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VW Passat GTE im Fahrbericht:Der rechnet sich nicht

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Der neue Passat GTE mit Plug-in-Hybridantrieb lässt sich extrem leise, entspannt und auf Wunsch auch sportlich fahren. Sein einziges Handicap ist der Preis.

Von Michael Specht

Plug-in-Hybride sind nicht gerade die Renner bei deutschen Autokäufern. Vom Golf GTE zum Beispiel, den Volkswagen Anfang des Jahres auf den Markt brachte, ist auf der Straße so gut wie nichts zu sehen. Was bei einem Preis von mindestens 36 900 Euro auch nicht wirklich überrascht.

Dabei fährt sich ein Plug-in-Modell fantastisch, besonders im elektrischen Modus. Leiser und geschmeidiger schafft das kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Eine Elektromaschine ist der ideale Antrieb für den Kurzstreckenverkehr, gedacht für Autofahrer, die täglich zwischen 30 und 50 Kilometer unterwegs sind. Was laut diverser Erhebungen für rund 80 Prozent gilt. Und für die Langstrecke hat man dann den Verbrenner. Entsprechend euphorisch ist man bei VW. Bis 2018 sieht man dort eine Vervierfachung des globalen Absatzes, auf knapp 900 000 Pkw mit Stecker. Bis 2022 sieht VW jährlich gar 3,3 Millionen Kunden, die sich für ein Plug-in-Hybrid-Auto entscheiden.

Eindrucksvolle technische Eckdaten

Der Passat GTE soll dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Er kommt, zeitgleich als Limousine und Kombi, im Herbst zu den Händlern und ist Volkswagens erstes Plug-in-Modell in der volumenstarken Mittelklasse - dort, wo gewöhnlich der Dieselmotor regiert und Verbräuche um die fünf Liter bei Vielfahrern, Firmenkunden und Flottenbetreibern für niedrige Betriebskosten sorgen. Hier muss sich der Plug-in-Passat durchsetzen. Anderenfalls dürfte es VW kaum gelingen, die strengen Brüsseler CO₂-Vorgaben zu erreichen.

Die technischen Eckdaten des GTE sind eindrucksvoll. Unter der Haube steckt eine Systemleistung von 218 PS, die sich zusammensetzt aus den 166 PS des 1,4-TSI-Benziners und den 115 PS der E-Maschine. Beide Antriebsquellen sind zudem so geschickt aufeinander abgestimmt, dass sie 400 Newtonmeter Drehmoment ins Getriebe schicken - das Niveau vieler Dieselmotoren in der Zweiliterklasse. Die gute Durchzugskraft verleiht dem Passat Souveränität, das sehr leise Fahrgeräusch wirkt entspannend. Man fühlt sich wohl in diesem Auto, und genießt den Komfort.

Ebenso angenehm ist das Gefühl, grüner unterwegs zu sein als die meisten anderen. 50 Kilometer kann der GTE elektrisch fahren. Daraus ergibt sich nach einer komplizierten Formel ein ziemlich realitätsferner Normverbrauch von 1,6 Liter pro 100 Kilometer, weil eben die Batterie-Strecke in die Berechnung mit einfließt. Die Gesamtreichweite (Strom und Benzin) gibt VW mit 1100 Kilometer an, danach lässt sich der Akku an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose innerhalb von vier Stunden wieder vollständig aufladen.

Vier Modi decken alle Fahrsituationen ab

Der Plug-in-Passat startet im EV-Modus. Elektrisch angetrieben beschleunigt er nahezu lautlos und butterweich. Das funktioniert maximal bis zu einem Tempo von 130 km/h. Nimmt man das Gas zurück, "segelt" der Wagen, das heißt, eine Kupplung trennt augenblicklich Motor und Getriebe. Das Auto rollt dann - ohne Energieverbrauch - gefühlt noch endlos weiter. Auch im Hybrid-Modus, wenn sich gelegentlich der Benziner ins Spiel bringt, wird alles ausgeschaltet, sobald der Fuß vom Gas geht. Neben dem EV- und Hybrid-Modus bietet der Passat GTE seinem Fahrer noch "Battery Charge" an. Gedacht, wenn beispielsweise nach einer längeren Autobahnfahrt noch Strom für die Einfahrt in eine Umweltzone benötigt wird. Der Druck auf die Taste "GTE" schließlich aktiviert die sportlichen Gene. E-Maschine und TSI-Motor ziehen jetzt an einem Strang, beschleunigen den Wagen in 7,4 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Spitze von 225 km/h.

Bezahlen lässt sich Volkswagen das Doppelherz im Passat mit mindestens 44 250 Euro. Damit übertrifft der GTE sogar den Zweiliter TSI mit 220 PS in der höchsten Ausstattungsversion Highline (40 025 Euro) und ebenso den Spar-Passat 2.0 TDI mit 190 PS mit Blue-Motion-Technologie (42 625 Euro). Nicht gerade die besten Voraussetzungen, den Plug-in-Absatz zu fördern.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2015
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