Süddeutsche Zeitung

Elektromobilität:Zu Hause aufladen

Wer eine eigene Wallbox fürs Elektroauto installieren möchte, erhält seit Kurzem 900 Euro Zuschuss. Was Antragsteller beachten müssen.

Von Ramona Dinauer

Für eine Viertelmillion elektrifizierte Fahrzeuge haben die Deutschen 2020 die Innovationsprämie beantragt. Damit es für all diese Autos genügend Ladestationen gibt, muss es neben den öffentlichen Steckern auch Ladepunkte an privaten Stellplätzen und Garagen geben. Der Bund fördert den Einbau solcher Ladestationen seit November mit 900 Euro - mit großer Resonanz.

Wer kann den Zuschuss beantragen?

Das neue Förderangebot soll den Ausbau der häuslichen Ladeinfrastruktur unterstützen. Dementsprechend müssen die Ladestationen zu privaten Stellplätzen oder Garagen gehören. Beantragen können den Zuschuss private Eigentümer, Wohneigentümergemeinschaften sowie Vermieter von Wohnraum. Mit der Zustimmung des Vermieters können auch Mieter selbst den Förderantrag einreichen. Dann tragen sie allerdings auch die Kosten für die Installation, die über die Zuschusssumme hinausgehen. Frank Müller, Gründungsmitglied des Bundesverbands E-Mobilität, hält das Förderprogramm für sinnvoll und dringend notwendig: "Es müssen nun alternative Möglichkeiten für Ladestationen gefunden werden, weil man mit dem Ausbau der öffentlichen Ladestationen nicht hinterherkommt."

Wie hoch ist der Zuschuss?

Für jeden privaten Ladepunkt zahlt der Bund 900 Euro. Kostet die Anschaffung der Ladestation weniger, gibt es keinen Zuschuss. Das ist allerdings eher unwahrscheinlich. Denn mit den 900 Euro können neben dem Ladepunkt selbst auch die Installation und das Energie­managementsystem zur Steuerung der Lade­station bezahlt werden. Und für all das kommen schnell mal mehr als 2000 Euro zusammen, wie eine Beispielrechnung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zeigt. Hat die gewünschte Ladestation mehr als einen Ladepunkt, ist der Zuschuss höher - allerdings nur, solange pro Ladepunkt mehr als 900 Euro anfallen. Bei zwei Ladepunkten muss also der Schwellenwert von 1800 Euro überschritten werden. Außerdem muss die Ladestation ein paar weitere Bedingungen erfüllen: Sie muss intelligent gesteuert werden, um beispielsweise die Ladedauer zu begrenzen. Außerdem muss Ökostrom mit maximal elf Kilowatt (kW) in die Station fließen. Ein Anschluss mit mehr als elf kW sei für den Hausgebrauch auch nicht nötig, sagt Müller.

Wie beantragt man den Zuschuss?

Vor allem so zeitnah als möglich, empfiehlt Müller. Schließlich sei ein Großteil des ersten Fördertopfs (Fachbegriff: KfW-Programm 440) bereits aufgebraucht. Der Antrag läuft über das Zuschussportal der KfW. Noch vor der Antragstellung empfiehlt es sich, einen Kostenvoranschlag bei dem Elektriker einzuholen, der die Ladestation installieren soll. Ist der Zuschuss einmal bestätigt, müssen Antragsteller noch ihre Identität, meist per Schufa-Identitätscheck, nachweisen. Danach kann die gewünschte Wallbox bestellt und ihr Anschluss in Auftrag gegeben werden. Förderantrag, Wallbox kaufen, Installation - meist einige Wochen später landet dann der Zuschussbetrag auf dem Bankkonto des Antragsstellers. "Ist der Fördertopf einmal leer, wird die Regierung die Summe womöglich nochmal aufstocken", sagt Müller. Besonders zu Beginn des Programms gingen pro Tag zehntausend Anträge ein.

Gibt es noch andere Förderformen für E-Ladestationen?

Ja, denn der Bund, einige Länder und auch einige Kommunen möchten mit einer breiten Förderung den Markt für E-Autos sowie Plug-in-Hybride nach wie vor in Schwung bringen - auch wenn sich die Verkaufszahlen mittlerweile deutlich dynamischer entwickelt haben als noch vor einigen Jahren. So gibt es 9000 Euro für die Anschaffung eines E-Autos, 6750 Euro beträgt die sogenannte Innovationsprämie bei Plug-in-Hybriden. Allein 2020 beantragten Käuferinnen und Käufer für mehr als 250 000 Autos die Prämien. Aber: Ein elektrisches Fahrzeug sei ökologisch nur dann sinnvoll, "wenn es auch mit grünem Strom fährt", sagt Müller. In diesem Sinne bietet die KfW günstige Kredite für Photovoltaikanlagen und Energiespeicher.

Auch auf kommunaler Ebene sowie von einigen Bundesländern gibt es Zuschüsse - viele dieser Programme sind im vergangenen Jahr ausgelaufen oder durch den KfW-Zuschuss abgelöst worden. Es gibt aber auch Ausnahmen: In Hamburg zum Beispiel können unter anderem Unternehmen, Arbeitgeber, Vereine und Wohnungsbaugesellschaften eine Förderung für Ladestationen erhalten. Zwischen 40 und 60 Prozent der Kosten für Hardware, Installation und Betriebsführung der Stationen fördert die Hansestadt auf privatem Grund. Ein ähnliches Programm bietet auch die Stadt München. Mit bis zu 6000 Euro pro Ladepunkt fördert die Stadt größere Ladeinfrastrukturprojekte mit mindestens elf Ladepunkten. Fördermittel seien noch genügend vorhanden, teilt die Stadt mit. Bis September 2022 läuft das Programm "Laden in München" noch vornehmlich für Gewerbebetriebe und Wohnungseigentümergemeinschaften. Mit der KfW-Förderung lässt sich der Zuschuss nicht kombinieren.

Gibt es genug Geld für alle?

Mit der Förderung der privaten Ladestationen sind große Hoffnungen verbunden: "Damit kommen wir unserem Ziel - Laden für alle, immer und überall - einen entscheidenden Schritt näher", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zum Beschluss der Förderung für private Ladestationen im Oktober. Seitdem wurden etwa 162 000 Anträge für knapp 200 000 Ladepunkte gestellt, teilt die KfW auf Anfrage mit. 180 der 200 Millionen Euro im entsprechenden Fördertopf sind damit verplant. Deshalb will Scheuer die Fördersumme um weitere 100 Millionen Euro aufstocken. Mit der steigenden Zahl an Elektro- und Hybrid-Autos reichen die öffentlichen Ladestationen bald nicht mehr aus. Zwar soll es bis 2030 eine Million Ladepunkte in Deutschland geben. Aktuell gibt es etwa 35 000 öffentliche Ladepunkte im Land. Zehn Elektroautos pro Ladepunkt empfiehlt die EU-Kommission. Diesem Ziel hinkt Deutschland hinterher: Nach Prognosen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) könnten es bis Ostern schon 20 Fahrzeuge pro öffentlichem Ladepunkt sein.

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