Windkraft für E-Mobile:Brise im Tank

Sie sind der Alptraum jedes Mineralölkonzerns: Selbstversorger, die mit Kleinwindanlagen Strom produzieren und Elektrofahrzeuge aufladen. Die ersten großen Windkraft-Tankstellen sind in Planung.

Sebastian Viehmann

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Elektroautos und Windkraft

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Sie sind der Alptraum jedes Mineralölkonzerns: Selbstversorger, die mit Kleinwindanlagen Strom produzieren und Elektrofahrzeuge aufladen. Die ersten großen Windkraft-Tankstellen sind in Planung.

Wenn Marten Jensen in die Zukunft blickt, gerät der Friese ins Schwärmen. "Wir sind allround-unabhängig. Strom, Wärme, Mobilität - all das holt man sich aus dem eigenen Garten", so die Vision des Geschäftsführers der EasyWind GmbH. Denn in seiner Zukunft hat jeder ein eigenes Windrad auf dem Grundstück, kann den Energiekonzernen eine lange Nase drehen und mit seinem selbst aufgeladenen Elektroauto jede Tankstelle links liegen lassen. In Nordfriesland, wo in den achtziger Jahren die ersten Windparks entstanden, soll diese Vision Realität werden.

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Schon jetzt hat Jensen vier Kunden, die ihre Windräder mit einer Stromtankstelle aufgerüstet haben. Einer davon lädt sein Elektro-Dreirad Twike per Windenergie auf dem eigenen Grundstück auf.

Die laut EasyWind weltweit einzige zertifizierte Kleinwindanlage für den Hausgebrauch kostet inklusive Fundament und Genehmigungsplanung 22.500 Euro ohne Mehrwertsteuer. Die Stromtankstelle gibt es für 290 Euro dazu. "An den Tankstellen verdienen wir nichts, aber es ist ein Argument, um die Menschen für unsere Kleinwindanlagen zu begeistern", sagt Marten Jensen.

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Die Friesen sind dabei, sich in einer Genossenschaft zusammenzuschließen. Die "E4mobile eG" will Stromtankstellen einrichten, die mit Windkraft, Solarenergie und Biogasanlagen betrieben werden. Zunächst geht es dabei um kleinere Fahrzeuge, etwa Pedelecs (Elektro-Fahrräder) und Elektro-Roller.

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Mit der emissionsfreien Mobilität - also mit Elektrofahrzeugen, die nur mit "sauberem", aus regenerativen Energiequellen gewonnenem Strom geladen werden - wollen die Friesen auch im Tourismus die Werbetrommel rühren.

"Jeder vierte EasyWind-Kunde will bereits die Stromtankstelle dazu haben. Interessant ist das auch für Besitzer von Ferienwohnungen, die ihren Besuchern dann gratis Pedelecs zur Verfügung stellen können", so Marten Jensen.

Im Bild: Windrad von EasyWind

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Die RWE-Tochtergesellschaft RWE Innogy ist durch eine Minderheitsbeteiligung am britischen Unternehmen Quiet Revolution ebenfalls ins Kleinwind-Geschäft eingestiegen. Eine Pilotanlage mit zwei Mikrowindturbinen steht auf dem Gebäude des Essener Technologie- und Entwicklungs-Centrums (ETEC).

Je nach Windverhältnissen liege die von den "Quiet Revolutions" erzeugte jährliche Strommenge derzeit zwischen 3000 und 8000 kWh, heißt es bei RWE. Das wäre genug für einen Durchschnittshaushalt in Deutschland - der verbraucht im Jahr etwa 3500 kWh Strom.

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RWE Innogy-Sprecher Konrad Böcker bremst allerdings die Erwartungen an eine schnelle Verbreitung der Kleinwindenergie: "Die Ausweitung dieser Art der Windtechnologie und ihre kommerzielle Nutzung in Deutschland wie auch in anderen europäischen Staaten hängt maßgeblich von einem einheitlichen Genehmigungs- und Zertifizierungsrahmen ab, wie auch von geeigneten Fördermechanismen oder Marktanreizprogrammen", so Böcker.

Eine Turbine wie die 40.000 Euro teure "Quiet Revolution" sei zum jetzigen Zeitpunkt eher für Unternehmen oder Kommunen geeignet.

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Die Selbstversorger aus Friesland sind nicht die einzigen Wind-Visionäre. Der Ingenieur und Unternehmer Klaus-Dieter Balke plant haushohe Windkraftwerke mit vertikal angeordneten Turbinen, die ein bisschen aussehen wie eine Weihnachtspyramide.

Die Turbinen lassen sich modulartig übereinander anbringen, und darunter bleibt ein nutzbarer Gewerberaum, zum Beispiel für eine Stromtankstelle. Balke nennt seine Idee die "Ööl-Quelle - ökonomisch-ökologische Leistungsquelle".

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Eine 35 Meter hohe Anlage mit vier Turbinen habe eine Leistungsabgabe von 20 kW bei einer Windgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde und sei unter normalen Bedingungen in der Lage, im Jahresverlauf 85.000 Kilowattstunden Strom zu produzieren.

"Durch die vertikale Anordnung der Propeller wird der Wind sozusagen optimal entnommen", so der Ingenieur. Im April wollen Balke und seine Partner aus Baden-Württemberg und Norddeutschland die erste Windmaschine präsentieren.

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Balke schwebt als mögliches Einsatzgebiet seiner Anlagen ein ähnliches Batterietausch-Konzept vor wie dem israelischen Elektroauto-Visionär Shai Agassi, der sich selbst als "Ende des Öls" bezeichnet.

Balke will die durch die Wind-Pyramiden erzeugte ...

Im Bild: Brennstoffzellen-Fahrzeug von Mercedes

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. elektrische Energie in Batterien speichern, die als Antriebsquelle für Elektroautos dienen - man liefert sein leeres austauschbares Batteriepaket in der Tankstelle ab und nimmt ein frisches wieder mit. "Das ganze kombiniert mit einem Partner wie Mc Donalds - dann haben wir es doch", beschreibt Balke seine Ideen für die Tankstelle der Zukunft.

Im Bild: Brennstoffzellen-Hybrid von Ford

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Eine Tankstelle als Extra-Kundenservice für jedes beliebige Unternehmen - das dürfte den Mineralölkonzernen gar nicht gefallen.

Um genügend Autos betanken zu können, müssen die Windmaschinen natürlich eine entsprechende Leistung erbringen.

Elektroautos und Windkraft Toyota Prius

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Auch bei Toyota hat man eine Vision der Selbstversorgung ohne Öl: Solarzellen auf dem Dach einer Garage oder eines Parkplatzes erzeugen Strom, den man zum Aufladen des Akkus im Plug-in-Prius nutzen kann (Bild).

Die Plug-in-Version des Hybridautos Prius, das bereits in kleinen Flotten unterwegs und mit Lithium-Ionen-Akkus ausgerüstet ist, hat eine rein elektrische Reichweite von 20 Kilometern. Erst dann muss der Benzinmotor wieder mithelfen - und wer sein Auto hauptsächlich im Stadtverkehr nutzt, kann bei jeder Spritaufnahme wahrscheinlich die Spinnweben vom Tankdeckel wischen.

Alle Fotos: Pressinform

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