Wasserschlitten im Test:Badespaß mit Hightech und Elektromotor

Mit dem Seabob F5 S kann man sich über die Wasseroberfläche ziehen lassen und bis zu 40 Meter tief tauchen. Das ideale Spielzeug für den Strand- oder Segelurlaub - allerdings ein sehr teures.

Test von Roland Löwisch

Das Schlimmste ist der Muskelkater. Zuerst macht er sich in der Brust bemerkbar, dann kriecht er die Schultern hinauf, um sich letztlich in Caput laterale, Caput medial und Caput longum festzusetzen. Tatsächlich weiß der Ungeübte noch nach fünf Tagen im Trizeps, dass mit 5,5 PS und 680 Newton im Wasser nicht zu spaßen ist.

Dabei hat der elektrisch angetriebene Seabob F 5 S (Force5 Sport) gar keinen anderen Daseinszweck, als Spaß zu machen. Den schnellsten Wasserschlitten der Welt gibt es jetzt in der dritten Generation - leichter und schwächer als sein Vorgänger F 7. Und damit folgt Hersteller Cayago AG aus Bad Salzuflen dem Trend der Autoindustrie: Downsizing.

Mit bis zu 18 km/h auf Tauchstation

Der Seabob F 5 S wiegt mit 35 Kilo nur halb so viel wie der F 7, was jetzt einen kräftigen Mann befähigt, sein Spielzeug alleine ins Wasser tragen zu können. Dafür reichen nun auch 5,5 statt sieben PS: Das mit dem Red-Dot-Award ausgezeichnete, führerschein- und zulassungsfreie Designerstück schleppt seinen Passagier mit maximal 20 km/h über die Wasseroberfläche und geht mit ihm bis zu 18 km/h auf Tauchstation.

Das Handling des Elektroschleppers ist dabei denkbar einfach. Neben den beiden Haltegriffen befinden sich Controlgrips mit je zwei verschiedenfarbigen Piezo-Sensoren, die per Daumen bedient werden. Am wichtigsten sind rot (links) und blau (rechts). Mit dem blauen Knopf ruft man in sechs Schritten (der Hersteller nennt es "Gänge") von 15 über 30, 45, 60, 75 bis zu 100 Prozent der Leistung ab. Mit dem roten Knopf schaltet man herunter.

Porsche hat bei der Entwicklung geholfen

Damit der Schlitten bei eventuellen Schwächeanfällen des Reiters nicht von alleine in den Ozeanen dieser Welt verschwindet, drückt man im rechten Haltegriff automatisch immer einen Trigger, der sofort jeden Antrieb stoppt, wenn er losgelassen wird. Ein großes, mittig platziertes TFT-Farb-Display informiert Schwimmer und Taucher unter anderem über den jeweils eingelegten "Gang", die Tauchtiefe und über die verbleibende Energie.

Das Patent des E-Jet-Power-Antriebes gehört Cayago. Dazu treibt ein Elektromotor unter dem Schlitten aus Spezialkunststoff einen Impeller, der das Wasser in einem Kanal verdichtet und nach hinten ausstößt. Einzigartig ist, dass der Motor mit dem Wasser gekühlt wird, das auch als Antrieb benutzt wird. Porsches Engineering-Abteilung entwickelte die Motorsteuerung, das Bedienteil mit grafischem Display und den Akku-Manager, der die Batterien vor Beschädigungen schützt.

Erst drauflegen, dann abtauchen

Je nach Energieabruf reicht eine Ladung für eine halbe bis eine Stunde Badespaß. Geht die Energie zur Neige, drosselt der Seabob automatisch die Leistung, damit der engagierte Nutzer sein Boot oder den Strand auch dann noch erreichen kann, wenn sich aus Versehen weit von seiner Basis entfernt haben sollte. Innerhalb von acht Stunden sind Bobbys beide Lithium-Mangan-Akkus, die rund 45 Prozent des Gesamtgewichtes ausmachen, wieder geladen - an einer Schnellladestation benötigt man nur 1,5 Stunden.

Als Outfit zum oberflächlichen Power-Diving reichen gut sitzende Badebekleidung und eine möglichst optimal abdichtende Schwimmbrille, die die Nase einschließt. Tiefgründigeren Sportlern sei volles Taucheroutfit samt Sauerstoffflasche angeraten.

Ist die Kraft des nur 1,15 Meter langen Schlittens schon über Wasser beeindruckend, zieht er einen noch erstaunlicher herunter. Über Wasser wird der Seabob nur durch Körperbewegungen und am besten am langen Arm geführt und gelenkt, aber ihn unter Wasser zu zwingen, erzeugt den Muskelkater. Es hat sich als hilfreich herausgestellt, sich dazu ein bisschen auf den Seabob zu legen und dann erst abzutauchen.

Tauchen nur bis zum gewünschten Limit

Damit man dabei nicht aus Versehen tiefer abgleitet als geplant, hat Cayago eine Sicherung eingebaut: Vor dem Start kann man die maximal gewollte Tauchtiefe einstellen, und zwar von 0,5 bis höchstens 40 Meter. Ist das gewünschte Limit erreicht, schaltet die Elektronik automatisch auf 30 Prozent Leistung herunter und mahnt zum Wiederaufstieg. Kommt man dem Sandboden allerdings zu nahe, saugt sich das Gerät am Boden fest - dann bleibt nur, die Leistung auf null zu drosseln.

Billig ist der Spaß nicht: Das Top-Modell Seabob F 5 S kostet 12 828 Euro. Wer sich farblich absetzen will, kann Metallic-Farben für 475 Euro ordern oder Zweifarbigkeit wählen, die 675 Euro mehr kostet. Günstiger ist die abgespeckte Version F 5: Dann schleppt man nur 27 Kilo ins Wasser, muss sich aber auch nur mit 3,5 PS und 650 Newton zufrieden geben. Preis: 9300 Euro. Damit dauert der Muskelkater dann vielleicht auch nicht mehr ganz so lange.

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