende vorher auch näher mit den einzelnen Regeln in den Reiseländern auseinandersetzen. Österreich: Hier gilt zum Beispiel nicht nur eine situative Winterreifenpflicht von November bis Mitte April, es gibt auch Vorgaben für die Profiltiefe: 4 Millimeter bei Radial- und 5 Millimeter bei Diagonalreifen müssen es mindestens sein. Winterurlauber sollten also nicht mit abgefahrenen Pneus fahren. Frankreich: In den französischen Hochlagen müssen Urlauber eventuell Schneeketten aufziehen. Dies kann durch Schilder vorgeschrieben werden, erklärt das Zentrum für europäischen Verbraucherschutz. Genügen anstelle der Schneeketten auch Winterreifen, steht auf diesen Schildern folgender Zusatz: "Pneus neige admis" oder "Pneus hiver admis". Eine generelle Winterreifenpflicht gilt in Frankreich nicht. Schweiz: In der Eidgenossenschaft gibt es keine explizite Vorschrift. Wer allerdings auf schneeglatter Straße mit Sommerreifen nicht weiter kommt und den Verkehr behindert, dem droht ein Bußgeld. Italien: Winterreifen oder Schneeketten können nach Angaben der Verbraucherschützer bei entsprechender Witterung durch Verkehrszeichen vorgeschrieben sein, auf denen der Hinweis "obligo di pneumatici invernali o catene a bordo", steht. Winterreifenpflicht gilt von Mitte Oktober bis Mitte April im Aosta-Tal. Wichtig für Reisende auf dem Brenner: Auf dieser wichtigen Autobahnverbindung in Südtirol besteht von Mitte November bis Mitte April eine sogenannte Winterausrüstungspflicht. Die wird etwa durch Winterreifen erfüllt.

Was gilt eigentlich für Anhänger?

Eine gesetzliche Pflicht, Anhänger mit Winterreifen auszurüsten, gibt nicht. Doch der Tüv Süd rät dazu, sie auch entsprechend zu bereifen. Die Gummimischungen und das Profil der Winterreifen bieten bei winterlichen Straßenverhältnissen mehr Grip. Der Tüv empfiehlt Winterpneus am Anhänger vor allem für Wohnanhänger und für Gespann-Vielfahrer. Wer im Winter wenig fährt oder nur einen eher leichten Anhänger für Gartenabfälle oder Ähnliches nutzt, könne auch über Ganzjahresreifen für den Anhänger nachdenken.

Wie lagere ich Sommerreifen richtig?

Wer seine Reifen in der Werkstatt wechseln lässt, kann sie gegen Gebühr oft gleich bis zum Frühjahr einlagern lassen. Wenn Autofahrer sie selbst einlagern, sollten sie einen trockenen, kühlen und dunklen Ort wählen. Direktes Sonnenlicht und schwankende Temperaturen könnten den Pneus schaden, erläutert der Tüv Thüringen. Bleiben die Reifen auf den Felgen, können sie liegend übereinander gestapelt werden. Alternativ bietet sich ein Felgenbaum oder eine Wandhalterung an. Reifen solo, also ohne Felge, überwintern am besten stehend. Dann sollten Autofahrer sie etwa einmal monatlich um etwa ein Viertel drehen, um Standschäden zu vermeiden.

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